Die Stadt liegt in Hinterpommern, an der Wipper, auf halbem Wege zwischen Köslin, 35 km, und Stolp, 27 km, auf einer Höhe von 25 m über dem Meeresspiegel. Bei der Stadt mündet die Motze in die Wipper.
Ort und Umgebung auf alten Bildern
Lage Schlawes unweit der Ostsee auf einer pommerschen Landkarte von 1794
Panorama von Schlawe an der Wipper mit der Wipperbrücke im Vordergrund auf der Lubinschen Karte von 1618
Panorama der Stadt Schlawe auf einer Lithographie aus der Zeit vor 1846[2]
Kösliner Vorstadt (Kösliner Straße), Postkarte von 1912
Geschichte
Mittelalter
Um 1186 wurde erstmals eine kaschubische Siedlung namens „Zlauinia“ schriftlich erwähnt, bis zum Ende des 13. Jahrhunderts wechselt die Ortsbezeichnung zwischen Slawo, Slauno und Slawe.
Der Ort gab über Jahrhunderte dem „Schlawer Land“ seinen Namen, ein Gebiet, das wie kein anderes in Pommern von wechselnden Landesherren beherrscht wurde. Das erste überlieferte Herzogtum war Pommern-Schlawe-Stolp unter Herzog Ratibor I. aus dem Adelsgeschlecht der Greifen, der bis zu seinem Tode um 1155 auf der Burg Schlawe residierte. Seine Nachkommen herrschten dort bis 1227, danach erwarb Swantopolk II., Herzog von Pommerellen, das Land Schlawe. Nach Swantopolks II. Tod, 1266, besetzte Herzog Barnim I. von Pommern das Land und reichte dieses 1270 als Pfandherrschaft an Herzog Wizlaw II. von Rügen. Um 1275 wurde dieser aus Schlawe durch Herzog Mestwin II. von Pommerellen verdrängt. Dieser hatte keine männlichen Erben und schloss ohne Rücksichtnahme auf zuvor eingegangene Verträge sowie auf Erbrechte mit ihm verwandter pommerscher Herzöge am 15. Februar 1282 mit Przemysław II., Herzog von Großpolen, einseitig einen Erbfolgevertrag ab.[3] Nach dessen Ermordung, 1296, folgte ihm Władysław I. Ellenlang, der Herzog von Kujawien, auf dem pommerellischen Herzogsthron nach. 1299 entmachtete der böhmische König Wenzel II. seinen polnischen Kontrahenten Władysław I. im Kampf um die Oberherrschaft im Königreich Polen, anschließend übernahm er dessen polnische Herrschaften, darunter das pommerellische Land Schlawe. 1300 krönte sich Wenzel II. zum polnischen König. Nach dem Mordanschlag an Wenzel III., 1306, setzte sich Władysław I. erneut als Landesherr über weite Teile Polens und Pommerellen durch.
Gegen die polnische Herrschaft erhoben sich die Swenzonen, ein pommerellisches Beamtengeschlecht im Dienste der böhmischen Herrscher. Diese ersuchten 1307 den Markgrafen von Brandenburg um Beistand, der 1308 in Pommerellen militärisch intervenierte. Im Vertrag von Soldin wurde das polnische Herzogtum Pommerellen schließlich 1309 zwischen zwei deutschen Feudalstaaten geteilt. Bei Brandenburg verblieben die Lande Schlawe, Stolp, Rügenwalde und Bütow, der größere Rest mit der Hauptfeste Danzig ging an den Deutschordensstaat.
Doch bereits mit dem Frieden von Templin erwarb der pommersche Herzog Wartislaw IV. 1317 alle pommerellischen Länder, die der Oberhoheit der Mark Brandenburg unterstanden, darunter auch das Land Schlawe. Dieses kam damit erneut unter die Herrschaft des pommerschen Greifengeschlechts, wo es bis zu dessen Aussterben im Jahre 1637 blieb. Nachdem Herzog Wartislaw IV. Schlawe erworben hatte, errichtete er dort eine starke Burg zur Abwehr und zum Schutz gegen den Deutschen Orden. Im Jahre 1317 wurde Schlawe durch Peter von Neuenburg aus dem Geschlecht der Swenzonen, die das Schlawer Land vom Herzog Wartislaw IV. zu Lehen nahmen, das Stadtrecht nach Lübischem Recht verliehen.[4] Um 1360 stiftete die Herzogin Sophia, Gemahlin des Pommernherzogs Barnim IV., die Marienkirche in Schlawe, die im gotischen Stil erbaut wurde.
Während dieser Zeit wechselten sich die Herzogtümer bedingt durch dynastische Landesteilungen mehrmals ab, Pommern-Wolgast folgten 1372 Pommern-Schlawe-Stolp, 1403 Pommern-Rügenwalde, 1457 noch einmal Pommern-Wolgast und 1532 Pommern-Stettin.
Frühe Neuzeit
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt zu einem bedeutsamen Zentrum des Leinwandhandels. Im Dreißigjährigen Krieg, 1618–1648, geriet Schlawe zwischen die Fronten und wurde fast völlig zerstört. Zum Kriegsende soll es nur noch 40 Haushalte gegeben haben. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, 1648, wurde Schlawe mit großen Teilen Hinterpommerns dem Kurfürstentum Brandenburg zugeschlagen.
Die Stadt erholte sich aber wieder, so dass sie 1720 in den Rang einer brandenburgischen Kreishauptstadt erhoben werden konnte. Einen weiteren Fortschritt brachte der Anschluss an die neue Chaussee von Stettin nach Danzig.
19. und 20. Jahrhundert
Seit 1815 gehörte Schlawe zur damals gebildeten preußischen Provinz Pommern.
Als Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland die Industrialisierung begann, machte sich dies auch in Schlawe bemerkbar. In rascher Folge entstanden ab 1850 mehrere Sägewerke und Mühlen, zwei Eisengießereien und eine Landmaschinenfabrik. 1869 öffnete der Bahnhof an der neuen Eisenbahnstrecke Berlin, Stettin, Danzig, und 1878 nahm die Bahnlinie nach Rügenwalde ihren Betrieb auf. Die zwischen 1875 und 1910 von 5141 auf 6620 angewachsene Bevölkerung wurde mit den neuen Energieträgern versorgt, nachdem 1896 ein Gaswerk fertiggestellt war, wurde die Stadt ab 1911 elektrifiziert. 1918 wurde Schlawe Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises. 1928 baute sich die kleine katholische Gemeinde die Pfarrkirche zum Hl. Antonius von Padua. Am Ende der Weimarer Republik war Schlawe zu einem kleinen Industriezentrum mit 18 Betrieben herangewachsen.
Um 1935 gab es in Schlawe unter anderem vier Hotels, acht Gasthöfe und Restaurants, eine Niederlassung der Reichsbank, eine Niederlassung der Pommerschen Bank, zwei Sparkassen, eine Molkerei, eine Bierbrauerei, zwei Mineralwasserfabriken, eine Wurstfabrik, zwei Maschinenfabriken, eine Landmaschinenfabrik, eine Lederfabrik, eine Matratzenfabrik, eine Metallwarenfabrik, zwei Möbelfabriken, eine Stuhlfabrik, ein Holzsägewerk, eine Textilfabrik (Weberei), zwei Ziegeleien, ein Dutzend Viehhandlungen sowie zahlreiche Handwerksbetriebe und Dienstleister.[8]
Anfang des Jahres 1945, gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, musste sich die Bevölkerung vor der anrückenden Roten Armee auf die Flucht begeben. Im März 1945 wurde die Stadt, nachdem sie zuvor schon zur Hälfte zerstört worden war, von der Roten Armee eingenommen. Viele Deutsche, deren Häuser die Bombenangriffe überdauert hatten, kehrten nach der Flucht wieder zurück. Nach Einstellung der Kampfhandlungen wurde die Stadt seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Es begann danach die Migration von Polen, die zunächst vorwiegend aus Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen, einhergehend mit der „wilden “Vertreibung der einheimischen Bevölkerung durch die polnische Administration.
Unter der polnischen Verwaltung wurden die beschlagnahmte Lebensmittelindustrie, die holzverarbeitende Industrie und die Konfektionsindustrie reaktiviert. Im Zuge der Neuordnung der Gebietsverwaltung wurde Sławno Kreishauptstadt, verlor diesen Status jedoch 1975 wieder. 1960 wurde begonnen, die immer noch zu großen Teilen in Trümmern liegende Stadt wieder aufzubauen. Nach dem Ende des Kommunismus wurden im Norden der Stadt moderne Wohnsiedlungen errichtet. 1999 wurde Sławno erneut Kreishauptstadt.
Die Gebäude der evangelischen Kirchen in Schlawe wurden 1945 von der polnischen Administration zugunsten der polnischen katholischen Kirche zwangsenteignet und vom katholischen Klerus ‚neu geweiht‘.
Die vor 1945 ansässigen Stadtbewohner waren größtenteils Evangelische (Angehörige der Landeskirche) und gehörten zum Kirchspiel Schlawe i. Pom. Der Bestand an Kirchenbüchern reichte bis 1710 zurück.[20]
1915: Hermann Kühn (1851–1937), Staatssekretär im Reichsschatzamt
1915: Hubert von Michaelis (1858–1925), Rittergutsbesitzer, Major a. D., Mitglied des Reichstages und des preußischen Herrenhauses, Kreisdeputierter des Kreises Schlawe
1927: August Steinhorst (1853–1937), Stadtältester und Ratsherr der Stadt Schlawe
Die Stadt Sławno ist Amtssitz der Landgemeinde (gmina wiejska) Sławno, wobei das Stadtgebiet nicht zum Gemeindegebiet gehört. Die Landgemeinde hat eine Fläche von 284,20 km², die das gesamte Stadtgebiet umschließt, und eine Einwohnerzahl von 8833 (31. Dezember 2020).
Literatur
Schlawe, Kreisstadt, an der Mündung der Motze in die Wipper, Regierungsbezirk Köslin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Schlawe (meyersgaz.org).
Eugen von Glasenapp: Beiträge zu der Geschichte des alt-hinterpommerschen Adelsgeschlechts der Erb-, Burg- und Schlossgesessenen von Glasenapp. Nachrichten aus der eigenen Heimath Hinterpommern resp. Livland, sowie über den specifisch pommersch-germanischen Uradel. Vossische Buchhandlung, Berlin 1884, S. 95–98, Ziffer 134: Schlawe; Textarchiv – Internet Archive.
Manfred Vollack (Hrsg.): Der Kreis Schlawe. Ein pommersches Heimatbuch. Band 1. Husum Verlag, Husum 1986, ISBN 978-3-88042-239-1. Band 2: Die Städte und Landgemeinden. 2. Auflage. Husum Verlag, Husum 1997, ISBN 3-88042-337-7.
Sławno: dawne fotografie i pocztówki = Schlawe: alte Fotografien und Ansichtskarten. Sławno 2002, ISBN 83-917381-0-8.
Hans von der Dollen: Streifzüge durch Pommern. Band 4: Hinterpommern, Heft 11: Köslin und der Gollenberg, Schlawe, Rügenwalde und Umgegend. Bugenhagenstift, Anklam 18
↑Pomerania – Geschichte und Beschreibung des Pommernlandes. IV. bis VI. Buch. E. Sanne & Comp., Stettin 1846; books.google.de
↑Udo Arnold, Marian Biskup (Hrsg.): Der Deutschordensstaat Preussen in der polnischen Geschichtsschreibung der Gegenwart. Verlag Wissenschaftliches Archiv, Bad Godesberg 1982, insbesondere S. 130 (= Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, Band 30).
↑Martin Wehrmann: Geschichte von Pommern. Band 1. 2. Auflage. Friedrich Andreas Perthes, Gotha 1919, S. 121. Nachdruck: Weltbild Verlag, Augsburg 1992, ISBN 3-89350-112-6.
↑Dietrich Bonhoeffer: Werke. Band 15: Illegale Theologenausbildung. Sammelvikariate 1937–1940. Herausgegeben von Dirk Schulz. Kaiser, Gütersloh 1998, ISBN 3-579-01885-X, S. 5.
↑Josef Ackermann: Dietrich Bonhoeffer – Freiheit hat offene Augen. Eine Biographie. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2005, S. 159.
↑Christian Friedrich Wutstrack: Kurze historisch-geographisch-statistische Beschreibung von dem königlich-preußischen Herzogtum Vor- und Hinterpommern. Stettin 1793, Übersichtstabelle auf S. 736.
↑ abcdAlexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 368–375, Ziffer 635.
↑Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin (9. Kreis Schlawe). Preußisches Finanzministerium, Berlin 1866, S. 26–33, Ziffer 169.
↑Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preußischen Staates und ihre Bevölkerung (VIII. Kreis Schlawe). Preußisches Statistisches Landesamt, Berlin 1873, S. 136–137, Nr. 105.
↑ abcdeMichael Rademacher: Schlawe. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑ abVierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs. Herausgegeben vom Kaiserlichen Statistischen Amt. Erster Jahrgang 1892. Zweites Heft. Puttkammer & Mühlbrecht, Berlin 1892, S. 5, Ziffer 339 (Google Books).
↑Schlawe Pomm., in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer alten Landkarte der Umgebung von Schlawe)
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