1984 wurde er Mitglied des Parti socialiste. Ab 1994 war Moscovici Europaabgeordneter. Das Mandat legte er 1997 nieder, nachdem er zum Abgeordneten für die Nationalversammlung für das Département Doubs gewählt worden war. Kurz darauf wurde er zum beigeordneten Minister für Europaangelegenheiten in der Regierung von Lionel Jospin berufen, sein Mandat ruhte daher.
2002 schied Moscovici nach dem Rücktritt der Regierung Jospin aus seinem Ministeramt aus. Kurz darauf scheiterte er bei der Wahl zur Nationalversammlung. 2007 kandidierte er erfolgreich zum Parlament und wurde 2012 wiedergewählt, sein Mandat ruht seit seinem Eintritt in die Regierung.
Als Vertreter der sozialdemokratischen Strömung innerhalb des Parti socialiste unterstützte Moscovici lange Dominique Strauss-Kahn. Nach dessen Rückzug aus der französischen Politik erwog er eine eigene Bewerbung um die sozialistische Präsidentschaftskandidatur 2012, unterstützte dann aber François Hollande, dessen innerparteilichen Wahlkampf er leitete. Er hat sich insbesondere auf internationale und Wirtschaftsthemen spezialisiert. Moscovici wurde zum Wirtschaftsminister des neuen Regierung unter Jean-Marc Ayrault ernannt.[7] Diese Zeit war durch ständige Konflikte über die Wirtschaftspolitik mit dem Industrieminister Arnaud Montebourg geprägt.[8][9] In der Folge verlor Moscovici sein Amt. Sein Ministerium wurde verkleinert und wesentliche Bereiche dem Industrieministerium von Montebourg zugeschlagen. Im Juni 2015 brachte Wikileaks ans Tageslicht, dass er jahrelang vom US-Geheimdienst NSA ausspioniert wurde.
EU-Kommissar
Ab 1. November 2014 war Moscovici in der Kommission Juncker zuständig für die Bereiche Wirtschaft, Währung, Steuern und Zollunion. Seine Amtszeit als EU-Kommissar endete mit dem Amtsantritt der Kommission von der Leyen I am 1. Dezember 2019.
Im Juni 2015 sagte er, im Bezug auf den Schuldenstreit zwischen Griechenland und der Eurogruppe, dass Griechenland es nicht mehr schaffen werde, eine fällige Rückzahlung in Höhe von 1,6 Mrd. € an den Internationalen Währungsfonds zu leisten. Nachdem die griechische Regierung dies noch dementierte, musste sie wenige Tage später bestätigen, dass sie das notwendige Geld nicht mehr aufbringen werde.[10]
Politische Positionen
Am 5. Mai 2013 kommentierte er die vage Ankündigung der EU-Kommission, Frankreich mehr Zeit zur Haushaltssanierung zu geben, mit den Worten: Dies bedeute das Ende des „Austeritäts-Dogma“ in der EU; dies sei „entscheidend, […] eine Wende in der Geschichte des europäischen Projekts seit der Einführung des Euro“; man erlebe „das Ende einer bestimmten Form der finanzpolitischen Orthodoxie und das Ende des Dogmas der Austerität“. Dies sagte er zwei Tage vor seinem Treffen mit dem deutschen Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble[11][12][13] und wenige Tage nach dem Antrittsbesuch des neuen italienischen Premierministers Enrico Letta in Berlin,[14] Paris und Brüssel.[15]
Moscovici mahnte Mitte 2024 nach der Parlamentswahl erneut, eine Reduzierung der staatlichen Neuverschuldung sei für jede neue Regierung unerlässlich. Ansonsten drohe die Politik den finanziellen Spielraum zu verlieren.[17]
Publikationen
L’heure des choix, pour une économie politique (gemeinsam mit François Hollande), Odile Jacob, 1991.
À la recherche de la gauche perdue, Calmann-Levy, 1994.
Quelle économie pour quel emploi? (Autorenkollektiv), L’Atelier, 1995.
L’urgence, plaidoyer pour une autre politique, Plon, 1997.
Au cœur de l’Europe, le Pré aux Clercs, 1999.
L’Europe, une puissance dans la mondialisation, Seuil, 2001.
Un an après, Grasset, 2003.
Les 10 questions qui fâchent les Européens, Perrin, 2004.
L’Europe est morte, vive l’Europe, Perrin, 2006
La France dans un monde dangereux: de l’exception à l’influence, Plon, 2006
Le liquidateur, Hachette 2008
Mission impossible ? Comment la gauche peut battre Sarkozy en 2012, Paris, Le Cherche midi, 2009