Das Tal ist (ohne Oberes Gericht) rund 90 km lang und von bis zu 3000 m hohen Bergen umgeben. Es trennt die Nördlichen Kalkalpen von den südlich gelegenen höheren Zentralalpen.
Im Gegensatz zum Unterinntal ist das Oberinntal schmaler und an manchen Stellen durch Schluchten gebildet, etwa bei Zams und bei Roppen, oder bildet eine Bergsturzlandschaft am Eingang des Ötztals. Ab Silz ist der Talboden weitläufiger. Das Tal wird teilweise von Mittelgebirgsterrassen begleitet, darunter als größter dem Mieminger Plateau.
Als größte Seitentäler münden das Pitztal und das Ötztal von Süden und das Stanzer Tal und das Gurgltal von Westen bzw. Norden ein.
Die Grenze zwischen Ober- und Unterinntal an der (alten) Melachmündung bei Zirl und dem Inn-gegenüberliegenden Meilbrünnl bei der Martinswand stellt die alte Landgerichtsgrenze zwischen Sonnenburg und Hörtenberg dar.
Klima
Geschützt durch die hohen Bergketten weist das Oberinntal ein typisches inneralpines Talklima auf. Es gibt weniger Niederschläge als in den nord- oder südalpinen Staulagen, viel Sonne im Winter, wenig Nebel und Wind. Westlich und nördlich von Landeck erfolgt ein abrupter Übergang zu den niederschlagsreichen Staulagen des Arlberggebietes und der Lechtaler Alpen. Richtung Süden zum Alpenhauptkamm hin (Ötztal, Oberes Gericht) nehmen die Niederschläge hingegen noch weiter ab. Der Jahresniederschlag beträgt im Mittel der Jahre 1971–2000 in Haiming 716,7 mm, in Imst 788,9 mm, in Landeck 753,6 mm und in Prutz 633,6 mm.[1]
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Landeck (785 m ü. A.)
Die Ortskerne liegen meist erhöht auf den Schwemmkegeln der Bäche oder auf den Mittelgebirgsterrassen. Inzwischen wird auch der Talboden zunehmend für Siedlungen und vor allem für Gewerbe genutzt. Die größten Orte und regionale Zentren sind die drittgrößte Gemeinde Tirols, Telfs (16.244 Einwohner), Imst (11.108), Zirl (8324) und Landeck (7616).
Die Bauernhöfe im Oberinntal sind in ihrer Form rätisch geprägt, im Gegensatz zu den bajuwarischen Hofformen des Unterinntals. Die südbairischenDialekte weisen besonders im Westen einzelne Merkmale des Alemannischen auf.
Geschichte
Bereits in römischer Zeit, nach den Alpenfeldzügen unter Kaiser Augustus, wurde die antike Via Claudia Augusta angelegt, die Teile des Tals in Nord-Süd-Richtung querte.[2] Um 800 erscheint der zentrale Teil des heutigen Oberinntals urkundlich als pagus Poapintal, dessen administrativer Mittelpunkt in Pfaffenhofen vermutet wird.[3][4] Im Hochmittelalter ist im Oberinntal umfassender staufischer und welfischer Besitz nachgewiesen.[5] Aus dem Jahr 1291 ist die ausdrückliche Lagebezeichnung de superiori Jntal für das Oberinntal urkundlich bezeugt.[6]
Wirtschaft und Verkehr
Im Oberinntal gibt es mehrere Gewerbestandorte, dennoch pendeln zahlreiche Bewohner aus. Landeck, Imst und Telfs waren früher Zentren der Textilindustrie. In den breiteren Talabschnitten und auf den Mittelgebirgsterrassen gibt es gute Voraussetzungen für die Landwirtschaft. Aufgrund der früher üblichen Realteilung ist die Flur stärker gegliedert als im Unterinntal. Anders als in den Seitentälern spielt der Tourismus nur eine geringe Rolle.[7]
Das Oberinntal ist eine bedeutende Verkehrsachse, hier verlaufen die Arlbergbahn, die Inntal Autobahn A12 und die Tiroler Straße. Neben dem Ost-West-Verkehr von Innsbruck Richtung Arlberg benützt auch der alpenquerende Nord-Süd-Verkehr vom Fernpass zum Reschen einen Teil des Tals.
Irmtraut Heitmeier: Das Inntal. Siedlungs- und Raumentwicklung eines Alpentales im Schnittpunkt der politischen Interessen von der römischen Okkupation bis in die Zeit Karls des Großen (= Studien zur Frühgeschichte des historischen Tiroler Raums 1 = Schlern-Schriften 324). Wagner, Innsbruck 2005, ISBN 978-3-7030-0399-8.
Walter Thaler (Red.): Telfer Buch. Beiträge zur Heimatkunde von Telfs, Pfaffenhofen, Oberhofen, Rietz im Oberinntal (= Schlern-Schriften 112). Wagner, Innsbruck 1955.
Oswald Trapp (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch. Band 7: Oberinntal und Außerfern. Tyrolia-Athesia, Bozen/Innsbruck/Wien 1986.
↑Rainer Loose (Hrsg.): Von der Via Claudia Augusta zum Oberen Weg. Leben an Etsch und Inn. Westtirol und angrenzende Räume von der Vorzeit bis heute (= Schlern-Schriften 334). Wagner, Innsbruck 2006, ISBN 978-3-7030-0421-6.
↑Martin Bitschnau, Hannes Obermair: Tiroler Urkundenbuch, II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Band 1: Bis zum Jahr 1140. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2009, ISBN 978-3-7030-0469-8, S.46, Nr. 68.
↑Irmtraut Heitmeier: Das Inntal. Siedlungs- und Raumentwicklung eines Alpentales im Schnittpunkt der politischen Interessen von der römischen Okkupation bis in die Zeit Karls des Großen (= Studien zur Frühgeschichte des historischen Tiroler Raums 1 = Schlern-Schriften 324). Wagner, Innsbruck 2005, ISBN 978-3-7030-0399-8, S. 249ff.
↑Ernst Klebel: Das Hohenstaufenerbe im Oberinntal und am Lech. In: Festschrift zu Ehren Emil von Ottenthals (= Schlern-Schriften 9). Wagner, Innsbruck 1925, S. 16–28.
↑Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 1. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2005, ISBN 88-901870-0-X, S. 116, Nr. 92.