Rabertshausen

Rabertshausen
Stadt Hungen
Koordinaten: 50° 28′ N, 8° 59′ OKoordinaten: 50° 27′ 31″ N, 8° 58′ 42″ O
Höhe: 177 m ü. NHN
Fläche: 3,53 km²[1]
Einwohner: 136 (31. Dez. 2022) HW+NW[2]
Bevölkerungsdichte: 39 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1970
Postleitzahl: 35410
Vorwahl: 06043

Rabertshausen ist der nach Einwohnerzahl kleinste Stadtteil von Hungen im mittelhessischen Landkreis Gießen.

Geografische Lage

Rabertshausen liegt östlich von Hungen am Rande des Vogelsberges. Durch den Ort verlaufen keine überörtlichen Straßen.

Geschichte

Ortsgeschichte

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung des kleinen Dorfs findet sich in einer Schenkungsurkunde des Grafen Berthold I. von Ziegenhain aus dem Jahre 1252: „curiam nostram in Rabinhusen sitam“ (Unser Gericht, in Rabinhusen gelegen ...)[3] Eine weitere Erwähnung erfolgte 1335: „uf allin unsirn guden, die wir han zu Rabinshusen ...“ (auf allen unseren Gütern, die wir zu Rabinhusen haben).[4] „unßern freiyin hoff zu Rabertzhaußen“ heißt es 1478.[5] 1570 wird ein Einwohner mit Namen „Eisser Wendel“ zu Rabertshausen genannt.[6] Der Ortsname geht zurück auf den Rufnamen „Hraban“ in seiner späteren Form „Rathbert“.[7]

Zu dem Gericht Rodheim zählten 1577[8] neben der Mühle Reinhausen auch die Höfe Rabertshausen und Ringelshausen. Nach einem Salbuch von 1537 waren dem hessischen Landgrafen in Rabertshausen nur einzelne Höfe zinspflichtig.[9]

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Rabertshausen:

„Rabertshausen (L. Bez. Nidda) evangel. Filialdorf; liegt 112 St. von Nidda, hat 35 Häuser und 219 evangelische Einwohner. Hierher gehören der Reinhäuser und Ringelshäuser Hof und 1 Mühle.“[10]

Zum 31. Dezember 1970 erfolgte im Zuge der Gebietsreform in Hessen die freiwillige Eingliederung in die nächstgelegene Kleinstadt Hungen.[11][12] Für Rabertshausen wurde wie für alle Stadtteile ein Ortsbezirk eingerichtet.[13]

Exklave

Zu Rabertshausen gehörte ehemals auch eine 53 ha große Exklave nordwestlich von Unter-Schmitten mit den Weilern Haubenmühle und Reinhäuser Hof mit der Weißmühle. Die zusammenhängende Exklave wurde auch als Rabertshausen II bezeichnet und hatte im Jahr 1970 50 Einwohner. Bei der Gebietsreform in Hessen kam diese Exklave zunächst mit Rabertshausen zur Stadt Hungen, was bei Niddaer Politikern auf großes Unverständnis stieß. Erst nach zähen Verhandlungen mit dem damaligen Landrat des Landkreises Gießen Ernst Türk gelang die Umgliederung der Exklave vom Landkreis Gießen in den Landkreis Büdingen und die Eingliederung in die Stadt Nidda. Die Bezeichnung Rabertshausen II existiert als Flurname weiterhin.[14] Der Reinhäuser Hof ist der „Rest einer Teilwüstung“[15] Reinhausen. Der Ort wird 1313 erwähnt: „den Luden von Reinhusin“ (den Leuten von Reinhausen).[16] 1315 lautet es in einer Urkunde: „zu Renhusin, zu Wedershem, zu Salzhusen ...“[17] Der Ortsname wird als „Siedlung eines Regino“ gedeutet.[18] Bei der Belehnung des Landgrafen Ludwig I. durch den Abt Johann von Fulda im Juli 1434 fiel die Mühle zu Reinhausen in das Gericht Rodheim zusammen mit Orten Langd und Steinheim.[19]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Rabertshausen angehört(e):[1][20][21]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Rabertshausen 138 Einwohner. Darunter waren 6 (4,3 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 27 Einwohner unter 18 Jahren, 51 zwischen 18 und 49, 29 zwischen 50 und 64 und 24 Einwohner waren älter.[31] Die Einwohner lebten in 57 Haushalten. Davon waren 18 Singlehaushalte, 15 Paare ohne Kinder und 15 Paare mit Kindern, sowie 9 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 9 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 39 Haushaltungen lebten keine Senioren.[31]

Einwohnerentwicklung

• 1633: 22 Hausgesesse[1]
• 1669: 86 Seelen[1]
• 1742: 24 Untertanen, 10 Junge Mannschaften, keine Beisassen/Juden[1]
• 1791: 167 Einwohner[25]
• 1800: 167 Einwohner[32]
• 1806: 139 Einwohner, 27 Häuser[27]
• 1829: 219 Einwohner, 35 Häuser[10]
• 1867: 211 Einwohner, 36 bewohnte Gebäude[33]
• 1875: 187 Einwohner, 35 bewohnte Gebäude[34]
Rabertshausen: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2020
Jahr  Einwohner
1791
  
167
1800
  
167
1806
  
139
1829
  
219
1834
  
208
1840
  
197
1846
  
210
1852
  
207
1858
  
226
1864
  
210
1871
  
210
1875
  
187
1885
  
201
1895
  
181
1905
  
192
1910
  
188
1925
  
203
1939
  
208
1946
  
380
1950
  
361
1956
  
272
1961
  
232
1967
  
201
1971
  
207
1987
  
122
1991
  
130
2005
  
155
2011
  
138
2015
  
151
2020
  
123
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]; nach 1970 Stadt Hungen[35]; Zensus 2011[31]

Historische Religionszugehörigkeit

• 1829: 219 evangelische Einwohner[10]
• 1961: 191 evangelische, 41 römisch-katholische Einwohner[1]

Historische Erwerbstätigkeit

• 1961: Erwerbspersonen: 77 Land- und Forstwirtschaft, 23 Prod. Gewerbe, 6 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 10 Dienstleistung und Sonstiges.[1]

Politik

Für den Stadtteil Rabertshausen besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Rabertshausen) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[13] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 79,25 %. Dabei wurden gewählt: Je ein Mitglied des Bündnis 90/Die Grünen und der „Bürgerliste Pro Hungen“ (ProH) und zwei Mitglieder der „Freien Wähler Hungen“ (FW).[36] Der Ortsbeirat wählte Jochen Zschiedrich (FW) zum Ortsvorsteher.[37]

Persönlichkeiten

Literatur

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Nidda) und Verwaltung
  4. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  5. Infolge des Zweiten Weltkriegs.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Rabertshausen, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 9. Februar 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Einwohnerzahlen inkl. Nebenwohnsitze. In: Internetauftritt. Stadt Hungen, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Februar 2019; abgerufen im März 2024.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hungen.de
  3. Ludwig Baur: Hessische Urkunden Band I. Darmstadt 1860. Nr. 1288, S. 868.
  4. Ludwig Baur: Hessische Urkunden I, Nr. 756, S. 526.
  5. StAD Urkunden Oberhessen, Rabertshausen.
  6. StAD Urkunden Oberhessen, Rabertshausen-
  7. Lutz Reichardt: Die Siedlungsnamen der Kreise Gießen, Alsfeld und Lauterbach in Hessen. Namenbuch. Dissertation. Göppingen 1973. S. 290.
  8. StAM Amtsbücher S/40, Blatt 141 ff.
  9. Karl Ernst Demandt: Das hessische Verwaltungszentrum Nidda im 15. und 16. Jahrhundert. Nidda 2003. S. 83–122. S. 93, S. 116, Anm. 18
  10. a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 236 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Eingliederung von Gemeinden in die Stadt Hungen, Landkreis Gießen vom 6. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 4, S. 141, Punkt 171 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,3 MB]).
  12. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC 180532844, S. 299.
  13. a b Hauptsatzung der Stadt Hungen (2. Änderung). Abgerufen im März 2024.
  14. Tauziehen um 50 Einwohner und 53 Hektar Hungener Stadtgebiet - Gießener Anzeiger
  15. Lutz Reichardt: Ortsnamen. S. 299.
  16. StAD Urkunden Oberhessen, Reinhausen.
  17. Ludwig Baur: Hessische Urkunden I. Nr. 479, S. 332
  18. Lutz Reichardt: Ortsnamen. S. 299.
  19. Karl E. Demandt: Das hessische Verwaltungszentrum Nidda S. 85.
  20. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  21. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  22. Martin Röhling: Niddaer Geschichtsblätter. Heft 9. Die Geschichte der Grafen von Nidda und der Grafen von Ziegenhain. Hrsg.: Niddaer Heimatmuseum e. V. Im Selbstverlag, 2005, ISBN 3-9803915-9-0, S. 75, 115.
  23. Die Zugehörigkeit des Amtes Nidda anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567-1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604-1638. und Hessen-Darmstadt 1567-1866.
  24. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 13 ff., § 26 Punkt d) IX. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  25. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 203 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  26. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  27. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 268 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  28. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 421 (online bei Google Books).
  29. Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 181 ff. (online bei Google Books).
  30. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  31. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 6 und 46, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  32. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 222 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  33. Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 121 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  34. Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 15. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 11 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  35. Einwohner mit Nebenwohnsitzen: 1999–2007; 1971–2015 2020
  36. Ortsbeiratswahl Ortsbezirk Rabertshausen. In: Votemanager. Stadt Hungen, abgerufen im März 2024.
  37. Ortsbeirat Rabertshausen. In: Ratsinformationssystem. Stadt Hungen, abgerufen im März 2024.