Orgelbau Christian Gerhardt & Söhne war ein deutscher Orgelbaubetrieb in Boppard am Rhein. Während des 130-jährigen Bestehens erbaute das Unternehmen zahlreiche Orgeln hauptsächlich für Dorfkirchen in Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen.
1930 wurde der Sohn des Firmengründers Christian Gerhardt II. (* 13. Januar1889; † 1971) Inhaber des Orgelbauunternehmens.[2] Der Betrieb ging verhältnismäßig spät zum Bau von mechanischen Schleifladenorgeln über, so wurden auch in der bis 1965 andauernden Schaffensperiode von Christian Gerhardt II. durchgehend Orgeln mit elektropneumatischen Kegelladen gebaut.[3]
Dritte Generation
Von 1965 bis 1993 leitete Heribert Gerhardt (* 15. April1930 in Boppard, † 17. September1993 ebenda) das Unternehmen und führte den Bau mechanischer Schleifladen ein.[2]
Vierte Generation
Nach dem Tod von Heribert Gerhardt 1993 übernahm mit dessen Sohn Christian Gerhardt III. (* 24. April1971 in Boppard, † 2018) die vierte Generation die Unternehmensleitung. Christian Gerhardt III. hatte das Orgelbauhandwerk bei August Laukhuff in Weikersheim gelernt und 1996 die Meisterprüfung abgelegt. Neben kleineren Neubauten widmete er sich der Restaurierung von Orgeln; er war geprüfter Restaurator im Orgel- und Harmoniumbau.[2] Mit seinem Tod im Jahr 2018 endete der Betrieb.
Entwicklung der Instrumente
Die frühen Orgeln aus der Werkstatt Christian Gerhardt & Söhne besitzen noch mechanische Schleifladen in den Manualen, jedoch schon mechanische Kegelladen im Pedal. Es handelt sich nahezu ausschließlich um kleinere ein- bis zweimanualige Instrumente mit historisierenden Prospekten und einer typischen grundtönigen Disposition im Sinne der deutschen Romantik im Orgelbau. Ein charakteristisches Register, welches sich bei zahlreichen Gerhardt-Orgeln aus der ersten Generation findet, ist die Fernflöte 8'. Die 1891 errichtete Orgel in Neef ist ein solches Beispiel für eine der ersten Instrumente aus dem Hause Gerhardt.[4]
In den 1890er Jahren stellte Gerhardt auf den Bau von Instrumenten mit vollpneumatischen Kegelladen um. In diese Zeit fällt auch seine Erfindung der Koppelkegellade, welcher er 1896/97 zum Patent anmeldete. Es handelt sich dabei um eine pneumatische Transmissions- bzw. Extensionslade zur Ansteuerung ein und derselben Pfeifenreihe entweder in unterschiedlicher Fußtonlage oder von einer anderen Klaviatur.[5]
In der zweiten Generation unter Christian Gerhardt II. wurde die vollpneumatische Traktur auch in den 1930er Jahren noch verwendet. Erhaltene und restaurierte Beispiele für die Instrumente aus dieser Zeit zwischen den Weltkriegen sind die Orgeln in St. Johannes BaptistMosbach (1930) und in St. Johannes EnthauptungKoblenz-Metternich (1934). Während Erstere noch vollständig der Romantik verhaftet ist, finden sich in der Disposition des nur vier Jahre später errichteten Metternicher Instrumentes bereits deutliche Einflüsse der Orgelbewegung.[6][7]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde mancherorts mit unkonventionellen Aufstellungskonzepten experimentiert. So sind beispielsweise in Gonnesweiler das Hauptwerk sowie die Pedalregister Subbass 16' und 8' als Schwalbennestorgel an der Seitenwand des Kirchenschiffes aufgehängt, während der Spieltisch, das Positivwerk und das Pedalregister Oktavbass 8' auf der Empore untergebracht sind.[8]
Eine weitere Kuriosität findet sich an der 1959 errichteten Gerhardt-Orgel in Schillingen. Das Instrument hat im II. Manual gleich zweimal das Register Salicional 8'. Während das eine ganz regulär auf der Windlade des Positivs untergebracht ist, befindet sich das zweite am anderen Ende der Kirche als Fernwerk in Form von zwei Harfenfeldern links und rechts vom Altarraum.[9]
Entgegen dem vorherrschenden Zeitgeschmack blieb die Firma Gerhardt auch in den 1960er Jahren noch lange dem Freipfeifenprospekt und den elektropneumatischen Kegelladen treu, wie z. B. in den Orgeln in Wolfersweiler (1963), Humes (1965) und Idar-Oberstein (~ 1969). Unter der Leitung von Heribert Gerhardt wurde nach und nach auf den Bau geschlossener Gehäuse und mechanischer Schleifladen umgestellt.[10]
Um 1970 tiefgreifender Umbau durch Josef Klein (Obersteinebach); 1999 Austausch eines Klein-Registers durch Orgelbau Mayer; 2020 Renovierung und Restrukturierung der Orgel durch Freiburger Orgelbau Späth auf die heutige Größe von II/30.
1985 ersetzt. Das Gehäuse wurde an die Kirche St. Salvator in Ernst (Mosel) verkauft und dort bei der Restaurierung der Voltmann-Orgel wiederverwendet.
Der ursprüngliche Standort und das genaue Baujahr sind unbekannt. Die Orgel wurde zunächst 1922 gebraucht erworben und als Interimsinstrument in St. Eligius Völklingen aufgestellt. Nach dem Bau der neuen Stahlhuth-Orgel im Jahr 1928 wurde die Orgel an die benachbarte Pfarrei Christkönig in Luisenthal verkauft, wo sie bis heute erhalten ist. Um 1970 fand eine Umdisponierung durch die Firma Späth statt.
Im historischen Barockgehäuse der Vorgängerorgel von Johann Peter Senft (1778); pneumatische Taschenlade; 2005 restauriert durch Orgelbau Fasen und um die ohnehin schon 1927 vorgesehene Trompete erweitert.[12]
Seit 1976 in Mudenbach; Eine Besonderheit der Orgel ist, dass sie bei zwei Manualregistern (Gedackt 8’ und Principal 4’) sowohl eine Sub- als auch Superoktavkoppel besitzt. Das Pedal besitzt einen Subbass 16’.[14]
↑ abcdBernhard H. Bonkhoff: Historische Orgeln im Saarland (= Veröffentlichung der Gesellschaft der Orgelfreunde. Band271). Schnell & Steiner, Regensburg 2015, ISBN 978-3-7954-2856-3.
↑Beschreibung der Entwicklung der Instrumente auf Grundlage des hier vorliegenden Auszugs der Werkliste und der Instrumente auf Organindex.de
↑Franz Bösken, Hermann Fischer, Matthias Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band40). Band4: Regierungsbezirke Koblenz und Trier, Kreise Altenkirchen und Neuwied. Schott, Mainz 2005, ISBN 978-3-7957-1342-3, S.474.