Schönberg liegt etwa 15 Kilometer östlich von Lübeck am Fluss Maurine. Das hügelige Gebiet östlich und westlich des Maurinetals erreicht Höhen bis 83 m ü. NHN (Bockholzberg).
Stehende Gewässer im Ortsbereich sind der in der Stadt gelegene Oberteich mit einer Größe von elf Hektar, die Rupensdorfer Teiche und der Schilfteich.
Bis 1937 bestand Schönberg aus drei rechtlich selbstständigen Gemeinden:
der Stadt Schönberg, deren Gebiet vom Ratzeburger Ende bis zum Kalten Damm reichte
der Gemeinde Amtsgebiet Schönberg um die Amtsstraße (zwischenzeitlich Straße des Friedens) und die Lübecker Straße mit den Verwaltungsgebäuden
der Gemeinde Bauhof Schönberg, der Domäne Bauhof an der Dassower Straße, dem ehemaligen bischöflichen Tafelgut, deren Pächter gleichzeitig Gemeindevorsteher war.[3]
Die Ortsteile Malzow (als Malsowe) und Rupensdorf (als Rubenestorp) wurden bereits 1194 im Isfriedschen Teilungsvertrag erstmals urkundlich erwähnt.
Während der Befreiungskriege wurde Schönberg am 4. September 1813 Schauplatz eines Scharmützels zwischen den sich zurückziehenden französischen Truppen unter François Antoine Lallemand und Soldaten der Hanseatischen Legion unter dem Major Friedrich Wilhelm Ludwig von Arnim-Suckow, der am folgenden Tag bei Wesloe fiel. In dessen Verlauf zerstörten die französischen Truppen die Brücke über die Maurine und setzten die Häuser an der Straße, die zur Brücke führte, in Brand. 21 Häuser wurden dabei zerstört.[6]
1822 erhielt Schönberg als Hauptort und Verwaltungssitz der Exklave das Stadtrecht. Verwaltungsbehörde war die Landvogtei für das Fürstentum Ratzeburg, Eingangsgericht das Justizamt der Landvogtei für das Fürstentum Ratzeburg. 1879 entstand das Amtsgericht Schönberg. Nach der Reichseinigung von 1871 stand Schönberg im wirtschaftlichen Schatten des benachbarten Lübeck.
1821 wurde zunächst eine Holländerwindmühle, 1848 unmittelbar daneben an der Maurine, die heute noch als Wohngebäude genutzte Friedrich-Wilhelm-Mühle erbaut. 1907 wurde die Windmühle in den Nachbarort Selmsdorf umgesetzt und brannte dort am 13. März 1922 ab.[7]
1905 kaufte Anton Oltmann aus der holsteinisch-mecklenburgischen Müllerfamilie Oltmann beide Mühlen. 1908 baute Oltmann in der Wassermühle eine 56 PS-Turbine ein, 1921 einen Walzenstuhl. Beides wurde von der Mühlenbauanstalt Amme, Giesecke & Konegen geliefert.[8] Die Wassermühle blieb bis 1945 im Besitz der Familie. Ab 1945 wurde die Mühle treuhänderisch verwaltet, 1952 wurde der Müller Hans Oltmann, wie viele andere Müller, enteignet und die Mühle in das „Eigentum des Volkes“ überführt. Die Mühle war noch bis 1992 in Betrieb.[7][9]
1934 wurden die Ämter Grevesmühlen und Schönberg im Zuge der Wiedervereinigung der beiden Mecklenburgs zum Landkreis Schönberg zusammengelegt, Sitz der Kreisverwaltung war Schönberg.
Die Kreisverwaltung wurde 1949 in das 20 Kilometer östlich gelegene Grevesmühlen verlegt.
Durch die Lage an der innerdeutschen Grenze wurde die Stadt hart getroffen und erholt sich seit der Wiedervereinigung langsam. Der Altstadtkern wurde ab 1994 mit Hilfe der Städtebauförderung gründlich saniert.
Im August 2018 geriet Schönberg bundesweit in die Schlagzeilen, weil Unbekannte zweimal Hakenkreuze an eine Stelle im Ort gemalt hatten, an der zuvor ein syrisches Kind bei einem Unfall ums Leben gekommen war.[10]
Am 1. April 1937 wurde die Gemeinde Amtsgebiet Schönberg und am 1. April 1938 die Gemeinde Bauhof Schönberg in Schönberg eingemeindet.[11] Am 1. Juli 1950 wurden die Gemeinden Groß Bünsdorf, Klein Bünsdorf, Kleinfeld und Rupensdorf sowie am 1. Januar 1951 Petersberg eingegliedert. Am 1. Januar 2019 wurde die Gemeinde Lockwisch in die Stadt Schönberg eingemeindet. Lockwisch wurde bis dahin vom Amt Schönberger Land mit Sitz in der Stadt Schönberg verwaltet.
seit 2019: Stephan Korn (Kommunale Wählergemeinschaft Schönberg)
Nach der Kommunalwahl 2004 war Michael Heinze (Die Linke) Bürgermeister der Stadt. Mit über 72 % der abgegebenen Stimmen wurde er bei den Kommunalwahlen am 7. Juni 2009 wiedergewählt. Als danach bekannt geworden war, dass Heinze bis 1989 neben seiner früheren Funktion als Kommandeur der Grenztruppen der DDR auch Inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit war,[16] wurde er am 14. Juli 2009 vom Stadtrat (Mehrheitsentscheidung) seines Amtes enthoben. Die genannten Vorgänge wurden ab August 2009 vom Innenministerium des Landes überprüft.[17] Am 12. November 2009 wurde Lutz Götze (Die Linke) zum stellvertretenden und damit amtierenden Bürgermeister gewählt. Das Schweriner Verwaltungsgericht entschied dann am 9. Juni 2011, dass die Bürgermeisterwahl 2009 gültig war. Heinze konnte also in sein Amt zurückkehren.[18]
Die Bürgermeisterwahl am 25. Mai 2014 gewann Lutz Götze (SPD) mit 53,8 % der Wählerstimmen.[19]
Am 26. Mai 2019 wurde Stephan Korn (Kommunale Wählergemeinschaft Schönberg) mit 63,1 % der gültigen Stimmen zum neuen Bürgermeister gewählt.[20] Seine Amtszeit beträgt fünf Jahre.[21]
Wappen
Blasonierung: „In einem von Blau über Gold und Rot geteilten Schild ein roter Herzschild, darin ein silbernes Hochkreuz, überhöht von einer goldenen Fürstenkrone.“[22]
Wappenbegründung: Das Wappen ist in Anlehnung an das Siegelbild der Stadt Schönberg von 1822 durch Carl Teske 1884 gezeichnet worden. Es erinnert mit dem Herzschild, dem Wappen des einstigen Fürstentums Ratzeburg, an die frühere Zugehörigkeit Schönbergs zu dem aus dem 1648 säkularisierten Stiftsland des Bistums Ratzeburg hervorgegangenen Fürstentum. Die Plätze des Hauptschildes verweisen in ihrer Tingierung auf die mecklenburgischen Landesfarben und damit auf die Zugehörigkeit Schönbergs zu Mecklenburg.
Das Wappen wurde 1997 im Zuge der Flaggengenehmigung, nach der Wappenzeichnung von Carl Teske (1884), von Michael Zapfe neu gezeichnet und unter der Nr. 139 der Wappenrolle des Landes Mecklenburg-Vorpommern registriert.
Wappenbegründung: Das Wappen verlor schon bald nach dem Ende des II. Weltkrieges seine Gültigkeit.
Das Wappen wurde von Hans Herbert Schweitzer gestaltet. Es wurde am 1. Oktober 1943 durch den Reichsstatthalter in Mecklenburg verliehen.
Flagge
Die Flagge wurde von dem Weimarer HeraldikerMichael Zapfe gestaltet und am 22. Oktober 1997 durch das Ministerium des Innern genehmigt.
Die Flagge ist gleichmäßig längs gestreift von Blau, Gelb und Rot. In der Mitte des gelben Streifens liegt, auf jeweils ein Viertel der Höhe des blauen und des roten Streifens übergreifend, ein roter Schild mit einem schwebenden weißen Hochkreuz, das von einer gelben Fürstenkrone überhöht wird. Die Länge des Flaggentuchs verhält sich zur Höhe wie 3:2.[23]
Dienstsiegel
Das Dienstsiegel zeigt das Stadtwappen mit der Umschrift „STADT SCHÖNBERG • LANDKREIS NORDWESTMECKLENBURG“.[23]
Rathaus, zweigeschossiges Fachwerkgiebelhaus unter einem Krüppelwalmdach, etwa 1800 errichtet. Zum Rathaus wurde es 1925 und dabei im Inneren stark verändert. Das Stadtwappen über dem Eingang wurde 1922 in Sgraffito-Technik ausgeführt.[24]
St.-Laurentius-Kirche mit der historischen Winzer-Orgel von 1847, die bis heute als größte noch vorhandene Orgel Winzers fast vollständig original erhalten ist
Lutherdenkmal an der St.-Laurentius-Kirche
Spätgotische Mordwange (Sühnestein), ebenfalls an der Kirche
Büste von Rudolf Hartmann (kommunistischer Landtagsabgeordneter und Heimatdichter, der 1945 im KZ Mauthausen ermordet wurde) vom Bildhauer Hans-Peter Jaeger aus dem Jahre 1985. Das Kunstwerk wurde geschändet und beschädigt, es befindet sich seit 1990 im Heimatmuseum.
Neben mittelständischen Unternehmen der Möbelproduktion (Fa. Palmberg) und der IT-Branche sowie dem Hersteller von Aerosol-Ventiltechnik (LINDAL Group) gibt es zahlreiche kleinere Handwerksunternehmen.
Der Verkehr auf der Bahnstrecke Schönberg–Dassow wurde 1951 eingestellt. Eine direkte Verbindung nach Schwerin war noch in den 1940er Jahren geplant worden, doch wurde das fehlende Verbindungsstück Schönberg–Rehna, von einigen Trassierungsarbeiten und Brückenbauten abgesehen, niemals fertiggestellt.
In der Nähe des Ortsteils Sabow befinden sich zwei Windkraftanlagen des Typs Enercon E-82 E2 mit 2300 kW Nennleistung, 138 m Nabenhöhe und 82 m Rotordurchmesser. Die im Jahr 2010 fertiggestellten Windkraftanlagen sind die höchsten in Mecklenburg-Vorpommern. Im Jahr 2019 errichtet der Windpark-Projektierer BayWa r.e. acht weitere Windkraftanlagen der Firma Enercon mit einer Gesamthöhe von über 200 m im Rahmen eines Repowering-Projekts[25].
Nordwestlich der Stadt (zur Gemeinde Selmsdorf gehörig) befindet sich die Deponie Ihlenberg (auch bekannt als Deponie Schönberg), die seit 1977 betrieben wird und auf der seit vielen Jahren Hausmüll und Sondermüll behandelt und entsorgt werden.
Bildung
Ernst-Barlach-Gymnasium mit etwa 650 Schülern, 1823 aus der Ratzeburger Domschule hervorgegangenes Realprogymnasium mit Absolventen wie Werner Siemens und Ernst Barlach. Das Schulgebäude wurde 1928/29 unter Baurat W. Brückner im Stil der Heimatschutzarchitektur in Backstein errichtet.
↑ abHans-Heinz Schütt: Auf Schild und Flagge - Die Wappen und Flaggen des Landes Mecklenburg-Vorpommern und seiner Kommunen. Hrsg.: produktionsbüro TINUS; Schwerin. 2011, ISBN 978-3-9814380-0-0, S.177/178.
↑Gerd Baier, Horst Ende, Brigitte Oltmans, Gesamtredaktion Heinrich Trost Die Bau- und Kunstdenkmale in der mecklenburgischen Küstenregion mit den Städten Rostock und Wismar Henschel Verlag GmbH, Berlin 1990, ISBN 3-362-00523-3, Seite 69