Seine Eltern waren der 1941 gefallene Konrad Witkowski und Erna Martha Frieda Witkowski. Infolge der Kriegsereignisse flüchtete Tom Witkowski mit seiner Mutter und zwei seiner drei Geschwister über Dresden (kurz vor der Bombardierung der Stadt) quer durch das zerstörte Deutschland; Stationen waren Sondernau und Hoffenheim, bis er schließlich in Eßlingen am Neckar heimisch wurde.
Zur Goldenen Hochzeit mit der Schauspielerin Michaela Halder[1] am 7. Dezember 2011 gratulierte eine Abordnung des belgischen Königs Albert II., da Witkowski zu dieser Zeit in Belgien lebte.
1958 gründete Tom Witkowski aus dem WandertheaterDer Thespiskarren, Tübingen gemeinsam mit den Kollegen Heinz E. Johst und Werner Johst das Zimmertheater Tübingen. Am 6. Dezember 1958 war die Eröffnungsvorstellung mit Blick zurück im Zorn von John Osborne. Zum 50-jährigen Bestehen erschien eine Festschrift von Bernd Mahl:[3]Gute alte Zukunft. 50 Jahre Zimmertheater Tübingen. Eine Chronik von 1958–2008.
Tom Witkowski gehörte als 1. Charakterspieler (Protagonist) zum Schauspiel-Ensemble des Nationaltheaters Mannheim. Er spielte u. a. mit Buddy Elias im Zweipersonenstück Revanche sowie den Nada im Belagerungszustand von Albert Camus. Der 1. Charakterspieler war zu dieser Zeit neben den Aufgaben als Schauspieler für die praktische Ausbildung der jungen Eleven verantwortlich.
In dem von Intendant Lothar Schmidt-Mühlisch 1970 gegründeten und von Michaela Halder mit geleiteten Theater im Bonn Center in Bonn war er neben seiner Tätigkeit am Mannheimer Nationaltheater Regisseur von Edward AlbeesWer hat Angst vor Virginia Woolf?.
Als 1. Charakterspieler war Witkowski am Staatstheater Oldenburg bei Intendant Harry Niemann. Zu den wesentlichen Arbeiten zählten Die verlorene Ehre der Katharina Blum von Heinrich Böll sowie Wie dem Herrn Mockinpott das Leiden ausgetrieben wird von Peter Weiss. Daneben hatte er einen Lehrauftrag für Sprechtechnik im Rahmen der Fächer Deutsch und Kunst am Oldenburg-Kolleg.
Tom Witkowski war Ensemblemitglied als Regisseur und 1. Charakterspieler am Theater Aachen bei den Intendanten Peter Maßmann, Manfred Mützel und Klaus Schultz. Hier spielte er unter anderem den Tellheim in Minna von Barnhelm und die Paraderollen in den Stücken Bezahlt wird nicht und Hohn der Angst von Dario Fo.
Der Intendant des Aachener Theaters, Manfred Mützel, übernahm 1985 die Intendanz des Theaters Essen und bat Witkowski, ihn als 1. Charakterspieler an seine neue Wirkungsstätte zu begleiten. Hier spielte er u. a. die Rolle des Möbius in Die Physiker von Dürrenmatt und den ProtagonistenBehringer in Die Nashörner von Ionesco. Im Schauspiel Cromwell von Christoph Hein unter der Regie von Hansgünther Heyme wurde von einem der 12 Soldaten (Statisten) ungeplant ein Stuhl an eine Leiter geschoben. Witkowski stand hoch auf dieser Leiter vor einem Tribunal und wurde innerhalb der Rolle zum Tode verurteilt. Das Erschießungskommando exekutierte ihn, worauf er tot von der Leiter mit dem Rücken voraus auf den Sitz des Stuhles stürzte, welcher dort nicht hätte stehen dürfen. Eine Rückenmarksverletzung unterbrach Witkowskis Schauspielkarriere für zwölf Jahre.
Während er in Hellenbahn wohnte, schrieb Witkowski das Theaterstück Das Narrenfest[6](ein Fest für Clowns und ein Fressen für Schauspieler), welches gleichzeitig in den Sprachen Deutsch, Niederländisch und Französisch aufgeführt wurde, so z. B. in Lüttich (Belgien), Maastricht (Niederlande) und Aachen (Deutschland).
Zur Karlspreisverleihung an Königin Beatrix der Niederlande 1996 wurde Das Narrenfest im Rahmen der Feierlichkeiten unter dem Titel Comedia del Regio in Aachen aufgeführt und erhielt die Karlspreismedaille.
Aachen ab 1995
Nachdem Witkowski ab 1995 nach Kelmis zog, wurde er in Aachen zum Vorstandsvorsitzenden (Intendant) von AKuT, der Aachener Kultur und Theaterinitiative, gewählt, welche das Theater99 betreibt. Diese Position hatte er zehn Jahre lang inne. AKuT ist ein Zusammenschluss von etwa 30 Amateurtheatergruppen.
1996 gründete er eine Theaterschule, die Akademie ff[7] (Akademie für freies Theater Aachen). Hieraus entwickelte sich die Theaterschule Aachen, welche seine Kollegin Ingeborg Meyer seit 2011 leitet.
Neben seiner Arbeit am Theater Aachen war er an mehreren Theatertourneen beteiligt, so am Bertolt-Brecht-Klassiker Die heilige Johanna der Schlachthöfe[8] und ist Mitglied der Kulturkonferenz Regio Aachen.
Anlässlich des European Culture Forum 2013 in Brüssel war Witkowski Mitglied einer dreitägigen Zusammenkunft von über 1000 Kulturschaffenden aus allen Mitgliedsländern der EU.[9] Innerhalb dieser Sprachenvielfalt wurde Witkowskis Theaterstück Die Zugvögel – ein Fest für Europa in 10 Sprachen realisiert. Alle Akteure sprachen in ihrer Muttersprache, so dass ein Babylonisches Gewirr entstand, aber jeder durch eine entsprechende Konzeption des Theaterstückes verstanden werden konnte.
↑Zimmertheater Tübingen.: Gute alte Zukunft : 50 Jahre Zimmertheater Tübingen : eine Chronik: 1958–2008. Universitätsstadt Tübingen, Kulturamt, 1. Januar 2008, OCLC890617107.
↑Horst Mahnstein: Eine tierische Geschichte. Die grandiose Verwandlung des Mimen Tom Witkowski. In: Aachener Volkszeitung (Hrsg.): Aus dem Kulturellen Leben. Aachener Verlagsgesellschaft mbH, Aachen 18. Oktober 1983.
↑Fachblatt der GDBA Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger, 69. Jahrgang Dezember 2017, WWW buehnengenossenschaft.de
↑ abSabine Rother: Narrenfest: Clowns sind unglaublich eitel... aber sehr sozial. Aachener Zeitung Nr. 205 Seite 19A vom Samstag, 3. September 1994
↑Matthias Hinrichs: Die Bühne lässt ihn niemals los. Tom Witkowski prägt die Theaterszene weiter – Darsteller und Dozent. In: Aachener Zeitung (Hrsg.): Theater Januar 2002. Aachener Verlagsgesellschaft mbH, Aachen 5. Januar 2002, S.7.
↑Brecht: Die Heilige Johanna der Schlachthöfe. In: Aachener Nachrichten (Hrsg.): Lokales. Aachen.
↑European Culture Forum: Tom Witkowski. In: EU Brüssel (Hrsg.): Theater Konvent. Brüssel 2013.
↑Der Mitmacher (Mitschnitt der Deutschen Erstaufführung) von Dürrenmatt – Jim, (Regie Dürrenmatt)
↑Gernot Geduldig: „Randale und Triebe“ Tom Witkowski und sein neues Stück. Hrsg.: Aachener Nachrichten. Kultur und Gesellschaft, Nr.176. Zeitungsverlag Aachen, Aachen Juni 1996.