Die Gemeinde liegt in der Region Würzburg. Der topographisch höchste Punkt der Gemeinde befindet sich mit 553 m ü. NHN(Lage)49.9549.51043 am Gipfel der Klosterkuppel, der niedrigste liegt im Main auf 147,1 m ü. NHN(Lage)49.91059.58775. Die Klosterkuppel ist die höchste Erhebung des Landkreises Main-Spessart, die vollständig im Kreisgebiet liegt. In der Nähe entspringt der Silberlochbach, der durch Neustadt am Main fließt.
Wovon sich der ursprüngliche Ortsname Rorinlacha tatsächlich ableitet, ist nicht genau bekannt. Es bestehen zwei mögliche Theorien:
Er besteht aus den althochdeutschen Wörtern rorīn und lahha. Es bedeutet „ein mit Röhricht bewachsener Sumpf“.[5] Diese Namenswurzel ist auch im Namen von Erlach zu finden (erl lahha).
Laut Heinrich Wagner könnte er auch aus dem Personennamen „Roggo“, ein Verwandter von Megingaud, und „Lacha“ für umgrenztes Gebiet, bedeuten. Danach bedeutet er Ort des Roggo.
Da sich das keltische Heiligtum Locoritum im Tal von Neustadt befand, ist es am wahrscheinlichsten, dass „Rorinlacha“ für einen mit Röhricht bewachsenen Sumpf steht.[6] Mit Errichtung des dritten Klosters in Rorinlacha, an der „Neuen Statt“, wurde der Ort zuerst Niuwenstat, dann Neustadt genannt. Er besteht aus den althochdeutschen Wörtern niuwe und stat.[7] Die gleiche Namenswurzel steckt auch im Ort Neuendorf in Unterfranken, wobei Neuendorf 1325 erstmals als Nuwendorf, als Dorf und nicht als Stadt, erwähnt wurde. Der Zusatz am Main unterscheidet Neustadt von weiteren gleichnamigen Orten.
Frühere Schreibweisen
Frühere Schreibweisen des Ortes aus diversen historischen Karten und Urkunden:
Der Ort wurde erstmalig um 150 n. Chr. von Ptolemaios als Locoritum erwähnt. Übersetzt heißt das: „Furt im See“. Der See im Tal war ein keltisches Heiligtum und existierte wahrscheinlich schon vor dem 5. Jhd. vor Christus.
769 n. Chr. wurde der Ort als Rorinlacha erwähnt. Übersetzt heißt das laut Joseph Schnetz: „Ein mit Röhricht bewachsener Sumpf“. Der heilige keltische See war jetzt offenbar ein Sumpf. Ab 738/39 wurde der Sumpf trockengelegt und dann mit dem Kloster an der Alten Statt überbaut.
Südlich von der Alten Statt, eingeweiht 742, wurde die Neue Statt ab 772 gebaut und 781 eingeweiht. Die alten Namen im Tal von Neustadt a. Main passen zusammen. Zuerst See, dann Sumpf, und dann Neue Statt.
Ein genaues Datum, wann das Kloster Neustadt gegründet wurde, ist laut Theodor Ruf nicht bekannt, es liegt im Zeitraum von 741/742 (Bistumsgründung) bis 814 (Tod Karls des Großen). Im gleichen Artikel existiert auch eine andere Aussage von Theodor Ruf: Bereits vor der Resignation kann er (Megingaud) auch angefangen haben, eine kleine Kirche zu bauen, die sich mutmaßlich „um 750“ datieren lässt.[11] Die Zusammenfassung in Rufs Buch, Kloster Neustadt am Main 769 (?) – 1300, Untersuchungen und Regesten, Würzburg Nov. 2022, auf der Rückseite ist: "Im Jahr 769 wurde das Kloster Neustadt gegründet. Soll das Kloster gegründet worden sein. Wurde es, vielleicht, „gegründet“. Vielleicht aber auch erst einige Jahre später. Oder ein paar Jahre früher. Vom ehemaligen Würzburger Bischof Megingaud. Oder auch nicht".
Ein keltischer Thingplatz auf dem Gaiberg steht unter Denkmalschutz (D-6-6023-0014) und ist eine vorgeschichtliche (keltische) Abschnittsbefestigung. Dass die Ungarn 910, nach ihrem Sieg am Lechfeld südlich von Augsburg, nach Franken gezogen und Würzburg und Umgebung verwüstet hätten, ist wenig glaubwürdig,[12] es existiert auch keine Quelle auf dem Berg.
1,2 km südwestlich von der Margarethenhof-Quelle und 857 m südöstlich vom Ruhbrunnen, erstmals 772 erwähnt als Erphenbrunnen, befindet sich ein weiterer denkmalgeschützter Platz (D-6-6023-0030), der Glasbrunnen. Dort soll eine frühneuzeitliche Glashütte gestanden sein, allerdings gibt es keine Beweise für eine ehemalige Glashütte, keine archäologischen Funde an der Silberlochbach-Quelle und der zugehörigen Lichtung und keine Schriftquellen, auch nicht vom Kloster Neustadt.
Die Benediktinerabtei wurde schon 738 auf dem Michaelsberg in Rorinlacha (die Michilstat) gegründet. Es war der erste von insgesamt vier Standorten. Es folgten auf dem trockengelegten keltischen See im Tal die Alte Statt, die Neue Statt und am Ende die Romanische Statt. Das Kloster wurde 1803 im Zuge der Säkularisation aufgelöst.[13]
Im Jahr 1862 wurde das Bezirksamt Lohr am Main gebildet, auf dessen Verwaltungsgebiet Neustadt lag. 1871 kam Neustadt anlässlich der Reform des Zuschnitts der bayerischen Bezirksämter zum Bezirksamt Marktheidenfeld, kehrte jedoch am 1. Januar 1880 ins Bezirksamt Lohr zurück. Wie überall im Deutschen Reich wurde 1939 die Bezeichnung Landkreis eingeführt. Neustadt war dann eine der 26 Gemeinden im Landkreis Lohr am Main. Mit der Auflösung des Landkreises Lohr am Main kam Neustadt am Main am 1. Juli 1972 in den neu gebildeten Landkreis Mittelmain, der zehn Monate später seinen endgültigen Namen Landkreis Main-Spessart erhielt.
Zur Gemeinderatswahl 2014 und Gemeinderatswahl 2020 kandidierte einzig die Bürgerliste, die alle Sitze im Gemeinderat erhielt.[15] Damit gab es auch nur einen Kandidaten für das Bürgermeisteramt.
Bürgermeister
Erster Bürgermeister ist seit 1. Mai 2014 Stephan Morgenroth (Bürgerliste); dieser wurde am 15. März 2020 mit 94,2 % der Stimmen für weitere sechs Jahre gewählt. Es gab nur eine Partei und keine Gegenkandidaten.
Seine Vorgängerin war Karin Berger (Freie Wählergemeinschaft Erlach = FWE). Damals gab es noch 3 Parteien, die CSU, SPD und FWE. Seit 2014 ist nur noch eine Partei in Neustadt am Main aktiv.
Wappen
Blasonierung: „Gespalten von Silber und Rot; vorne ein von einem schwarzen Kreuzchen überhöhter schwarzer unzialer Großbuchstabe N, hinten ein gestürztes Flammenschwert mit goldenem Griff“[16]
Städtepartnerschaften
Neustadt ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Neustadt in Europa, in der sich 36 Städte (Stand: September 2008) mit Namen Neustadt aus Deutschland, Österreich, Ungarn, Tschechien, Polen und der Slowakei zusammengeschlossen haben.
Es gab am 30. Juni 2020 nach der amtlichen Statistik im produzierenden Gewerbe 42 und im Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe 21 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 56 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 479. Am Stichtag 30. September 2020 gab es in Neustadt keine Betriebe des verarbeitenden Gewerbes oder landwirtschaftliche Betriebe.
Es existiert kein Lebensmittelmarkt und kein Arzt.
Bildung
Es gibt folgende Einrichtungen (Stand: 2021):
Kindergarten: 30 Kindergartenplätze, 22 betreute Kinder
Keine Schule
Persönlichkeiten
Burkard, Abt in Rorinlacha von 738 bis Ende 741. Ab März 742 erster Bischof von Würzburg, bis zu seinem Rücktritt Anfang 754.
Megingaud von Würzburg, Abt in Rorinlacha von 742 bis 783. Von 754 bis Anfang 769 zweiter Bischof von Würzburg.
Bernhard Krieg, von 1703 bis 1729 Abt von Kloster Neustadt.
Plazidus Reich (1695–1764), Abt von Neustadt am Main 1733 bis 1763.
Georg Link (1815–1901), Pfarrer von 1848 bis 1901 in Neustadt am Main. Er holte die Franziskanerinnen nach Neustadt.
Bürgermeister Franz Greser
Bürgermeisterin Karin Berger
Trivia
Eine legendäre Sage berichtet, dass die Ehefrau von Kaiser Karl dem Großen, die zusammen mit ihrer Tochter Gertrudis verbannt worden war, sich mit ihrer Tochter in der vom Kaiser gegründeten Benediktinerabtei Neustadt am Main aufhielt und auf Wunsch Gertrudis eine Gerichtsverhandlung erhielt, bei der die Unschuld der Kaiserin festgestellt wurde. Gertrudis soll auch bei Neustadt trockenen Fußes den Main durchschritten haben.[17]
Johann Adolph Kraus: Die Benediktiner-Abtei Neustadt am Main. Historische Monografie, Würzburg 1856.
Georg Link: Beschreibung der Benedictinerabtei, Neustadt am Main. Festgabe zur feierlichen Einweihung der ehemaligen Abteikirche daselbst, Würzburg 1872.
Georg Link: Klosterbuch der Diöcese Würzburg. Band I: Geschichte der Benediktinerklöster. Würzburg 1873.
Joseph Schnetz: Ältere Geschichte von Neustadt am Main. Lohr 1914.
Rudolf Kuhn: Kloster Neustadt am Main, Versuch zur Ausdeutung von Funden aus dem Abbruch der Klosterruine. Lohr 1963.
Rudolf Langhans, Bernd Bippus: Festschrift zur 1200-Jahr-Feier des Klosters Neustadt am Main. Festausschuss, Neustadt am Main 1969.
Erika Haindl: Neustadt am Main – Biographie eines Dorfes. Echter, Würzburg 1994, ISBN 3-429-01591-X.
Theodor Ruf: Kaum Licht im Nebel. 769 – vor 1250 Jahren – wurde das Kloster Neustadt am Main (vielleicht) gegründet. In: Würzburger katholisches Sonntagsblatt 18/2019, Würzburg 4. Mai 2019, S. 18–19.
Sybille Grübel, Sandra Hartung, Udo Aull: Festschrift 1250 Jahre Neustadt a. Main. Gemeinde Neustadt a. Main 2019.
Klaus Weyer: Vom Keltenheiligtum (Locoritum, 150 n. Chr.) zum karolingischen Missionskloster – Neustadt am Main. Königshausen & Neumann, Würzburg 2019, ISBN 978-3-8260-6740-2.
Klaus Weyer: Via publica und Heristrata, Zwei Grenzen und Fernwege im Spessart. In: Jahrbuch Kreuzwertheim 2021. Band 34, S. 142–157, Kreuzwertheim 2022.
Klaus Weyer: Die neuen Erkenntnisse zur Lokalisierung des Ptolemaios Ort Locoritum. In: Mainfränkisches Jahrbuch. Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e. V. Würzburg, Würzburg 2022, ISBN 978-3-949015-05-2, S. 341–357.
Heinrich Wagner: Die Äbte des Klosters Neustadt am Main im Mittelalter. In: Würzburger Diözesangeschichtsblätter. Band 46, 1984, ISSN0342-3093, S. 5–60.
Heinrich Wagner: Zur Neustadter Privilegienfrage. In: Archiv für Diplomatik. Band 46, 2000 ISSN0066-6297, S. 49–154.
Heinrich Wagner: Die Würzburger Bischöfe 741–842. In: Würzburger Diözesangeschichtsblätter. Band 65, 2003, S. 17–43.
↑Joseph Schnetz: Ältere Geschichte von Neustadt am Main. Lohr 1914.
↑Klaus Weyer: Vom Keltenheiligtum zum karolingischen Missionskloster – Neustadt am Main. Königshausen & Neumann, Würzburg 2019, ISBN 978-3-8260-6740-2, S. 9–20
↑Theodor Ruf: Kaum Licht im Nebel. 769 – vor 1250 Jahren – wurde das Kloster Neustadt am Main (vielleicht) gegründet. In: Würzburger katholisches Sonntagsblatt 18/2019, Würzburg 4. Mai 2019, S. 18–19.
↑Alfred Wendehorst: Germania Sacra, Das Bistum Würzburg Teil 1. Walter De Gruyter & Co, Berlin 1969, S. 56
↑Klaus Weyer: Vom Keltenheiligtum (Locoritum, 150 n. Chr.) zum karolingischen Missionskloster – Neustadt am Main. Königshausen & Neumann, Würzburg 2019, ISBN 978-3-8260-6740-2.
↑Christine Demel u. a.: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. Gemeinde Leinach, Leinach 1999, S. 533 f. (Kaiser Karls Gericht); gemäß Christa Hinze, Ulf Diederichs (Hrsg.): Fränkische Sagen. 1980, ISBN 978-3-424-01148-7, S. 58.