Ist eine Quadratzahl, so besitzt die Gleichung offenbar nur die trivialen Lösungen . Andernfalls gibt es unendlich viele Lösungen, die man mit Hilfe der Kettenbruchentwicklung von bestimmen kann. Die verwandten Gleichungen und werden oft ebenfalls Pellsche Gleichungen genannt.
Die Gleichung wird John Pell fälschlicherweise zugeschrieben. Korrekter wäre die Bezeichnung Fermatsche Gleichung.[1][2]
Die Gleichung war schon Brahmagupta und Bhaskara II. bekannt. Die Lösung dieser Gleichung war als Problem von Pierre de Fermat in einem Brief an Bernard Frénicle de Bessy gestellt worden und 1657 als Problem veröffentlicht. Pell befasste sich nie mit der Lösung der Gleichung. Brouncker fand einige Lösungen (veröffentlicht im Commercium epistolicum of John Wallis 1658). Leonhard Euler stieß auf die Lösung von Brouncker in der lateinischen Ausgabe des Treatise of Algebra von John Wallis und benannte die Gleichung fälschlich nach Pell.[3][4] Euler veröffentlichte zuerst 1732 über die Pell-Gleichung und fand später die Verbindung mit Kettenbrüchen (veröffentlicht 1765), die im Grunde schon hinter der Lösung von Brouncker steckt. Joseph-Louis Lagrange befasste sich nach Euler ausführlich mit der Gleichung und gab als Erster einen Beweis, dass es für jedes eine Lösung gibt, wobei Fermat möglicherweise auch einen Beweis hatte.[5]
mit ganzzahligen , dann ist die kleinste Lösung der verallgemeinerten Pellschen Gleichung . Die anderen Lösungen lassen sich wie erwähnt daraus konstruieren.[6] Auch alle weiteren
mit lösen .
Die negative Pellsche Gleichung hat genau dann eine Lösung, wenn die Kettenbruchentwicklung von eine ungerade Periode hat. Eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung dafür ist, dass die Summe von zwei Quadratzahlen ist.[7]
Das ist für 1, 2, 5, 10, 13, 17, 26, 29, 37, 41, 50, 53, 58, 61, 65, 73, 74, 82, 85, 89, 97, ... der Fall (siehe Folge A031396 in OEIS).
Beispiel
hat die Kettenbruchentwicklung
Bricht man die Entwicklung jeweils an der Stelle ab, so erhält man beginnend mit
und findet an den Stellen und die Lösungen
von und
von .
Weiter stellt man fest, dass für jedes Element der abgebrochenen Kettenbruchentwicklung der Länge eine Lösung einer Pellschen Gleichung mit rechter Seite ist, die Näherungsbrüche dazwischen lösen die Gleichung mit und .
Generieren weiterer Lösungen
Ist eine Lösung bekannt, so lassen sich weitere Lösungen daraus bestimmen. Es gelten die rekursivenGleichungen
wobei eine positive ganze Zahl, aber keine Quadratzahl und eine ganze Zahl ungleich 0 ist. Um diese Gleichung vollständig zu lösen, muss als vorbereitender Schritt eine Lösung dieser Gleichung und außerdem die kleinste Lösung der entsprechenden (normierten) Pellschen Gleichung bekannt sein. Dann kann man unendlich viele weitere Lösungen von darstellen als
Für kann es sein, dass die verallgemeinerte Pellsche Gleichung keine Lösungen besitzt, im Gegensatz zum schon betrachteten Fall . Dies lässt sich oft mithilfe der Division mit Rest beweisen.
Um alle Lösungen der verallgemeinerten Pellsche Gleichung zu bestimmen, reicht es, endlich viele Lösungen in einem bestimmten Bereich zu finden und daraus mithilfe der rekursivenGleichungen alle weiteren Lösungen zu berechnen. Für diese endlich viele Lösungen gilt
Dafür wird die kleinste Lösung der Gleichung bestimmt. Diese lautet . Also ist , , . Es müssen zunächst die Lösungen mit bestimmt werden. Das sind , , und . Daraus ergeben sich mithilfe der Rekursion alle Lösungen. Aus und erhält man
, , , , , ...
, , , , , ...
Aus und ergeben sich die gleichen Lösungen mit umgekehrtem Vorzeichen.
Anwendungsbeispiele
Quadratzahlen und Dreieckszahlen
Eine bestimmte Anzahl 1-Euro-Münzen kann sowohl in Form eines Quadrats als auch in Form eines Dreiecks angeordnet werden. Die Bilder rechts veranschaulichen das. Für welche Anzahl von Münzen ist das möglich?
erhält man die weiteren Lösungen. Die ersten vier Lösungen mit der entsprechenden Anzahl von Münzen zeigt die folgende Tabelle.[13]
i
xi
yi
n
m
Anzahl der Münzen
0
3
2
1
1
1
2
17
12
8
6
36
4
99
70
49
35
1225
6
577
408
288
204
41616
Hausnummern
An einer Straße befinden sich Häuser mit den ungeraden Hausnummern . Die Häuser sind von links nach rechts durchnummeriert. Eines dieser Häuser ist weiß. Die Summe der Hausnummern links vom weißen Haus ist gleich der Summe der Hausnummern rechts vom weißen Haus. Für welche Anzahl von Häusern ist das möglich? Welche Hausnummer hat dann das weiße Haus?
Hat das weiße Haus die Hausnummer , dann ist die Summe der Häuser links davon gleich der Summe der Häuser rechts davon:
erhält man die weiteren Lösungen. Die ersten vier Lösungen mit der Anzahl von Häusern, der größten Hausnummer und der Hausnummer des weiße Hauses zeigt die folgende Tabelle.
i
Hausnummer weißes Haus
Anzahl der Häuser
größte Hausnummer
xi = 2 · m − 1
yi = n
2 · n − 1
0
1
1
1
2
7
5
9
4
41
29
57
6
239
169
337
Das Rinderproblem des Archimedes
Bei der Lösung des Rinderproblems des Archimedes stößt man (wenn man geschickt rechnet) auf die Pellsche Gleichung zum Parameter , die als Minimallösung
hat. Für das Rinderproblem braucht man allerdings nicht die Minimallösung, sondern die kleinste Lösung, bei der ein Vielfaches von ist.
Alternativ dazu kann man für die Pellsche Gleichung mit Parameter die Minimallösung (jetzt ohne Nebenbedingung) suchen, die von folgender Größenordnung ist:
Nicht zufällig ist , wodurch numerisch der Zusammenhang zwischen den Minimallösungen der beiden Pellschen Gleichungen hergestellt ist.
Für das Rinderproblem selbst ist als Zwischenergebnis die Zahl von Belang. Das Endergebnis ist das -Fache davon, also ca. .[1]
Rechtwinklige Dreiecke und pythagoreische Tripel
Gesucht sind die rechtwinkligen Dreiecke mit ganzzahligen Seitenlängen, wo die Kathetenlängen eine bestimmte Differenz haben. Diese Seitenlängen sind sogenannte pythagoreische Tripel mit besonderen Eigenschaften.
Die Substitutionen und ergeben die verallgemeinerte Pellsche Gleichung
Die kleinste Lösung der Gleichung ist .
Für den Fall ist die einzige positive Basislösung der verallgemeinerten Pellschen Gleichung mit , , . Die weiteren Lösungen mit den entsprechenden Seitenlängen der rechtwinkligen Dreiecke sind
i
xi = 2 · a + 1
yi = c
a
a + 1
0
1
1
0
1
1
7
5
3
4
2
41
29
20
21
3
239
169
119
120
Für ist . Daher gehört diese Lösung zu keinem Dreieck. Die Seitenlängen der gesuchten rechtwinkligen Dreiecke sind (3, 4, 5), (20, 21, 29), (119, 120, 169), ... Das sind die rechtwinkligen Dreiecke, wo die Kathetenlängen die Differenz haben. Für sind die Lösungen der verallgemeinerten Pellsche Gleichung die entsprechenden Vielfachen. Für die Differenz zum Beispiel ergeben sich die rechtwinkligen Dreiecke mit den Seitenlängen (18, 24, 30), (120, 126, 174), (714, 720, 1014), ...
Für hat die verallgemeinerte Pellsche Gleichung mehrere Basislösungen, darunter , und . Daraus ergeben sich alle weiteren positiven Lösungen und, wenn alle positiv, die entsprechenden Seitenlängen der rechtwinkligen Dreiecke:
i
xi = 2 · a + 7
yi = c
a
a + 7
i
xi = 2 · a + 7
yi = c
a
a + 7
i
xi = 2 · a + 7
yi = c
a
a + 7
0
−1
5
−4
3
0
1
5
−3
4
0
7
7
0
7
1
17
13
5
12
1
23
17
8
15
1
49
35
21
28
2
103
73
48
55
2
137
97
65
72
2
287
203
140
147
3
601
425
297
304
3
799
565
396
403
3
1673
1183
833
840
Zerlegungen gleichseitiger Dreiecke
Gesucht sind gleichseitige Dreiecke, die in zwei Teildreiecke mit ganzzahligen Seitenlängen zerlegt werden können.
Ist die Seitenlänge und die Höhe des gleichseitigen Dreiecks, ist die Länge der Strecke, die das gleichseitige Dreieck teilt, und sind und die Längen der geteilten Seite, dann bildet die Höhe zusammen mit der Teilungsstrecke und einer Strecke der Länge ein rechtwinkliges Dreieck, wobei die Hypotenusenlänge ist. Die Abbildung rechts zeigt das.
Die Substitutionen und ergeben die verallgemeinerte Pellsche Gleichung
Die kleinste Lösung der Gleichung ist .
Für den Fall ist die einzige positive Basislösung der verallgemeinerten Pellschen Gleichung mit , , . Die weiteren Lösungen mit die entsprechenden Seitenlänge des gleichseitigen Dreiecks und die Seitenlängen und der zwei Teildreiecke sind
i
xi = t
yi = a/2
a
s = a/2 − 1
a − s
0
2
1
2
0
2
1
7
4
8
3
5
2
26
15
30
14
16
3
97
56
112
55
57
Für sind die Lösungen der verallgemeinerten Pellsche Gleichung die entsprechenden Vielfachen.
Für den Fall hat die verallgemeinerte Pellsche Gleichung mehrere Basislösungen, darunter , und . Daraus ergeben sich alle weiteren positiven Lösungen und, wenn alle positiv, die entsprechenden Seitenlängen des gleichseitigen Dreiecks und der zwei Teildreiecke:
i
xi = t
yi = a/2
a
s = a/2 − 11
a − s
i
xi = t
yi = a/2
a
s = a/2 − 11
a − s
i
xi = t
yi = a/2
a
s = a/2 − 11
a − s
0
11
0
0
−11
11
0
13
4
8
−7
15
0
14
5
10
−6
16
1
22
11
22
0
22
1
38
21
42
10
32
1
43
24
48
13
35
2
77
44
88
33
55
2
139
80
160
69
91
2
158
91
182
80
102
3
286
165
330
154
176
3
518
299
598
288
310
3
589
340
680
329
351
Literatur
H. W. Lenstra Jr.: Solving the Pell Equation, Notices of the American Mathematical Society, Band 49, Heft 2, 2002, S. 182–192, online (PDF; 237 kB).
M. J. Jacobson Jr., H. C. Williams: Solving the Pell Equation, CMS Books in Mathematics, Springer 2009, ISBN 978-0-387-84922-5
Leonard Dickson: History of the theory of numbers, Washington D.C.: Carnegie Institution, 1920, Kapitel 12 (zur Geschichte der Pellschen Gleichung)
↑So auch Dickson, History of the theory of numbers, Band 2, S. 341 (Kapitel 12 zur Geschichte der Pellschen Gleichung)
↑Noel Malcolm, Jacqueline Steadall: John Pell in his correspondence with Sir Charles Cavendish, Oxford UP, 2005, S. 320
↑André Weil, Number theory - An approach through history from Hammurapi to Legendre, Birkhäuser 1984, S. 174
↑Dickson, History of the theory of numbers, Band 2, Carnegie Institution 1920, S. 353. Er benutzte seine Methode des unendlichen Abstiegs
↑Max Lahn, Jonathan Spiegel: Continued Fractions and Pell’s Equation. In: Mixed Math - Explorations in math and number theory. David Lowry-Duda, Mai 2016, abgerufen am 31. Mai 2020 (englisch).