Das Olympia ist eine Music Hall am Boulevard des Capucines im 9. Arrondissement von Paris. Vor allem ab 1954 gaben hier viele Weltstars Gastspiele. Der Auftritt im Olympia galt als ein Höhepunkt in der Karriere eines Künstlers.
1888 von Joseph Oller (dem späteren Gründer des Moulin Rouge) errichtet, ist das Olympia die älteste noch existierende Music Hall von Paris. Der Konzertsaal wurde am 12. April 1889 unter dem Namen Montagnes Russes (Achterbahn) eröffnet, aber bald in Olympia umbenannt. Der Schriftzug prangt heute in großen weißen Buchstaben auf rotem Grund über dem Eingang an der Fassade von 1893.
Neben Musik und Gesang fanden eine große Anzahl weiterer Veranstaltungen statt, Zirkusse traten auf, Ballette und Operetten wurden hier inszeniert. Als jedoch die Zeit der großen Stars vorüber war, wurde der Saal 1929 in ein profitables Kino umgewandelt.
Das Olympia von Bruno Coquatrix
1952 übernahm Bruno Coquatrix das Olympia und stellte es als Veranstaltungsort wieder her. Der große Saal wurde im Februar 1954 wieder eingeweiht, nachdem er 25 Jahre lang ungenutzt geblieben war. Bei dieser Gelegenheit gab Gilbert Bécaud als Vorkünstler für Lucienne Delyle seine erste Vorstellung. In der Folgezeit traten hier viele berühmte Weltstars auf.
Vierzig Jahre später war das Gebäude vom Abriss bedroht. An seiner Stelle sollte ein Parkhaus entstehen, doch im Januar 1993 erklärte der französische KulturministerJack Lang das Olympia zum Nationalen Kulturerbe. In der Folge wurden in zweijähriger Bautätigkeit die Fassade und das prunkvolle rote Interieur restauriert. Es hat ein Fassungsvermögen von etwa 2.000 Sitzplätzen bzw. 2.800 Stehplätze.
Erste Adresse für Konzertveranstaltungen
Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (beispielsweise Einzelnachweisen) ausgestattet. Angaben ohne ausreichenden Beleg könnten demnächst entfernt werden. Bitte hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfügst.
Die Geschichte Édith Piafs ist mit der des Olympias eng verknüpft. Sie erlangte ab Januar 1955 durch ihre regelmäßigen Auftritte bis Oktober 1962 Weltruhm, insbesondere ihre dreimonatige Konzertreihe im Jahre 1958 blieb in Erinnerung. Von fünf ihrer dortigen Auftritte gibt es Live-Mitschnitte. Zwei Monate, bevor sie an Krebs starb, gab sie eines ihrer denkwürdigsten Konzerte, bei dem sie sich vor Schmerzen nur mühsam aufrecht halten konnte.
Auch Jacques Brels Abschied von der Bühne wird allgemein mit seinem letzten Auftritt im Olympia im Oktober 1966 in Verbindung gebracht. Das Konzert war die Premiere seiner Abschiedstournee, die am 16. Mai 1967 in Roubaix endete.[1]
Im Oktober 1955 gab Sidney Bechet ein Gratiskonzert im Olympia; Anlass war seine einmillionste verkaufte Platte auf dem Vogue-Label, wofür er eine Goldene Schallplatte erhielt. 5000 Fans wollten das Konzert besuchen, aber nur rund die Hälfte fand Einlass. Der Saal wurde von den enttäuschten Fans demoliert, es gab zehn Verletzte und Schäden in Höhe von rund zwei Millionen (alten) Francs. Das Ereignis ging als Le soir où l’on cassa l’Olympia („Der Abend, an dem das Olympia zertrümmert wurde“) in die Geschichte ein.
Am 9. November 1989, dem Abend des Mauerfalls in Berlin, trat die deutsche Punk-Band Die Toten Hosen im Olympia auf. Als die Band nach dem Auftritt davon erfuhr, fuhr sie direkt von Paris nach Berlin, um dort mit den Menschen den Fall der Mauer in den Straßen zu feiern.[2]
Jean-Michel Boris, Jean-François Brieu, Eric Didi: Olympia Bruno Coquatrix, 50 ans de Music-Hall. Editions Hors Collection, Paris 2003, ISBN 2-258-06234-9
Paulette Coquatrix: Mes noces d’or avec l’Olympia, Bordeaux, Le Castor Astral.
Jeanne Tallon: J’étais ouvreuse à l’Olympia. Editions Fayard, Paris 2004, ISBN 2-213-61839-9
↑Olivier Todd: Jacques Brel – ein Leben. Achilla-Presse, Hamburg 1997, ISBN 3-928398-23-7, S. 403, 422.
↑SWR3-Interview mit Campino. Radio- und Video-Live-Stream-Interview mit Tote-Hosen-Sänger Campino aus Anlass der Veröffentlichung des Dokumentarfilms Auswärtsspiel – Die Toten Hosen in Ost-Berlin, 7. April 2022, Moderation: Sebastian Müller. Eine Produktion von SWR3