Das Schloss Wolfegg ist ein Renaissance-Schloss in der Gemeinde Wolfegg in Oberschwaben. Es ist der Stammsitz des Adelshauses Waldburg-Wolfegg, in dessen Besitz es sich auch heute noch befindet. Das Schloss wird als westliche Grenze des Allgäus gesehen.[1]
Die äußere Form der heutigen Anlage geht auf den Truchsess Jakob II. von Waldburg (1546–1589) und seine Gemahlin Johanna (1548–1613) zurück, die gegen Ende des 16. Jahrhunderts ein neues Schloss erbauen ließen, um ein 1578 durch einen Kaminbrand zerstörtes Vorgängergebäude zu ersetzen. Teile dieses Schlosses wurden jedoch 1646 im Dreißigjährigen Krieg zerstört, als es schwedische Truppen unter General Wrangel plünderten und in Brand setzten. Der Wiederaufbau begann aufgrund von Geldmangel erst 1651 und die innere Neugestaltung der Repräsentationsräume erfolgte 1691–1700 durch den Bildhauer und Stuckateur Balthasar Krimmer (1653–1702) aus Wangen. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde dann ein Teil der Innenräume im Rokoko-Stil ausgestattet. Im späten 19. Jahrhundert kam es erneut zu größeren Umbauten, dabei wurden die Ausstattungen der Speisezimmer dem damaligen Zeitgeschmack angepasst und die Schlosskapelle erhielt ein neugotisches Aussehen.[2][3]
Im Jahr 1901 entdeckte der Jesuitenpater Josef Fischer in der Bibliothek des Schlosses das einzige noch erhaltene Exemplar der Waldseemüller-Karte von 1507, auf der erstmals der Name Amerika für den damals neu entdeckten Kontinent verwendet wurde. Es handelte sich bei der gefundenen Karte um einen Nachdruck aus dem Jahr 1516, der sich zusammen mit anderen Karten in einem Sammelband befand.[4]
Das Hauptgebäude des Schlosses besteht aus vier Flügeln, die zusammen mit vier Ecktürmen in der Form eines Rechtecks angeordnet sind. Das Schloss ist für die Öffentlichkeit normalerweise nicht zugänglich, allerdings werden im Rahmen von jährlich im Schloss stattfindenden Konzerten auch Führungen angeboten. Als besonders sehenswert gilt der mit 24 Holzskulpturen und einem großen Deckenspiegel ausgestattete Rittersaal im Barockstil, in welchem jährlich u. a. die Ludwigsburger Schlossfestspiele gastieren.[2][6][7]
Hans Ulrich Rudolf (Hrsg.), Berthold Büchele, Ursula Rückgauer: Stätten der Herrschaft und Macht – Burgen und Schlösser im Landkreis Ravensburg. Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2013, ISBN 978-3-7995-0508-6, S. 449–454.