Bright war der Sohn von Sarah und Richard Bright (Senior), einem wohlhabenden Bankier. 1808 begann er zunächst ein Studium der Philosophie, Ökonomie und Mathematik an der University of Edinburgh. Ein Jahr später wechselte er zum Medizinstudium. 1810 war er Mitglied einer Sommerexpedition nach Island. Anschließend setzte er sein Studium am Londoner Guy’s Hospital fort. Im September 1813 ging er zurück nach Edinburgh, wo er seinen M.D. erhielt. In seiner Dissertation befasste er sich mit dem Erysipel (Hauterkrankung). Im folgenden Jahr reiste er nach Deutschland, Österreich und Belgien.
Von 1817 bis 1820 arbeitete er als Arzt am Londoner Cork Street Hospital (Fever Hospital). Danach war Richard Bright am Guy’s Hospital und in seiner Praxis tätig. Er unterrichtete pathologische Anatomie und führte zahlreiche Obduktionen aus.[1] Bright junior, wie er im Heimatland genannt wurde, arbeitete zusammen mit Thomas Addison und Thomas Hodgkin. Er war zu seiner Zeit einer der bekanntesten Mediziner in London und berühmtester Vertreter der „Great Men of Guy’s“ (eine Bezeichnung für bekannte Ärzte am Guy’s Hospital). 1821 wurde er zum Fellow of the Royal Society gewählt.[2]
Pierre Rayer nannte die Brightsche Krankheit Nephritis albuminosa, weil er es vorzog, „der Krankheit einen pathologischen, bezeichnenden Namen zu geben.“[20] Er unterschied, wie zuvor erstmals der Schotte Robert Christison, die akute von der chronischen Verlaufsform.[21] „Auf der deutschen Pathologentagung in Meran im Jahre 1905 war die Brightsche Krankheit Verhandlungsthema. Friedrich von Müller hatte das klinische Referat. Er verzichtete in diesem auf eine klinische Einteilung.“[22] Er hielt eine klinische Trennung zwischen Nephrose und Nephritis für undurchführbar; seine Einteilung war also empirisch und symptomatisch.[23][24]
Die Medizinhistorikerin Johanna Bleker bezeichnete die Brightsche Krankheit als „schmerzlose Nierenkrankheit“,[25] weil einseitige Nierenkrankheiten fast immer schmerzhaft sind. Deswegen heißen die einseitigen Nierenkrankheiten auch schmerzhafte oder chirurgische Nierenkrankheiten.[26] Aus demselben Grund sprachen Franz Volhard, der Nestor der Nephrologie, und Wilhelm Nonnenbruch bei der Niereninsuffizienz von den doppelseitigen Nierenkrankheiten.
Früher empfahl man „in manchen Fällen von chronischem Morbus Brightii“ zur Behandlung das Trinken zum Beispiel von Bitterwasser in Bad Friedrichshall.[32] Hansen und andere verwendeten beim Morbus Brightii Salpetersäure, „ohne besondere Heilresultate erzielt zu haben.“[33] Früher beschrieb man Frühgeburten beim Morbus Brightii[34] sowie eine purulente Meningitis als „secundäre Mischinfection im Verlaufe der chronischen Bright'schen Niere.“[35] Als Brightsche Granulationen bezeichnete man die Granulierung der Nierenoberfläche bei der chronischen interstitiellen Nephritis.[36]
Augenheilkunde
Die Brightsche Blindheit (oder der Brightismus) ist ein Symptomenkomplex mit akuten bis zur urämischenAmaurose reichenden Sehstörungen beim Nierenversagen. Die Brightsche Retinitis ist die Retinitis albuminosa bei der Albuminurie.[37] Der Augenarzt Moritz Heymann (1828–1870) erkannte diese damals von ihm so genannte Retinitis albuminosa als ein weiteres Symptom der Brightschen Krankheit. Salomon Klein hielt jedoch 1888 in einem langen Kapitel über die Netzhautentzündung beim Morbus Brightii „den Zusammenhang zwischen Nierenleiden und Netzhautleiden für unaufgeklärt.“[38]
Ebenfalls als Erster beschrieb er 1836[45] den später als Jackson-Anfall bezeichneten fokal-motorischen Anfall bei der Epilepsie.[46] Als Brightsche Psychose bezeichnete man die symptomatische Psychose infolge der Brightschen Krankheit.[47]
Trivia
Einmal wurde Bright nach seinen Krankheiten gefragt. Er antwortete: „Ich hatte die Brightsche Krankheit und er hatte meine.“ („I had Bright's disease. And he had mine.“) Er verstarb an einer Herzkrankheit (Aortenklappenfehler).
Burton Chance: Richard Bright, Traveller and Artist. In: Bulletin of the History of Medicine. Band 8, 1940, S. 909–933.
Henry Christison: Kidney Disease as described by Richard Bright in the Light of the Knowledge of a Century later. In: Ann. med. Hist. Band 9, 1927, S. 337–346.
Erich Ebstein (Hrsg.): Richard Bright: Die Erkrankungen der Nieren (1827 und 1836). In deutscher Übersetzung herausgegeben und eingeleitet. Leipzig 1916; Neudruck ebenda 1968 (= Klassiker der Medizin. Band 25).
Jaime Camacho MacKenzie: Dr Richard Bright–a man of many parts. His bicentenary year – 1789-1858. In: Bristol medico-chirurgical Journal. Band 104, Nr. 3, August 1989, S. 63–67, ISSN0308-6356. PMID 2692780.
L. März: Richard Bright – 28. September 1789 bis 16. Dezember 1858. In: Zeitschrift für ärztliche Fortbildung. Band 83, Nr. 23, 1989, S. 1207–1209. PMID 2697997.
Delancey Rochester: Richard Bright of Guy’s Hospital. In: Ann. med. Hist. Band 5, 1923, S. 301–305.
Ilza Veith: Richard Bright 1789–1858. An Appreciation on the Centenary of his Death. In: Mod. Med. (Minneapolis) 1958, S. 203–215.
Pamela Bright: Dr Richard Bright (1789-1858), The Bodley Head, London, 1983.
Theodor Fahr: Pathologische Anatomie des Morbus Brightii. In: Friedrich Henke, Otto Lubarsch (Hrsg.): Handbuch der speziellen pathologischen Anatomie und Histologie. 6. Band (Harnorgane, männliche Geschlechtsorgane), 1. Teil (Niere); bearbeitet von Thomas Fahr, Georg B. Gruber, Max Koch, Otto Lubarsch und O. Stoerk. Verlag von Julius Springer, Berlin 1925, S. 156–472.
Leo Mohr, Rudolf Staehelin (Hrsg.): Handbuch der inneren Medizin, 1. Auflage, 3. Band, 2. Teil: Mundhöhle und Speiseröhre, Magen, Darm, Peritoneum, Nieren, Nierenbecken und Harnleiter. Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg 1918, S. 187–1911, mit 245 teils farbigen Abbildungen und drei farbigen Tafeln, darin: Die doppelseitigen hämatogenen Nierenerkrankungen (Bright'sche Krankheit) von Franz Volhard; davon erschien 1918 ein Separatdruck, VIII, 576 Seiten, mit 24 meist farbigen Abbildungen und 8 farbigen Tafeln (Nachdruck des SeparatdrucksISBN 978-3-662-42272-4, doi:10.1007/978-3-662-42541-1).
↑Heinrich Haeser: Zur Geschichte der Bright’schen Krankheit. In: Janus. Zeitschrift für Geschichte und Literatur der Medizin. Band 3, 1848, S. 371–372.
↑Vgl. auch Carl Philipp Falck: Die Geschichte der Bright’schen Krankheit vom Jahre 1827 bis zum Jahre 1847. Nach den Quellen bearbeitet. In: Janus. Zeitschrift für Geschichte und Literatur der Medizin. Band 3, 1848, S. 138–153 und 456–494.
↑Theodor Fahr: Pathologische Anatomie des Morbus Brightii. In: Friedrich Henke, Otto Lubarsch (Hrsg.): Handbuch der speziellen pathologischen Anatomie und Histologie. 6. Band (Harnorgane, männliche Geschlechtsorgane), 1. Teil (Niere); bearbeitet von Thomas Fahr, Georg B. Gruber, Max Koch, Otto Lubarsch und O. Stoerk. Verlag von Julius Springer, Berlin 1925, S. 156–472, Zitat S. 165.
↑Pierre François Olive Rayer: Traité des maladies des reins et des altérations de la sécretion urinaire. 3 Bände mit Atlas. Verlag Germer Baillière, Paris 1837–1841 (deutsche Übersetzung von Samson Landmann, Kassel / Leipzig 1839, zweite, ausführlich bearbeitete deutsche Übersetzung: Die Krankheiten der Nieren und die Veränderungen der Harnsecretion in ihren Beziehungen zu den übrigen örtlichen Affectionen.Ferdinand Enke Verlag, Erlangen 1844, S. 264, § 481).
↑Handbuch der inneren Medizin, 4. Auflage, 8. Band, Nieren und ableitende Harnwege: Die hämatogenen Nierenerkrankungen, die ein- und beidseitig auftretenden Nierenkrankheiten, Erkrankungen der Blase, der Prostata, der Hoden und Nebenhoden, der Samenblasen. Funktionelle Sexualstörungen, bearbeitet von Walter Frey und Friedrich Suter, Springer-Verlag, Berlin / Göttingen / Heidelberg 1951, Kapitel: Die Meraner Tagung. S. 22–28.
↑Johanna Bleker: Die Geschichte der Nierenkrankheiten. Boehringer Mannheim 1972, S. 7 f.
↑Handbuch der inneren Medizin. 2. Auflage, 2. Teil (Besonderer Teil): von Kapitel VIII Die Nephrosen, die primären Parenchym- und Mesenchymdegenerationen bis Kapitel XI Die Sklerosen von Franz Volhard; Die ein- und beidseitig auftretenden Nierenkrankheiten (sog. chirurgische Nierenaffektionen) und Erkrankungen der Blase, der Prostata, der Hoden und Nebenhoden, der Samenblasen. Funktionelle Sexualstörungen von Friedrich Suter, Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg 1931, Nachdruck ISBN 978-3-662-42701-9, S. 1025–2148.
↑Walter Guttmann: Herbert Volkmann (Hrsg.): Medizinische Terminologie. 35. Auflage, Verlag Urban & Schwarzenberg, München / Berlin 1951, bearbeitet von Kurt Hoffmann, S. 138.
↑Johanna Bleker: Die Geschichte der Nierenkrankheiten.Boehringer Mannheim, Mannheim 1972, S. 80. Dortige Quelle: William Cumberland Cruikshank: Experiments on Urine and Shugar. [sic] In: John Rollo: Cases of the Diabetes mellitus with Results of the Trials of Certain Acids and other Substances in the Cure of the Lues venera. 2. Auflage, London 1798.
↑Handbuch der inneren Medizin, 4. Auflage, 8. Band, Nieren und ableitende Harnwege: Die hämatogenen Nierenerkrankungen, die ein- und beidseitig auftretenden Nierenkrankheiten, Erkrankungen der Blase, der Prostata, der Hoden und Nebenhoden, der Samenblasen. Funktionelle Sexualstörungen, bearbeitet von Walter Frey und Friedrich Suter, Springer-Verlag, Berlin / Göttingen / Heidelberg 1951, S. 11 f.
↑Enoch Heinrich Kisch: Friedrichshall. In: Albert Eulenburg (Hrsg.): Real-Encyclopädie der gesammten Heilkunde. 2. Auflage. 7. Band, Verlag Urban & Schwarzenberg, Wien / Leipzig 1886, S. 348.
↑Wenzel Bernatzik: Säuren. In: Albert Eulenburg (Hrsg.): Real-Encyclopädie der gesammten Heilkunde. 2. Auflage. 17. Band, Verlag Urban & Schwarzenberg, Wien / Leipzig 1889, S. 193.
↑Eduard von Hofmann: Frühgeburt. In: Albert Eulenburg (Hrsg.): Real-Encyclopädie der gesammten Heilkunde. 2. Auflage. 7. Band, Verlag Urban & Schwarzenberg, Wien / Leipzig 1886, S. 350.
↑Otto Heubner: Hirnhäute. In: Albert Eulenburg (Hrsg.): Real-Encyclopädie der gesammten Heilkunde. 2. Auflage. 8. Band, Verlag Urban & Schwarzenberg, Wien / Leipzig 1886, S. 19.
↑Günter Thiele: Handlexikon der Medizin, Verlag Urban & Schwarzenberg, München / Wien / Baltimore ohne Jahr [1980], Teil I (A–E), S. 307.
↑C. Hyldgaard et alii: In: Respiration, Mai 2019, S. 455–460.
↑Richard Bright: Reports of Medical Cases, selected with a View of Illustrating the Symptoms and Cure of Diseases by a Reference to Morbid Anatomy. Band 1, Longmans, London 1827–1831.
↑Richard Bright: Cases and observations, illustrating renal disease accompanied with the secretion of albuminous urine. In: Guy’s Hospital Reports. Band 1, 1836, S. 338–400. In deutscher Übersetzung: Krankheitsfälle und Beobachtungen zur Erläuterung der mit eiweißhaltigem Harn verbundenen Nierenkrankheiten. In: Erich Ebstein: Richard Bright: Die Erkrankungen der Nieren (1827 und 1836). Leipzig 1916.
↑Richard Bright: Fatal epilepsy, from suppuration between the dura mater and arachnoid in consequence of blood having been effused in that situation. In: Guy's Hospital Reports. Band1, 1836, S.36–40.
↑Barbara I. Tshisuaka: Bright, Richard. 2005, S. 210.
↑Günter Thiele: Handlexikon der Medizin, Verlag Urban & Schwarzenberg, München / Wien / Baltimore ohne Jahr [1980], Teil I (A–E), S. 307.