Philipp Amthor wuchs in Torgelow bei seiner alleinerziehenden Mutter auf, einer gelernten Werkzeugmacherin, die als Coach in einem Callcenter tätig war.[1][2] Sein Vater, ein Soldat, verließ die Familie früh. In seiner Kindheit verbrachte Amthor viel Zeit bei den Großeltern.[3]
Im Jahr 2008 wurde Amthor Mitglied der CDU und der Jungen Union. Ab 2010 gehörte er dem Landesvorstand der Jungen Union Mecklenburg-Vorpommern an. Von 2012 bis 2018 war Amthor Kreisvorsitzender der Jungen Union Vorpommern-Greifswald. Von 2017 bis 2022 war er Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Ueckermünde.
Von 2018 bis 2022 gehörte er als Schatzmeister dem Bundesvorstand der Jungen Union an.[11] Ebenfalls ist er seit 2018 als Schatzmeister im Vorstand des Parlamentskreises Mittelstand der CDU/CSU-Bundestagsfraktion tätig. Er ist Mitglied im Bundesarbeitskreis Christlich-Demokratischer Juristen. Seit 2019 ist er Vorsitzender der Jungen Gruppe und stellvertretender Vorsitzender der Gruppe der Vertriebenen. Zudem kandidierte er im Wahlbereich 9, Ueckermünde, Amt Am Stettiner Haff, auf Listenplatz eins für den Kreistag Vorpommern-Greifswald[12] und ist seit 2019 dessen ehrenamtliches Mitglied. Amthor ist ferner Mitglied im Landesvorstand der Mittelstands-Union Mecklenburg-Vorpommern sowie Mitglied im Bundesvorstand der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU. Bis Juni 2020 war Amthor Mitglied im 1. Untersuchungsausschuss der 19. Wahlperiode des Deutschen Bundestages.
Seit 2021 ist Amthor Mitglied der Fachkommission Moderner Staat der CDU-Grundsatzprogrammkommission. Im März 2021 wurde Amthor auf Listenplatz eins der CDU Mecklenburg-Vorpommern für die Bundestagswahl 2021 gewählt.[13] Er trat wie schon bei der Wahl 2017 im Bundestagswahlkreis Mecklenburgische Seenplatte I – Vorpommern-Greifswald II an, erreichte in seinem Wahlkreis 20,7 %[14] der Erststimmen und verfehlte damit das Direktmandat; er zog dennoch über die CDU-Landesliste in den 20. Deutschen Bundestag ein.
Im Juli 2021 hatte ein Foto Amthors für Aufsehen gesorgt, das während des Pferdefestivals Stettiner Haff entstanden war. Darauf war er mit zwei Männern zu sehen, von denen einer ein T-Shirt mit der Aufschrift „Solidarität mit Ursula Haverbeck“ trug. Über Instagram entschuldigte sich Amthor, dass er nicht für das Foto posiert hätte, wenn er die Aufschrift zur Holocaustleugnerin bemerkt hätte.[15]
Innerhalb der CDU/CSU-Bundestagsfraktion bekleidet Amthor seither das Amt des Fachsprechers für Staatsorganisation und Staatsmodernisierung und ist Vorsitzender der Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern sowie Mitglied des Fraktionsvorstandes.[16] Er ist ordentliches Mitglied des Ausschusses für Inneres und Heimat und stellvertretendes Mitglied im Gemeinsamen Ausschuss, Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung sowie im Rechtsausschuss.
Am 14. Mai 2022 wurde Amthor als Nachfolger von Franz-Robert Liskow zum Vorsitzenden des CDU-Kreisverbandes Vorpommern-Greifswald gewählt.[17] Auf dem Landesparteitag am 13. April 2024 wurde er zum Generalsekretär der CDU Mecklenburg-Vorpommern gewählt.[18][19]
Amthor wurde im Oktober 2024 von seinem Kreisverband mit 95 Prozent der Stimmen als Direktkandidat für den Wahlkreis 16 zur Wahl zum 21. Deutschen Bundestag aufgestellt.[20]
Ab Juni 2020 berichtete Der Spiegel, dass Amthor ab Mai 2019 beim IT-Unternehmen Augustus Intelligence einen Aufsichtsratsposten innehatte. Er besaß Aktienoptionen (bewertet bis zu 250.000 Dollar)[27] des Unternehmens, ließ sich Reisen nach New York City, Korsika und St. Moritz[28] finanzieren und betrieb für das Unternehmen Lobbyarbeit[28][29] – dies im Oktober 2018 auch auf offiziellem Briefpapier des Bundestages in einem Schreiben an BundeswirtschaftsministerPeter Altmaier.[28][30] In der Folge berichteten weitere deutsche Medien über Amthor.[31][32][33][34] Nachdem Amthor die Nebentätigkeit als eine „nicht-exekutive Funktion, mit der sich kein regelmäßiger Arbeitsaufwand verbindet“, bezeichnete,[28] erklärte er am 12. Juni 2020 „Es war ein Fehler“ und seine Nebentätigkeit für beendet.[35][36] Ebenso beendete er die Tätigkeit für die Wirtschaftskanzlei White & Case mit einem monatlichen Einkommen von 1000 bis 3500 Euro, um sich „politisch nicht noch angreifbarer zu machen“.[37]
Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin teilte im Juli 2020 unter Bezug auf eine Strafanzeige gegen Amthor wegen Bestechlichkeit eines Mandatsträgers und Annahme geldwerter Zuwendungen mit, dass sich aus ihrer Prüfung kein Anfangsverdacht ergeben habe und deshalb das Verfahren ohne Ermittlungen eingestellt wurde.[47] Auch der Bundestag stellte sein Prüfverfahren im August 2020 ein, da keine Hinweise auf Rechtsverstöße erkannt worden seien.[48] Die Union legte als Konsequenz aus der Affäre einen Gesetzentwurf vor, der Parlamentarier künftig zum Offenlegen von Aktienoptionen als Nebeneinkünfte verpflichtete.[49][50] 2021 beschlossen Bundestag und Bundesrat die verschärften Transparenzregeln.[51]
↑Frédéric Schwilden: Jüngster CDU-Abgeordneter: Pervers penibel. In: Die Welt. 30. Juni 2018 (welt.de [abgerufen am 2. November 2018]).
↑ abDaniel Sippel: CDU-Wahlkämpfer Philipp Amthor: Er ist 24 und will in den Bundestag. In: Der Spiegel. 23. September 2017 (spiegel.de [abgerufen am 8. September 2018]).
↑Marc Hujer: „Das war ein Bock“. In: Der Spiegel 26/2020, 20. Juni 2020, S. 30–34.
↑(KNA): Jetzt auch katholisch: CDU-Politiker Philipp Amthor ließ sich taufen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 21. Dezember 2019 (faz.net [abgerufen am 15. Juni 2020]).
↑ abcdSven Becker, Rafael Buschmann, Roman Höfner u. a.: »Geiler Typ«. Die windigen Geschäfte des CDU-Aufsteigers Philipp Amthor. In: Der Spiegel. Nr.25. Spiegel-Verlag Rudolf Augstein, 13. Juni 2020, S.34–38 (spiegel.de).
↑Rafael Buschmann, Nicola Naber, Christoph Winterbach u. a.: »Extrem und empörend«. Ex-Minister Karl-Theodor zu Guttenberg sieht sich in den USA schweren Anschuldigungen ausgesetzt. In: Der Spiegel. Nr.11. Spiegel-Verlag Rudolf Augstein, 7. März 2020, S.37–39 (spiegel.de).
↑Gesetzentwurf vorgelegt: Union zieht rechtliche Konsequenzen aus der Affäre Amthor. In: Die Welt. 28. November 2020 (welt.de [abgerufen am 5. Oktober 2022]).