Rodau ist von Wald umgeben und liegt in einem Talkessel im Granitgebiet des nördlichen Odenwaldes, ca. 13 km südwestlich von Dieburg. Der Stadtteil Rodau besteht aus der Gemarkung Rodau.[3] In dieser liegen die folgenden aktuellen bzw. historischen Siedlungsplätze:[1]
Der Bereich war schon sehr früh besiedelt. Die älteste schriftliche Erwähnung das Dorfes datiert in das Jahr 1392.[1]
Rodau lag im Gerichtsbezirk der Zent Oberramstadt. Die Zent war in sogenannte Reiswagen eingeteilt, denen jeweils ein Oberschultheiß vorstand, die dem Zentgrafen unterstellt waren. Dieser Bezirk hatte einen Frachtwagen (Reiswagen) einschließlich Zugtieren und Knechten für Feldzüge bereitzustellen. Rodau gehörte zum Großbieberauer Reiswagen, der von Waldhausen[8][9] bestand aus den Orten Niedernhausen, Billings, Meßbach und Nonrod sowie die Dörfer Rodau, Wersau und Steinau angehörten. Die gesamte Zent Oberramstadt war dem Amt Lichtenberg zugeteilt. Diese Einteilung bestand noch bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts.[10]
In historischen Dokumenten ist der Ort unter folgenden Ortsnamen belegt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1] Rodin (1392); Roden under Liechtenberg (1400); Rodau im Bachauwe (1454); Roda (1671); Rodau (1730).
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Rodau:
„Rodau (L. Bez. Reinheim) luth. Filialdorf; liegt 11⁄2 St. von Reinheim, und hat 46 Häuser und 343 Einw., die außer 5 Kath. und 2 Reform. lutherisch sind. Man findet 3 Mahlmühlen, mit welchen 3 Schneide- und 2 Oelmühlen verbunden sind. – Im Jahr 786 schenkte die Aebtissin Abba aus dem Kloster Rodau oder Rodaha (das bei dem jetzigen Rodau lag) ihr Kloster mit allem Zugehör in der Bellinger (Billingser) Mark an die Abtei Lorsch. Die Familie Stumpf von Aßbach besaß Rodau als ein Bickenbachisches Lehen von Erbach. Nachher kam der Ort an die Familie von Schrautenbach, die denselben 1672 an Hessen vertauschte.“[11]
ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Dieburg, Stadt Groß-Bieberau
ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Darmstadt-Dieburg, Stadt Groß-Bieberau
Gerichte
Rodau gehörte zum ZentgerichtUmstadt und später zum Zentgericht Oberramstadt. In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Starkenburg (ab 1815 Provinz Starkenburg) wurde das Hofgericht Darmstadt eingerichtet. Es war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen. Damit war für Rodau das Amt Lichtenberg zuständig. Die Zentgerichte hatten damit ihre Funktion verloren.
ab 1968: Amtsgericht Darmstadt mit der Auflösung des Amtsgerichts Reinheim, zweite Instanz: Landgericht Darmstadt
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Rodau 561 Einwohner. Darunter waren 48 (8,6 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 108 Einwohner unter 18 Jahren, 252 waren zwischen 18 und 49, 117 zwischen 50 und 64 und 81 Einwohner waren älter.[20] Die Einwohner lebten in 228 Haushalten. Davon waren 54 Singlehaushalte, 60 Paare ohne Kinder und 93 Paare mit Kindern, sowie 21 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 36 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 152 Haushaltungen lebten keine Senioren.[20]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1]; Stadt Groß-Bieberau 2003, 2016, 2019[2]; Zensus 2011[20]
Diethard Köhler: Rodau im 18. Jahrhundert. In: 1200 Jahre Groß-Bieberau – Beiträge zu seiner Geschichte. Herausgegeben vom Magistrat der Stadt Groß-Bieberau, Groß-Bieberau 1987, (DNB880093137), S. 311–328.
Diethard Köhler: Familien in Rodau, Asbach, Klein-Bieberau, Webern 1635–1750. Bd. II, Adreßbuch vorderer Odenwald 1635–1750, Ober-Ramstadt 1987, (DNB880842164).
↑
Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamensbuch: Starkenburg. Hrsg.: Historische Kommission für den Volksstaat Hessen. Band1. Selbstverlag, Darmstadt 1937, OCLC614375103, S.727.
↑Ferdinand Dieffenbach: Das Großherzogthum Hessen in Vergangenheit und Gegenwart. Literarische Anstalt, Darmstadt 1877, S.254 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschluss und Gliederung von Gemeinden vom 29. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr.3, S.84ff., Punkt 93, Nr. 70 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0MB]).
↑Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC180532844, S.230.
↑Hauptsatzung. (PDF; 146 kB) §; 6. In: Webauftritt. Stadt Groß-Bieberau, abgerufen im Mai 2019.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC894925483, S.43ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr.8, S.121ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2MB]).
↑Ortsbeirat Rodau. In: Webauftritt. Stadt Groß-Bieberau, abgerufen im Oktober 2019.
↑Horst Bathon, Georg Wittenberger: Die Naturdenkmale des Landkreises Darmstadt-Dieburg mit Biotop-Touren, 2. erweiterte und vollständig überarbeitete Auflage. Hrsg.: Kreisausschuss des Landkreises Darmstadt-Dieburg – Untere Naturschutzbehörde (= Schriftenreihe Landkreis Darmstadt-Dieburg). Darmstadt 2016, ISBN 978-3-00-050136-4, S.57–58.
↑Darmstädter Echo, Freitag, 5. Oktober 2018, S. 22.
↑Ulrich Kirschnick: Die Bevölkerung der Zent Ober Ramstadt-Lichtenberg von 1659 bis 1695. Hrsg.: Hessische familienkundliche Vereinigung. Band75 Forschungen zur hessischen Familien- und Heimatkunde. Darmstadt 1991, OCLC31205965, S.67–69.
↑ abDiethard Köhler: Familien in Rodau, Asbach, Klein-Bieberau, Webern 1635–1750. Band II: Adreßbuch vorderer Odenwald 1635–1750. Ober-Ramstadt 1987, OCLC74995814.
↑Hermann von der Au: Zur Besiedelung des Pfarrdorfes Nieder-Modau nach dem Dreißigjährigen Kriege. In: Wilhelm Diehl (Hrsg.): Hessische Chronik – Monatsschrift für Familien- und Ortsgeschichte in Hessen und Hessen-Nassau. Sechzehnter Jahrgang. Verlag Wilhelm Diehl, 1929, ZDB-ID 400444-9, S.63–64.
↑Diethard Köhler: 1200 Jahre Groß-Bieberau – Beiträge zu seiner Geschichte. Hrsg.: Magistrat der Stadt Groß-Bieberau. Groß-Bieberau 1987, OCLC74938227, Rodau im 18. Jahrhundert, S.311–312, 323.