Édith Piaf wurde einige Wochen nach der Geburt (nach anderen Darstellungen im Alter von zwei Jahren) im Pariser Stadtteil Belleville von ihrer Mutter, Annetta Jacqueline Gassion, geborene Maillard, einer Kaffeehaussängerin italienisch-marokkanischer Abstammung,[3] verlassen. Sie wuchs bei deren Mutter auf, bei der sie verwahrloste und Hunger litt. Damit seine Tochter wieder zu Kräften kam, brachte ihr Vater, Louis Alphonse Gassion, der als Schlangenmensch in einem Wanderzirkus arbeitete, sie 1917 bei seiner eigenen Mutter unter, die ein Bordell in Bernay in der Normandie betrieb.[4] Dort fühlte sich das Mädchen wohler, bis es 1919 an einer Entzündung der Augenhornhaut erkrankte und zu erblinden drohte. 1921 pilgerte ihre Großmutter mit ihr zur Heiligen Therese von Lisieux, und Édith Piaf führte ihre Heilung fortan auf diese Wallfahrt zurück. Sie war sieben Jahre alt, als ihr Vater sie erstmals mitnahm; und von ihrem zehnten Lebensjahr an begleitete sie ihn und wurde von ihm zur Straßensängerin geschult.[5] Piaf wurde geprägt von der Gewalttätigkeit des Milieus, in dem sie aufwuchs, und vom Alkoholismus des Vaters.[6]
Mit 16 Jahren wurde sie schwanger, und am 11. Februar 1933 wurde Marcelle, ihre Tochter, geboren, die von ihrem Vater, Louis Dupont, aufgenommen wurde, bei ihm lebte und im Alter von zwei Jahren an einer Hirnhautentzündung starb.
Im Jahr 1952 heiratete Piaf den Sänger Jacques Pills, von dem sie sich 1956 scheiden ließ. Ihre Trauzeugin war Marlene Dietrich. Die beiden Künstlerinnen verband eine jahrzehntelange Freundschaft. In den 1950er Jahren unterhielt Piaf eine Liebesbeziehung zu dem Chansonnier Georges Moustaki, der 1959 zu einer Komposition von Marguerite MonnotMilord textete, das Piafs größter Erfolg wurde. Große Bedeutung hatte bereits zu Piafs Lebzeiten und darüber hinaus auch Non, je ne regrette rien, das von Charles Dumont und Michel Vaucaire geschrieben und ebenfalls im Jahr 1960 veröffentlicht wurde.[18] Sie widmete es, wie schon frühere Lieder, der französischen Fremdenlegion, die im Algerienkrieg eine wichtige Rolle spielte.[19]
Im September 1958 verlor Moustaki auf einer gemeinsamen Autofahrt die Kontrolle über das Fahrzeug, das mit einem LKW kollidierte.[20] Während eines mehrmonatigen Krankenhausaufenthaltes wurde die schwer verletzte Piaf mehrmals operiert und erhielt Morphium gegen ihre Schmerzen, was zu einer lebenslangen Drogenabhängigkeit geführt haben soll. Dem übermäßigen Alkoholkonsum entsagte sie hingegen[6], erkrankte jedoch an einer chronischen rheumatoiden Arthritis.[21]
Anfang August 1963 brachten Sarapo und Piafs Impresario, Louis Barrier, die geschwächte Sängerin in ein abgelegenes Haus in Plascassier in der Provence. Dort verschlechterte sich ihr gesundheitlicher Zustand. An Piafs Seite waren ihre Sekretärin, Danielle Bonel, und eine Krankenschwester; Sarapo setzte unterdessen seine Tournee fort. Als Bonel ihn verständigte, dass seine Frau sterben werde, eilte er zu ihr, traf sie jedoch nicht mehr lebend an. Édith Piaf starb am 10. Oktober 1963 mittags.[23]
Das Édith-Piaf-Museum in der Rue Crespin du Gast in Paris stellt persönliche Erinnerungen, ein Kleid und die Porzellansammlung der Künstlerin aus. In Paris wurde zudem ein öffentlicher Platz nach ihr benannt. Das dramatische Leben der berühmten Sängerin, die oft als Maßstab für spätere Interpretinnen genannt wurde (etwa für die junge Mireille Mathieu, deren Stimme ein ähnliches Volumen und Timbre aufwies), wurde seit ihrem frühen Tod in zahllosen Zeitungsartikeln, Büchern und künstlerischen Bearbeitungen für Leinwand und Bühne in Frankreich wie im Ausland dargestellt.
Die englische Dramatikerin Pam Gems schrieb 1978 ein Theaterstück mit dem Titel Piaf. Die Schauspielerin Maria Bill trat im Jahr 1982 bei einer deutschsprachigen Inszenierung des Stücks als Piaf am Wiener Schauspielhaus auf. Für ihre Darbietung wurde sie mit der Kainz-Medaille ausgezeichnet, es folgte eine Tournee in der Schweiz und Deutschland. Danach gab Bill zahlreiche Konzertabende in Wien und anderen Städten. Die Karriere der Schauspielerin Maria Happel begann am Schauspielhaus Bremen, wo sie die Rolle der Edith Piaf spielte, die sie auch in dem Theaterstück "Spatz und Engel" am Wiener Burgtheater und u. a. auch an der Wiener Staatsoper verkörperte. Von 2016 bis 2019 wurde das Stück mit Vasiliki Roussi als Piaf im Alten Schauspielhaus der Schauspielbühnen Stuttgart[28] sowie dem Theater Trier aufgeführt.[29]
Die Dramatikerin Juliane Kann schrieb ein Stück mit dem Titel Piaf! Keine Tränen, das am 13. Dezember 2008 am Schauspielhaus Düsseldorf durch Daniela Löffler mit Susanne Tremper in der Titelrolle uraufgeführt wurde.[30] Erneut und mit größerem Erfolg aufgenommen wurde das Stück in einer Inszenierung von Nikolaos Boitsos am Theater Paderborn mit Anne Bontemps in der Rolle von Piaf.[31][32]
Im Jahr 2007 kam der Film La vie en rose von Olivier Dahan heraus, der das Leben Piafs zeigt, die von der Schauspielerin Marion Cotillard dargestellt wird. Cotillard erhielt dafür einen Oscar.
Bis heute werden immer wieder Kompilationen von Piaf-Liedern aufgelegt und erfolgreich vermarktet. Zahlreiche Künstlerinnen coverten ihre Lieder, darunter Patricia Kaas und Lara Fabian.
Diskografie (Auswahl)
Piaf nahm über 200 Lieder auf Schallplatte auf, darunter (in Klammern das Aufnahmedatum):
Monique Lange: Histoire de Piaf. Edition Ramsay, Paris 1979. (Deutsch: Edith Piaf. Die Geschichte der Piaf, ihr Leben in Texten und Bildern. Insel, Frankfurt 2007, ISBN 978-3-458-32216-0.)
↑ abCarolyn Burke: No Regrets: The Life of Edith Piaf, S. 202 ff.
↑Jaime Salazar: Legion of the Lost: The True Experience of An American in the French Foreign Legion. Penguin, 2006, ISBN 978-1-101-11846-7 (google.com).