Das Nationalmuseum für westliche Kunst (japanisch国立西洋美術館, Kokuritsu seiyō bijutsukan, englisch The National Museum of Western Art, kurz NMWA) ist ein Kunstmuseum im Tokioter Stadtbezirk Taitō. Es beherbergt europäische und nordamerikanische Kunstwerke vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert und ist das größte seiner Art in Asien.
Japans einziges staatliches Museum für westliche Kunst geht zurück auf die Kunstsammlung des Matsukata Kōjirō. Dessen in Frankreich befindliche Sammlung wurde während des Zweiten Weltkrieges als Feindvermögen beschlagnahmt. Ende der 1950er Jahre übergab Frankreich einen Teil dieser Sammlung als Geste der Aussöhnung an das japanische Volk. Für die 196 Gemälde, 80 Zeichnungen 26 Drucke und 63 Skulpturen entstand ab 1957 ein neues Museumsgebäude im Ueno-Park in Tokio. Seit der Eröffnung des Museums sind die Bestände des Museums kontinuierlich gewachsen und der ursprüngliche Sammlungsschwerpunkt mit französischen Künstlern der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts konnte durch ältere Arbeiten bis zurück zum Mittelalter ergänzt und durch Arbeiten des 20. Jahrhunderts erweitert werden. Heute umfasst die Sammlung etwa 2000 Werke, die zusammen mit zahlreichen Wechselausstellungen einen umfangreichen Überblick der westlichen Kunstgeschichte darstellen.
Gebäude
1957 begannen die Planungen für das neu zu errichtende Museumsgebäude unter der Leitung von Le Corbusier. Zusammen mit Maekawa Kunio, Sakakura Junzō und Yoshizaka Takamasa wurde ein Gebäude entwickelt, das von Beginn an auf flexible Wachstumsmöglichkeiten konzipiert war. Neben der zunächst zu beherbergenden Matsukata-Sammlung hatten die Architekten auch Platz für zukünftige Erwerbungen eingeplant. Das nach zweijähriger Bauzeit 1959 fertiggestellte Gebäude hat einen quadratischen Grundriss. Die Betonfassaden des zweigeschossigen Gebäudes werden durch jeweils ein Panoramafenster aufgelockert, vor denen Balkone mit Freitreppen Verbindungen zur Umgebung des Ueno-Parks schaffen. Im Inneren befindet sich ein zentraler Lichthof, von dem eine Rampe zu den Galerieräumen im ersten Stock führt. Le Corbusiers Schüler Maekawa Kunio entwarf den 1979 fertiggestellten Erweiterungsbau der zusammen mit dem Hauptgebäude einen Innenhof umschließt. Ein weiterer Ergänzungsbau aus dem Jahr 1997 beherbergt ein Auditorium und Räume für Wechselausstellungen. Zeitgleich fand eine Renovierung der bestehenden Gebäude statt, die bei dieser Gelegenheit gegen Erdbeben verstärkt wurden. Seit 2016 ist das Gebäude als Teil der Welterbe-Stätte „Das architektonische Werk von Le Corbusier“ in der Liste des UNESCO-Welterbes verzeichnet.[1]
Sammlung
Im ersten Stock des Hauptgebäudes sind heute Werke der europäischen Malerei vom frühen 15. bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert zu sehen. Die italienische Malerei ist mit Giorgio VasarisGarten von Gethsemane, Paolo VeronesesDie Vermählung der heiligen Katharina, Leandro BassanosJüngstes Gericht und Jacopo TintorettosBildnis eines jungen Mannes als David genauso vertreten wie mit Giovanni Francesco BarbierisDavid mit dem Kopf des Goliath oder einer Mater Dolorosa von Carlo Dolci. Weitere Werke in dieser Abteilung sind eine Lucretia von Guido Reni und eine Madonna mit Kind und den drei Heiligen von Giovanni Domenico Tiepolo. Von Giovanni Battista Tiepolo besitzt das Museum die Apotheose des Admiral Vettor Pisani und von Pietro Longhi ein Porträt eines Mannes.
Zu den Künstlern der flämischen und holländischen Malerei gehört Joos van Cleve, der mit einem Triptychon im Museum vertreten ist, dessen mittlere Tafel die Kreuzigung Christi zeigt und die Seitentafeln das Stifterpaar darstellen. Von Bartholomeus Breenbergh ist eine Küstenlandschaft und von Herman van Swanevelt eine Ansicht von Rom mit Kolosseum, Konstantinbogen und Venustempel zu sehen. Hinzu kommen von Joachim BeuckelaerChristus trägt das Kreuz, Anthonis van DycksPorträt des Diego Felipe de Guzmán und von Peter Paul Rubens die Werke Überfluss sowie die Darstellung zweier schlafender Kinder. Weiterhin zeigt das Museum das Stillleben Junge mit den Seifenblasen von Gerard Dou, eine Dorfhochzeit von Jan Steen sowie verschiedene Landschaftsansichten von Jacob van Ruysdael, Isaak van Ostade und Jan van Goyen.
Des Weiteren besitzt das Museum eine umfangreiche Sammlung von Zeichnungen und Drucken. Hierunter befinden sich Arbeiten von Dürer, Holbein, Rembrandt, Piranesi, Goya und Klinger.
Im Erdgeschoss des Hauptgebäudes sind viele der im Museumsbesitz befindlichen Skulpturen von Auguste Rodin zu sehen. Mit 58 Werken verfügt das Museum über eine der besten Sammlungen dieses Künstlers. Im Skulpturengarten sind auch Bronzegüsse seiner bekannten Arbeiten Der Denker, Die Bürger von Calais und Das Höllentor zu sehen.