Rabertshausen liegt östlich von Hungen am Rande des Vogelsberges. Durch den Ort verlaufen keine überörtlichen Straßen.
Geschichte
Ortsgeschichte
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung des kleinen Dorfs findet sich in einer Schenkungsurkunde des Grafen Berthold I. von Ziegenhain aus dem Jahre 1252: „curiam nostram in Rabinhusen sitam“ (Unser Gericht, in Rabinhusen gelegen ...)[3] Eine weitere Erwähnung erfolgte 1335: „uf allin unsirn guden, die wir han zu Rabinshusen ...“ (auf allen unseren Gütern, die wir zu Rabinhusen haben).[4] „unßern freiyin hoff zu Rabertzhaußen“ heißt es 1478.[5] 1570 wird ein Einwohner mit Namen „Eisser Wendel“ zu Rabertshausen genannt.[6]
Der Ortsname geht zurück auf den Rufnamen „Hraban“ in seiner späteren Form „Rathbert“.[7]
Zu dem Gericht Rodheim zählten 1577[8] neben der Mühle Reinhausen auch die Höfe Rabertshausen und Ringelshausen. Nach einem Salbuch von 1537 waren dem hessischen Landgrafen in Rabertshausen nur einzelne Höfe zinspflichtig.[9]
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Rabertshausen:
„Rabertshausen (L. Bez. Nidda) evangel. Filialdorf; liegt 11⁄2 St. von Nidda, hat 35 Häuser und 219 evangelische Einwohner. Hierher gehören der Reinhäuser und Ringelshäuser Hof und 1 Mühle.“[10]
Zu Rabertshausen gehörte ehemals auch eine 53 ha große Exklave nordwestlich von Unter-Schmitten mit den Weilern Haubenmühle und Reinhäuser Hof mit der Weißmühle. Die zusammenhängende Exklave wurde auch als Rabertshausen II bezeichnet und hatte im Jahr 1970 50 Einwohner. Bei der Gebietsreform in Hessen kam diese Exklave zunächst mit Rabertshausen zur Stadt Hungen, was bei Niddaer Politikern auf großes Unverständnis stieß. Erst nach zähen Verhandlungen mit dem damaligen Landrat des Landkreises Gießen Ernst Türk gelang die Umgliederung der Exklave vom Landkreis Gießen in den Landkreis Büdingen und die Eingliederung in die Stadt Nidda. Die Bezeichnung Rabertshausen II existiert als Flurname weiterhin.[14]
Der Reinhäuser Hof ist der „Rest einer Teilwüstung“[15] Reinhausen. Der Ort wird 1313 erwähnt: „den Luden von Reinhusin“ (den Leuten von Reinhausen).[16] 1315 lautet es in einer Urkunde: „zu Renhusin, zu Wedershem, zu Salzhusen ...“[17]
Der Ortsname wird als „Siedlung eines Regino“ gedeutet.[18]
Bei der Belehnung des Landgrafen Ludwig I. durch den Abt Johann von Fulda im Juli 1434
fiel die Mühle zu Reinhausen in das Gericht Rodheim zusammen mit Orten Langd und Steinheim.[19]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Rabertshausen angehört(e):[1][20][21]
ab 1971: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen, Stadt Hungen
ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis, Stadt Hungen
ab 1979: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen, Stadt Hungen
ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Gießen, Stadt Hungen
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Rabertshausen 138 Einwohner. Darunter waren 6 (4,3 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 27 Einwohner unter 18 Jahren, 51 zwischen 18 und 49, 29 zwischen 50 und 64 und 24 Einwohner waren älter.[31] Die Einwohner lebten in 57 Haushalten. Davon waren 18 Singlehaushalte, 15 Paare ohne Kinder und 15 Paare mit Kindern, sowie 9 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 9 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 39 Haushaltungen lebten keine Senioren.[31]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1]; nach 1970 Stadt Hungen[35]; Zensus 2011[31]
Erwerbspersonen: 77 Land- und Forstwirtschaft, 23 Prod. Gewerbe, 6 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 10 Dienstleistung und Sonstiges.[1]
Politik
Für den Stadtteil Rabertshausen besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Rabertshausen) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[13]
Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 79,25 %. Dabei wurden gewählt: Je ein Mitglied des Bündnis 90/Die Grünen und der „Bürgerliste Pro Hungen“ (ProH) und zwei Mitglieder der „Freien Wähler Hungen“ (FW).[36] Der Ortsbeirat wählte Jochen Zschiedrich (FW) zum Ortsvorsteher.[37]
Persönlichkeiten
Irmgard Reichhardt (1935–1994), Politikerin, bewirtschaftete das Hofgut Ringelshausen
↑Eingliederung von Gemeinden in die Stadt Hungen, Landkreis Gießen vom 6. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr.4, S.141, Punkt 171 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,3MB]).
↑Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC180532844, S.299.
↑Karl E. Demandt: Das hessische Verwaltungszentrum Nidda S. 85.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC162730471, S.12ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Martin Röhling: Niddaer Geschichtsblätter. Heft 9. Die Geschichte der Grafen von Nidda und der Grafen von Ziegenhain. Hrsg.: Niddaer Heimatmuseum e. V. Im Selbstverlag, 2005, ISBN 3-9803915-9-0, S.75, 115.
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC162730471, S.13ff., § 26 Punkt d) IX. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC165696316, S.9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band22. Weimar 1821, S.421 (online bei Google Books).
↑
Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S.181ff. (online bei Google Books).
↑
Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr.8, S.121ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2MB]).
↑Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC162730484, S.121 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band15. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC162730484, S.11 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).