Erstmalige urkundliche Erwähnung fand Neudrossenfeld 1260 im Langenstadter Vertrag.[6] Das Bestimmungswort des Ortsnamens ist Droso, der Personenname des Siedlungsgründers. Bereits 1285 war Drossenfeld Pfarrei mit eigener Pfarrkirche (ursprünglich dem heiligen Jakobus geweiht).[7] Die Burggrafen von Nürnberg (Hohenzollern) kauften 1340 das Kulmbacher Land und herrschten damit auch über das Rittergut Drossenfeld (bis 1806). Bis 1429 stand die Pfarrei Drossenfeld unter dem Patronat des Klosters Langheim. 1430 kam es zur Plünderung durch die Hussiten. 1494 bis 1584 gehörte das „Burckgut Drosenfelt“ dem Geschlecht derer von Wirsberg, die es an den MarkgrafenGeorg Friedrich I. verkauften.[8] Die Markgrafen ließen es daraufhin von Pächtern verwalten. 1525 im Bauernkrieg blieb der Drossenfelder Bauernhaufen eher passiv. 1528 wurde die Reformation in Neudrossenfeld eingeführt.
In den Jahren 1553 und 1554 erfolgten Zerstörungen im Albertinischen Krieg. Durch Plünderungen ab 1632 im Dreißigjährigen Krieg und die Pest kam es zur Entvölkerung der ganzen Gegend. Markgraf Christian Ernst von Bayreuth verkaufte 1689 Neudrossenfeld an den bürgerlichen Justizrat Johann Wolfgang Franke. 1732 brannte fast ganz Neudrossenfeld ab. 1752 kam das Gut teilweise als Erbe, teilweise durch Kauf an den Reichsgrafen Philipp Andreas von Ellrodt. Der neue Besitzer und dessen Sohn Friedrich bauten das Schloss aus (Architekt: Carl von Gontard) und errichteten von 1753 bis 1760 die neue große Markgrafenkirche (Dreifaltigkeitskirche). Es erfolgte die Anlage der zur damaligen Zeit berühmten Terrassengärten.
Im Jahre 1775 nach dem Tode Philipps von Ellrodt 1763 und seiner beiden Söhne konnte seine Witwe Drossenfeld nicht halten, das Rittergut wurde an Georg Christoph von Reitzenstein verkauft. Das Anwesen verkam und wurde 1809 in bürgerliche Hände verkauft. In den nächsten 200 Jahren folgten acht bürgerliche Besitzer.
Neudrossenfeld mit Dreschenau, Fichtelhof, Gemeinde (hintere), Gemeinde (vordere), Hölle und Lerchenfeld
Pechgraben mit Eberhardtsreuth, Eselslohe, Oberkeil, Schaitz, Untergräfenthal, Unterkeil und Zoltmühle.[14]
Die Ruralgemeinde Neudrossenfeld war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Kulmbach zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Kulmbach (1919 in Finanzamt Kulmbach umbenannt). 111 Anwesen unterstanden bis 1843 in der freiwilligen Gerichtsbarkeit dem Patrimonialgericht Neudrossenfeld. Ab 1862 gehörte Neudrossenfeld zum Bezirksamt Kulmbach (1939 in Landkreis Kulmbach umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Kulmbach (1879 in Amtsgericht Kulmbach umbenannt).[13] Die Gemeinde hatte ursprünglich eine Gebietsfläche von 5,069 km².[15]
20. Jahrhundert
Am 26. Juni 1909 wurde die Bahnstrecke Bayreuth–Thurnau mit den Bahnhöfen Drossenfeld (in Altdrossenfeld) und Neuenreuth eröffnet. Der Personenverkehr wurde am 3. Juni 1973 wieder eingestellt, über Thurnau kamen aus Kulmbach bis Ende 1982 noch Güterzüge.[16]
Von Mitte Juni 1944 bis April 1945 existierte auf dem Areal der Neuen Baumwollen-Spinnerei in Bayreuth eine der zahlreichen Außenstellen des Konzentrationslagers Flossenbürg. Dort wurde an optischen Steuerungssystemen für Lenkwaffen gearbeitet. Nach einem Bombenangriff am 11. April 1945 wurden dessen zivile Wissenschaftler, Ingenieure und Handwerker mit ihren Werkzeugen, Maschinen und Unterlagen in das Schloss Neudrossenfeld umquartiert. Nach der Einnahme durch die US-Army wurden dort die Forschungen bis Oktober 1945 unter Werner Rambauske als Leiter des „Instituts Teleoptik“ fortgeführt.[17]
Eingemeindungen
Im Rahmen der Gebietsreform wurden am 1. Januar 1972 die Gemeinde Neuenreuth am Main und Teile der aufgelösten Gemeinde Lindau eingegliedert. Am 1. Juli 1972 kam Muckenreuth hinzu.[18]Pechgraben folgte am 1. Januar 1975. Teile der aufgelösten Gemeinde Leuchau wurden am 1. Januar 1976 eingegliedert. Brücklein kam am 1. Januar 1978 hinzu. Der Hauptteil der aufgelösten Gemeinde Altdrossenfeld folgte schließlich am 1. Mai 1978.[19]
Einwohnerentwicklung
Im Zeitraum 1988 bis 2018 wuchs die Gemeinde von 3018 auf 3753 um 735 Einwohner bzw. um 24,4 %. Am 31. Dezember 2005 hatte Neudrossenfeld 3983 Einwohner.
Berufsmäßiger Erster Bürgermeister ist seit 1. Mai 2014 Harald Hübner (CSU). Bei der Bürgermeisterwahl 2020 wurde er im zweiten Wahlgang mit einem Stimmenanteil von 64 % bestätigt. Sein Vorgänger war Dieter Schaar (Freie Wählerschaft).
Gemeinderat
Der Gemeinderat besteht aus dem ersten Bürgermeister und 16 Mitgliedern. Die Gemeinderatswahlen 2002 bis 2020 führten zu folgenden Sitzverteilungen:
Blasonierung: „Über gekürzter, eingeschweifter roter Spitze, darin eine silberne Zinnenmauer mit drei Zinnen, gespalten; vorne in Blau ein linksgewendeter goldener Löwe, hinten geviert von Silber und Schwarz.“[37]
Wappenbegründung: Die Zinnenmauer stammt aus dem Wappen der Familie von Wirsberg, in deren Besitz das Rittergut Drossenfeld bis zu ihrem Aussterben 1587 war. Danach fiel das Rittergut an die Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth. Daran erinnert die Vierung von Silber und Schwarz. Im 18. Jahrhundert gehörte den Herren von Ellrodt das Rittergut. Der goldene Löwe in Blau ist die Wappenfigur der Herren von Ellrodt.
Dreifaltigkeitskirche: Die in Jahren 1753 bis 1760 erbaute protestantische Markgrafenkirche gilt als eine der schönsten Barockkirchen im Bayreuther und Kulmbacher Land. Architekt und Baumeister war Johann Georg Hoffmann aus Kulmbach.
Schloss Neudrossenfeld mit Terrassengarten: Seine ältesten Teile stammen aus dem 16. Jahrhundert. Durch den Architekten Carl von Gontard wurde es ab 1752 erweitert und erneuert.
Das seit 1649 existierende und unter Denkmalschutz stehende Brauereigelände mit Gasthof, Biergarten und dem eigentlichen Brauereigebäude mit Eishaus im Ortskern von Neudrossenfeld.
Die 50 Meter lange Sandsteinbrücke über den Roten Main mit fünf Bögen wurde wahrscheinlich zwischen 1557 und 1603 erbaut.
Die Tanzlinde in Langenstadt, historisch verbürgt zunächst als Gerichtslinde konsultiert, wurde neu gepflanzt, nachdem der alte Baum wegen Altersschwäche entfernt werden musste, und stellt seit 2010 wieder das Zentrum des örtlichen Brauchtums dar.[39]
Seit 2014 zeigt das Lindenbaum-Museum in Neudrossenfeld anhand von Modellen über 40 Beispiele von geleiteten Lindenbäumen in Europa, davon viele Tanzlinden.
Sport
Der TSV Neudrossenfeld ist der größte Sportverein der Gemeinde. Die Fußballmannschaft des Vereins spielt ab der Saison 2023/24 in der Bayernliga.
Regelmäßige Veranstaltungen
Anfang Oktober findet der Herbstmarkt statt, ein Gemeinschaftsfreiluftkaufhaus mit fränkischem Rahmenprogramm.[40]
Alle zwei Jahre finden jeweils Anfang Mai die von der Fördergesellschaft für Europäische Kommunikation organisierten Europatage statt, in deren Rahmen die Europamedaille Karl IV. verliehen wird. Zusätzlich gibt es ein breites kulturelles sowie kulinarisches Angebot aus vielen europäischen Ländern.
Seit dem 1. Juni 2023 verkehren auf der als „Campus-Linie“[42] bezeichneten Buslinie 8354 an Werktagen stündlich Omnibusse zwischen Bayreuth und Kulmbach über Neudrossenfeld. Im Abschnitt Bayreuth–Neudrossenfeld ist die Bedienung auf einen Halbstundentakt verdichtet.[43]
Sparkasse Kulmbach in Zusammenarbeit mit dem Landkreis (Hrsg.): Unser Landkreis Kulmbach. Deutscher Sparkassenverlag, Stuttgart 1985, OCLC159885915, S.143–144.