Gitta Connemann

Gitta Connemann (2018)

Gitta Connemann, geborene Saathoff (* 10. Mai 1964 in Leer in Ostfriesland), ist eine deutsche Politikerin (CDU) und Juristin. Seit 2002 ist sie Mitglied des Bundestages. Seit Dezember 2021 ist sie Bundesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion.

Leben

Biographie

Gitta Saathoff wurde am 10. Mai 1964 in Leer als Tochter des Landwirts Andreas Folkmar Saathoff (1932–2010) und Hilje, geborene Buiskool (* 1933), geboren. Ihre Mutter stammt aus dem niederländischen Ort Woldendorp. Sie hat zwei jüngere Brüder und wuchs in Holtland auf.[1] Nach dem Abitur 1983 am Teletta-Groß-Gymnasium Leer machte sie zunächst eine Lehre zur Verkäuferin in einem Schuhfachgeschäft in Leer und absolvierte anschließend ab 1984 ein Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Osnabrück und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, das sie 1990 mit dem ersten juristischen Staatsexamen beendete. Nach dem Referendariat legte sie 1993 das zweite Staatsexamen ab und war danach bis 2012 als Rechtsanwältin in Darmstadt und Leer tätig. Von 1995 bis 2001 arbeitete sie zugleich als Syndikus beim Arbeitgeberverband Landwirtschaft und Genossenschaften Weser-Ems.[2]

Sie ist evangelische Ostfriesin[3] und engagiert sich insbesondere für die friesische Kultur.[4] Sie ist kinderlos[5] und seit 2015 in zweiter Ehe mit dem Förster und Kommunalpolitiker Gerd Dählmann verheiratet.[6]

Politik

1996 trat sie in die CDU ein und wurde in den Rat der Samtgemeinde Hesel gewählt, dem sie bis 1999 angehörte. Seit 2001 ist sie Mitglied im Kreistag des Landkreises Leer.

Seit 2002 ist Connemann Mitglied des Deutschen Bundestages für den Wahlkreis Unterems. Sie folgte auf Rudolf Seiters. Hier war sie von 2003 bis 2007 Vorsitzende der Enquête-Kommission „Kultur in Deutschland“.[7] Sie ist stellvertretende Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Parlamentariergruppe und gehört dem Vorstand des Parlamentskreises Mittelstand der CDU/CSU-Bundestagsfraktion an.

Im Jahr 2009 gab Connemann ein Gutachten beim Wissenschaftlichen Dienst des Deutschen Bundestages in Auftrag, das klären sollte, ob außerirdisches Leben existiert.[8][9] Inzwischen ist das Gutachten nach einem Rechtsstreit öffentlich einsehbar.[10] Im Jahr 2011 war sie eine von fünf Abgeordneten der CDU/CSU-Fraktion, die dem Gesetzentwurf zum Atomausstieg nicht zustimmte.[11] Mitte 2014 war sie eine von insgesamt fünf Bundestagsabgeordneten, die gegen die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns stimmten.[12]

Connemann ist stets als direkt gewählte Abgeordnete des Wahlkreises Unterems in den Deutschen Bundestag eingezogen. Bei der Bundestagswahl 2005 erreichte sie hier 47,1 % der Erststimmen, bei der Bundestagswahl 2009 45,2 % der Erststimmen.[13] Ihr Ergebnis konnte sie in der folgenden Bundestagswahl 2013 mit 54,7 % der Erststimmen deutlich ausbauen.[14] 2017 erzielte sie mit 50,0 % der Erststimmen Rang 13 der besten Erststimmenergebnisse.[15] Bei der Bundestagswahl 2021 erzielte sie mit 44,4 % der Erststimmen ihr schlechtestes Ergebnis.[16]

Bis 2015 war sie ordentliches Mitglied im Bundestagsausschuss Ernährung und Landwirtschaft und dessen Vorsitzende.[17]

2014 wurde sie vom DGB-Regionalverband Ostfriesland-Nördliches Emsland als Rednerin zu einer Veranstaltung anlässlich des Antikriegstages an der Gedenkstätte Esterwegen ausgeladen. Zuvor hatte sie in einem Interview Verständnis für das Vorgehen des israelischen Militärs im Gaza-Konflikt 2014 gezeigt.[18]

Von Januar 2015 bis 2021 war sie stellvertretende Fraktionsvorsitzende[19] und zuständig für die Bereiche Ernährung, gesundheitlicher Verbraucherschutz, Landwirtschaft, Kirchen, Kunst, Kultur und Medien.[20] Sie machte sich für eine Ausweitung der Werbebeschränkungen für Zigaretten stark.[21]

Am 15. Dezember 2016 erhielt Connemann das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland für ihre besonderen Verdienste um das Gemeinwohl, das ihr von Bundestagspräsident Norbert Lammert überreicht wurde.[22]

Sie zählt zu den 75 Unionsabgeordneten – 68 von der CDU (26,9 % aller CDU-Abgeordneten) und 7 von der CSU (12,5 % aller CSU-Abgeordneten) –, die im Juli 2017 für die gleichgeschlechtliche Ehe gestimmt haben.[23]

Unter dem Namen „Das Schwarze Sofa“ veranstaltet Connemann regelmäßig Veranstaltungen in ihrem Wahlkreisgebiet. So hatte sie beispielsweise Julia Klöckner und Wolfgang Bosbach (beide ebenfalls Mitglied der CDU) zu Gast.

Anfang 2018 war Connemann Mitglied der Sondierungsgruppe der CDU zu einer neuerlichen Bildung einer Großen Koalition zwischen Union und SPD.[24]

Am 11. Dezember 2021 wurde Gitta Connemann auf dem digital veranstalteten Bundesmittelstandstag im zweiten Wahlgang mit 59 Prozent der Delegiertenstimmen zur Bundesvorsitzenden der Mittelstands- und Wirtschaftsunion gewählt.[25]

Wahlergebnisse

Bundestagswahl 2002 2005 2009 2013 2017 2021
Erststimmen in % 47,4 47,1 45,2 54,7 50,0 44,4
Zweitstimmen der CDU in % 41,7 40,5 39,1 48,8 42,4 29,9

Mitgliedschaften

Seit 2010 ist sie Vizepräsidentin der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Sie ist außerdem Mitglied im Beirat des American Jewish Committee Berlin und Mitglied im Kuratorium der Aktion Sühnezeichen.

Commons: Gitta Connemann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. "Sie haben Migrationshintergrund? Das überrascht mich!" - Serie: Politik ohne Grenzen, Teil 2. In: politik&kommunikation. 7. November 2016, abgerufen am 2. Juli 2022 (deutsch).
  2. Gitta Connemann: Lebenslauf und Ehrenämter
  3. Gitta Connemann: „Ich bin Ostfriesin!“
  4. Connemann: „Wir Friesen sind ein Volk in verschiedenen Staaten, Friesland ist unsere Heimat.“
  5. Die Tageszeitung: PORTRAIT
  6. General-Anzeiger: Gitta Connemann wieder verheiratet, 24. August 2015, abgerufen am 19. März 2023.
  7. Jenseits der Tagespolitik – die Enquete-Kommissionen. (Memento vom 8. Dezember 2015 im Internet Archive) In: bundestag.de, abgerufen am 2. Dezember 2015.
  8. Bundestag: Ufo-Gutachten bleibt unter Verschluss. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung. 27. April 2012, abgerufen am 15. Mai 2020.
  9. Mareike Maack: CDU-Abgeordnete ließ über Ufos forschen. In: Der Westen. 21. Oktober 2016, abgerufen am 31. August 2023.
  10. Die Suche nach außerirdischem Leben und die Umsetzung der VN-Resolution A/33/426 zur Beobachtung unidentifizierter Flugobjekte und extraterrestischen Lebensformen. bundestag.de, abgerufen am 21. Mai 2020.
  11. abendblatt.de: So haben die einzelnen Abgeordneten abgestimmt. 30. Juni 2011, abgerufen am 13. August 2021 (deutsch).
  12. Flächendeckender Mindestlohn von 8,50 Euro. In: abgeordnetenwatch.de. 10. Juli 2015 (abgeordnetenwatch.de [abgerufen am 14. Januar 2018]).
  13. Endgültiges Ergebnis der Wahl zum 17. Deutschen Bundestag. (Memento vom 22. Oktober 2012 im Internet Archive) In: bundeswahlleiter.de, abgerufen am 17. September 2012.
  14. Der Bundeswahlleiter: Ergebnisse Unterems - Der Bundeswahlleiter. Abgerufen am 14. Januar 2018.
  15. Bundestagswahl 2017: Alle Ergebnisse. In: Spiegel Online. 24. September 2017 (spiegel.de [abgerufen am 14. Januar 2018]).
  16. Ergebnisse Unterems - Der Bundeswahlleiter. Abgerufen am 2. Oktober 2022.
  17. Mitglieder des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft. (Memento vom 27. April 2015 im Internet Archive) In: bundestag.de, abgerufen am 18. September 2014.
  18. Connemann ausgeladen: DGB befürchtet Eklat. In: Ems-Zeitung, 6. August 2014.
  19. Bekanntmachung der CDU Landesgruppe Niedersachsen vom 13. Januar 2015
  20. Frankfurter Allgemeine Woche Nr. 1, 20. Dezember 2019, S. 26.
  21. "Rauchen gilt nicht mehr als cool". Ein Gespräch mit Tim Niendorf, in: Frankfurter Allgemeine Woche Nr. 1, 20. Dezember 2019, S. 24–26.
  22. Hohe Auszeichnung: Gitta Connemann erhält Bundesverdienstkreuz. In: Neue Osnabrücker Zeitung, 15. Dezember 2016, abgerufen am 3. Januar 2017.
  23. DW: Ehe für alle: Welcher Abgeordnete dafür und welcher dagegen stimmte. In: welt.de. 30. Juni 2017, abgerufen am 7. Oktober 2018.
  24. Friederike Kahmann: Gitta Connemann nimmt in Berlin an Sondierungen teil. (noz.de [abgerufen am 14. Januar 2018]).
  25. CDU-Abgeordnete Gitta Connemann neue MIT-Bundesvorsitzende, Ostfriesen-Zeitung, 11. Dezember 2021.