Im Hauptgebäude befindet sich das „Große Haus“, mit 540 Sitz- und 43 Stehplätzen bei Oper und Schauspiel und zusätzlichen 75 Sitzplätzen bei Konzerten. Nach einem Umbau im Oktober 1998 findet man hier ebenfalls das Kleine Haus mit 350 Sitzplätzen. Seit 2001 wurde der Spielraum, ein ca. 80 Plätze fassendes Studio-Atelier, reaktiviert. Außerdem verfügt das Theater seit 2008 über noch 2 weitere Bühnen, die sich in der ehemaligen Exerzierhalle Oldenburgs am Pferdemarkt befinden. Diese Bühnen stehen vor allem modernen Theaterformen und Performances offen. Die Halle hat eine Kapazität von etwa 100 Sitzplätzen pro Bühne.
Während der Spielzeit 2010/2011 wurde das große Haus renoviert. Als Ausweichspielstätte wurde die Halle 10 des stillgelegten Fliegerhorstes Oldenburg genutzt, die zu diesem Zweck um- und ausgebaut wurde.[1] Mit der Premiere der Zauberflöte am 1. Oktober 2011/2012 wurde das „Große Haus“ offiziell wiedereröffnet und zugleich die Spielzeit 2011/12 eingeläutet.
Das kulturelle Bedürfnis der Oldenburger Bürger wurde seit Mitte des 18. Jahrhunderts durch Theater-Gastspiele an immer wieder wechselnden Veranstaltungsorten befriedigt. Um sich zusätzliche Einnahmequellen zu sichern, schlug der Schauspieler und OpernsängerJohann Christian Gerber in Anlehnung an einen schon seit Jahren diskutierten Plan im Juni 1832 vor, mit dem von ihm geleiteten Ensemble des Bremer Stadttheaters regelmäßige Aufführungen in Oldenburg in einer Art „Filialanstalt“ des Bremer Theaters zu veranstalten. Der oldenburgische Schriftsteller und Kabinettssekretär Ludwig Starklof unterstützte diese Anregung und beauftragte Zimmermeister Hermann Peter Wilhelm Muck mit dem Bau eines als Holzkonstruktion errichteten Theaters. Das Gebäude stand in unmittelbarer Nähe des heutigen Theaters und wurde aus privaten Geldern finanziert. Im Februar 1833 konnte das „Theater in Oldenburg“ eröffnet werden. Kurze Zeit später hatte sich die Theaterkombination Oldenburg-Bremen, die anfangs als eine einleuchtende und vernünftige Lösung erschien, in der Praxis organisatorisch und technisch als enorm schwierig herausgestellt und hatte wirtschaftlich nicht vertretbare Betriebskosten zur Folge. Starklof, der diese Verbindung ohnehin nur als Übergangslösung betrachtete, traf schon bald Vorbereitungen für die Schaffung eines von Bremen unabhängigen Theaters. Als Gerber im November 1834 die Leitung der Bremer Bühne aufgrund finanzieller Schwierigkeiten niederlegen musste, konnte Starklof seinen Plan verwirklichen. Gerber übersiedelte nach Oldenburg und übernahm unter der Oberleitung Starklofs, der als eine Art Intendant fungierte, die Direktion des Theaters, an dem er auch Regie führte und als vielseitig einsetzbarer Schauspieler auftrat.[2]
Ab 1842 erhielt das Theater die Anerkennung vom Monarchen und nannte sich Großherzogliches Hoftheater. Auf dem Gelände zwischen Theaterwall und Stadtgraben vollendete der Hofbaumeister Gerhard Schnitger das Großherzogliche Residenztheater, ein im italienischenRenaissancestil gehaltenen Bau. Durch ein Feuer, vermutlich durch ein Feuerwerk im Innenraum verursacht, brannte es jedoch im November 1891 nieder. Das durch den oldenburgischen Stadtbaumeister Carl Franz Noack im neubarocken Stil wiederaufgebaute Theater wurde 1893 eröffnet, erweitert durch eine Kuppel und zusätzliche Werkstattgebäude. Im November 1918 dankte der letzte Großherzog ab und das Theater wurde im darauffolgenden Jahr in Oldenburgisches Landestheater umbenannt. 1927 wurde Hellmuth Götze als Intendant an das Theater berufen und inszenierte mit großem Erfolg expressionistische, kriegskritische und pazifistische Werke, wie die Oper Wozzeck von Alban Berg oder das Drama U-Boot S 4 von Günter Weisenborn aber auch Stücke wie die Dreigroschenoper. Die Bühnenbilder dazu schuf meist der begabte Ernst Rufer. Hierdurch hatte Götze ab 1931 zunehmend Meinungsverschiedenheiten mit den politisch rechtsstehenden Mitgliedern des Theaterausschusses, was schließlich zu Götzes Kündigung zum 31. Juli 1932 führte. Unter seinem Nachfolger Rolf Roenneke und dem Oberspielleiter Gustav Rudolf Sellner wurde das Theater zum kulturpolitischen Instrument der Nationalsozialisten.[3] Seit der Übernahme des Gebäudes durch den Staat Oldenburg im Zuge des Finanzausgleichs zwischen Ländern und Gemeinden 1938 trägt es den Titel Oldenburgisches Staatstheater.
Wegen notwendiger Umbauarbeiten im Großen Haus zur Verbesserung des Brandschutzes fanden die letzten Aufführungen der Spielzeit 2017/2018 in einem Zelt im Theaterhafen auf dem früheren Gelände der Firma „Rheinumschlag“ am Südufer der Hunte statt.[4]
Zahlen
Das Theater beschäftigt ca. 450 Mitarbeiter. Der Jahresetat beträgt 32,5 Mio. EUR. Das Theater bringt pro Spielzeit über 30 Premieren heraus und erreichte zuletzt Besucherzahlen von deutlich über 200.000. Die Ensembles bespielen vier Spielstätten: das Große Haus (540 Plätze, 43 Stehplätze), das Kleine Haus (bis zu 350 Plätze), die Studiobühne „Spielraum“ (ca. 80 Plätze)[5] und die Exerzierhalle am Pferdemarkt (etwa 100 Plätze).
Kooperationen
mit klangpol (gefördert durch das Netzwerk Neue Musik und die Kulturstiftung des Bundes)
Die Ausrichtung der Tanzsparte des Oldenburgischen Staatstheaters wechselte in jüngerer Vergangenheit abhängig von der jeweiligen Direktion von Tanztheater, über zeitgenössischen Tanz, bis zum Ballett. Ingrid Collett prägte als Ballettdirektorin das Ensemble von 1983 bis 1998. In den Jahren 1998 bis 2000 war Irina Pauls Leiterin des neu gegründeten TanzTheaters am Oldenburgischen Staatstheater.[8] Nach der Spielzeit 2000/2001, die ohne eigenes Ensemble stattfand und ausschließlich auf Gastspiele ausgelegt war, folgte von 2001 bis 2006 Martin Stiefermann und gleichzeitig die Umbenennung in Tanzcompagnie Oldenburg.[9] Unter Honne Dohrmanns Direktion (2007–2014)[10] kooperierte das Ensemble unter dem Namen nordwest eng mit dem Tanztheater Bremen und produzierte einige gemeinsame Produktionen.[11] Mit Beginn der Spielzeit 2014/2015 übernahm Antoine Jully und richtete die Sparte wieder klassischer aus. Die Sparte operiert seitdem offiziell wieder unter der Bezeichnung Ballett.[12]
Reinhard von Dalwigk, Chronik des alten Theaters in Oldenburg (1833 bis 1881). Festschrift zu der Eröffnung des neuerbauten Theaters am 8. Oktober 1881. Oldenburg 1881 (Digitalisat).
Carl Haase: Anmerkungen zum Oldenburger Theater von 1870 bis 1918. In: Oldenburger Jahrbuch. Bd. 83 (1983), S. 167–186 (online).
Hans Heering: Das Oldenburger Theater unter Starklof. In: Oldenburger Jahrbuch. Bd. 68 (1969), S. 77–146 (online).
Karl-Heinz Neumann: Theater in Oldenburg. Wesen und Werden einer nordwestdeutschen Bühne. Oldenburg 1982, ISBN 3-87358-149-3.
Heinrich Schmidt (Hrsg.): Hoftheater, Landestheater, Staatstheater. Beiträge zur Geschichte des oldenburgischen Theaters 1833–1983. Oldenburg 1983, ISBN 3-87358-165-5.
Christian Krüger: Geschichte der Oper am Landestheater in Oldenburg 1921–1938. Ein Beitrag zur Musikgeschichte der Stadt Oldenburg vor dem Hintergrund der sozialen und politischen Entwicklung dieser Epoche. Oldenburg 1984, ISBN 3-87358-184-1.
Klaus Groh: Vom Schwibbogen des Großherzoglichen Theaterkellers zur Burg Uhlenhorst am Friedensplatz. In: kulturland oldenburg. Ausgabe 3/2014/ Nr. 161, S. 15–16.
↑Biographie von Götze, Hellmuth In: Hans Friedl u. a. (Hrsg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg. Hrsg. im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft. Isensee, Oldenburg 1992, ISBN 3-89442-135-5, S. 244–245 (online).