Der Geograph Heinrich Müller-Miny hatte die Haupteinheit 1958 in seiner in großen Teilen bis heute etablierten naturräumlichen Gliederung dieser Region nochmals untergliedert in ein Oberes (Binger Pforte und Bacharacher Tal), Mittleres (St. Goarer Tal) und Unteres Obermittelrheintal (Bopparder Schlingen und Lahnsteiner Pforte).[1] Bei einer Längseinteilung des Oberen Mittelrheintals ließen sich in der niedrigsten Ordnungsstufe jeweils der Rheincanyon als Untertal und die beiderseitigen Terrassenfluren als linkes und rechtes Obertal aussondern.[7][1]
In Bingen mündet die Nahe von links in den Rhein. Am sich einen Kilometer stromabwärts anschließenden Binger Loch ändert der Rhein seine Richtung von Westen nach Norden, die er gegen Ende der Pforte in Nordwesten ändert. In der Binger Pforte sind die Kammlagen auf beiden Rheinseiten nur etwa 2 km voneinander entfernt und die Steilhänge beginnen oftmals unmittelbar am Flussufer.[8][3][9]
In Lorch mündet von rechts die Wisper, deren Mündungstal sich zunächst entlang der Stadt nach Nordosten, dann nach Osten in die Bergrücken einschneidet. Analog schneidet sich in Bacharach das Tal linksseitig zur Münzbach-Mündung ein. Beim Austritt des Rheines ist der Fluss gut 300 m breit.[3][10]
Rheinverlauf zwischen Trechtingshausen und Bacharach, aufgenommen vom Aussichtsturm Siebenburgenblick
In mehreren bis unter 90° einschließenden Kurven verengt sich der Rhein auf unter 200 m. Die Ufer sind schmal und bieten so in unmittelbarer Flussnähe nur wenig Siedlungsfläche. Es schließen sich hoch aufragende Steilhänge an, in den Höhenlagen herrscht sanft gewellter Plateaucharakter vor, mit zunehmender Entfernung vom Rhein immer weiter ansteigend. Typisches Beispiel für diese Art von Bodenrelief und weltbekannt ist die Loreley, im Zentrum dieses Naturraums gelegen.
Besiedelt sind mit Ausnahme der genannten Städte fast nur die Hänge und Höhenlagen.[3][11]
Der südliche Abschnitt des St. Goarer Tales zwischen Oberwesel und der Loreley vom Aussichtspunkt Spitznack
Ausblick von der Hindenburghöhe auf den Übergang vom St. Goarer Tal zu den Bopparder Schlingen bei Bad Salzig
Unmittelbar am namensgebenden Ort beschreibt der Fluss von einer leichten Linkskurve ausgehend eine rechtsseitige Wendung um über 180° (Bopparder Hamm), um bei Osterspai eine rund 135° starke Linkskurve zu gehen. An den jeweiligen Kurvenaußenseiten sind die Hänge auffallend steil.[3][12]
Unmittelbar oberhalb der knapp 5 km langen Pforte schließt sich in der Neuwieder Rheintalweitung bereits der oberste Abschnitt des Mittelrheinischen Beckens an. Jedoch wird landläufig deren oberhalb der Moselmündung gelegener Teil oft noch zum Oberen Mittelrhein gezählt.[3][13]
Gebiet zwischen Lahn- und Moselmündung
Der Rhein von unterhalb der Mündung der Lahn bei Lahnstein bis zur Mündung der Mosel am Deutschen Eck in Koblenz gehört nach der streng naturräumlichen Ordnung bereits zur Neuwieder Rheintalweitung (291.0) als Zentrum des Neuwieder Beckens und damit zum Mittelrheinischen Becken (291).[3][14] Er ist indes explizit als Bestandteil des Weltkulturerbes aufgeführt. Dieses ist auch insofern nicht unlogisch, als das Moseltal und das Gießen-Koblenzer Lahntal die links- und rechtsrheinischen Fortsetzungen ein und derselben Talsenke darstellen.
Nebenflüsse
Die folgenden, im Oberen Mittelrheintal mündenden Nebenflüsse sind rheinaufwärts, von Nord nach Süd, geordnet: [15][16]
↑ abcHeinrich Müller-Miny: Das Mittelrheingebiet und seine naturräumliche Gliederung. In: Bundesanstalt für Landeskunde (Hrsg.): Berichte zur Deutschen Landeskunde. 21. Band, 2. Heft (September 1958), Selbstverlag der Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen 1958, S. 193–233 (Tafel Gefügeordnungsstufen der Naturräumlichen Gliederung des Mittelrheingebietes und der angrenzenden Gebirge und Karte Naturräumliche Gliederung am Mittelrhein).
↑Dokument zum Unesco-Welterbe. (PDF; 440 KiB) In: rheingau-taunus.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Dezember 2015; abgerufen am 30. Oktober 2017.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rheingau-taunus.de
↑Karte und Legende zu den Naturräumen Hessens (Internet Archive der Online-Kopie von Die Naturräume Hessens, Otto Klausing 1988) im Umweltatlas Hessen des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie
↑Heinrich Müller-Miny: Betrachtungen zur naturräumlichen Gliederung. In: Institut für Landeskunde (Hrsg.): Berichte zur Deutschen Landeskunde. 28. Band, 2. Heft (März 1962), Selbstverlag der Bundesanstalt für Landeskunde und Raumforschung, Bad Godesberg 1962, S. 258–279 (hier: 275/276).