Martin Viertel entstammt einer Bergmannsfamilie. Nach einer Lehre als Strumpfwirker absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung. 1943 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Er geriet in französische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1947 nach Deutschland zurückkehrte. Von 1948 bis 1956 arbeitete er unter Tage (zuletzt als Steiger) für die Wismut AG in Johanngeorgenstadt. Hier war er Mitglied der Redaktion des Kulturspiegels. Von 1956 bis 1959 war er Student am Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ in Leipzig. Anschließend wirkte er im kulturpolitischen Bereich der Wismut AG, deren Arbeitertheater er auch leitete. Ab 1962 lebte er als freier Schriftsteller in Gera.
Martin Viertel, der in den frühen 1950er Jahren mit dem Schreiben begonnen hatte, verfasste Romane, Erzählungen und Kinderbücher. Am bekanntesten wurde er 1968 durch seinen Roman Sankt Urban, ein Werk parteitreuer Arbeiterliteratur, in dem die Besetzung der sächsischen Uranerzbergbau-Region durch die Rote Armee 1945 und die ersten Jahre der Wismut AG geschildert werden.
Wenige Jahre später wurde bekannt, dass Viertel jahrzehntelang (1965–89) unter dem Decknamen Kurt der DDR-Staatssicherheit zu Diensten war.[4]
Weitere Werke
Die Igelfreundschaft, Berlin 1962
Sie hat uns alles gegeben, Karl-Marx-Stadt 1966
Schlambambomil oder Der eiserne Seehund, Berlin 1975
Kuckucksgarn, Der Kinderbuchverlag Berlin 1977 (Illustrationen Manfred Bofinger)
Ticki Mumm, Berlin 1978 (Illustrationen Manfred Bofinger)
Bollerbock, Berlin 1986
Literatur
Viertel, Martin. In: Kurt Böttcher (Gesamtredaktion): Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart. VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1975; Band 2, S. 401/402
↑Dem im ND abgedruckten Begleitschreiben ist zu entnehmen, dass Viertel es nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbar sah, "Träger von Ehrenzeichen zu sein, die ich aus den Händen degenerierter Staatsmänner erhalten habe". ND 6.12.1989, S. 4.
↑Joachim Walther: Sicherungsbereich Literatur. Schriftsteller und Staatssicherheit in der Deutschen Demokratischen Republik. Ch. Links, Berlin 1996, ISBN 3-86153-121-6; S. 580 + 652 f.