Die Bezeichnung „mitteldeutsch“ entstand, als man die Dialekte im deutschen Sprachraum untersuchte.
Zuvor unterschied man nur zwischen oberländischer bzw. oberdeutscher und niederländischer bzw. niederdeutscher Sprache. Bei den Dialektuntersuchungen stellte man fest, dass die hochdeutsche Lautverschiebung, die den historisch auffälligsten Unterschied zwischen der oberländischen und der niederländischen Sprache ausmacht, in einem sehr breiten Streifen nur unvollständig geschehen ist. Aufgrund dieser und einiger anderer Merkmale begann man daher, den „Streifen“, der am Rhein sehr viel breiter ist als im Osten, als Übergangsgebiet zwischen dem Oberdeutschen und dem Niederdeutschen zu begreifen.
Abgrenzung zu anderen Dialekten
Die ostmitteldeutschen Dialekte (nördlich des Thüringer Waldes, östlich der Werra und südlich der Benrather Linie, also in großen Teilen des heute als „Mitteldeutschland“ bezeichneten Gebietes) sind dem Neuhochdeutschen von allen deutschen Dialekten am nächsten, wie der Sprachforscher Theodor Frings bewiesen hat. Die Dialekte im Gebiet zwischen Erfurt, Hof, Dessau-Roßlau und Dresden stimmen in vielen Merkmalen mit dem Neuhochdeutschen überein, so im Wortschatz, da die neuhochdeutsche Schriftsprache sehr stark auf Martin LuthersBibelübersetzung zurückgeht, der die sächsische Kanzleisprache, die Sprache der Staatsbeamten des Kurfürstentums Sachsen, als Vorbild für die hochdeutsche Schreibung und Aussprache ansah und nutzte („Ich rede nach der sächsischen Kanzlei“). Diese war allerdings eine überregionale Ausgleichssprache und nicht identisch mit den gesprochenen Dialekten dieser Region. Eine ähnliche Ausgleichsfunktion übte lange Zeit das Prager Deutsch aus, das eine Vermittlerrolle zwischen ober- und mitteldeutschen Dialekten spielte.
Hochpreußisch (†) (vereinzelte Sprecher in Nordost-Polen und in der Diaspora in Deutschland)
Übergangsbereich zwischen dem oberdeutschen und mitteldeutschen Sprachraum (Sprachwissenschaftler ordnen Ost- und Südfränkisch häufig dem Oberdeutschen zu.)
Werner Besch (Hrsg.): Dialektologie. Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektforschung (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. Band 1). 2 Bände. Walter de Gruyter, Berlin 1982, 1983, ISBN 3-11-005977-0, 3-11-009571-8. Hier unter anderem: Peter Wiesinger: Die Einteilung der deutschen Dialekte. Zweiter Halbband, S. 807–900, besonders S. 846–872.
Heinrich J. Dingeldein: Sprachvarietäten in 'Mitteldeutschland'. Gebrauch und Räumlichkeit. In: Gerhard Stickel (Hrsg.): Varietäten des Deutschen. Regional- und Umgangssprachen (= Institut für deutsche Sprache. Jahrbuch 1996). Walter de Gruyter, Berlin / New York 1997, S. 109–141 (Digitalisat).
Zum historischen Mitteldeutsch:
Gerhard Eis: Historische Laut- und Formenlehre des Mittelhochdeutschen (= Sprachwissenschaftliche Studienbücher). Carl Winter, Heidelberg 1950, S. 151–155: Die md. Dialekte.
↑Helga Bister-Broosen: Sprachwandel im Dialekt von Krefeld. In: Berkeley insights in linguistics and semiotics, Bd. 3, New York 1989, S. 10.
↑Klaus Ullmann: Schlesien-Lexikon, 2. Band der Reihe Deutsche Landschaften im Lexikon, 3. Auflage 1982, Adam Kraft Verlag GmbH & Co. KG Mannheim, S. 260–262.