Konrad Wolf ist der zweite Sohn des Arztes und Schriftstellers Friedrich Wolf mit seiner Frau Else Wolf, geborene Dreibholz.[1] Sein älterer Bruder ist Markus Wolf, der langjährige Chef des Auslandsgeheimdienstes der DDR. 1933 emigrierte die Familie zunächst nach Frankreich und von dort aus später nach Moskau. Er besuchte dort die deutsche Karl-Liebknecht-Schule und erwarb die sowjetische Staatsangehörigkeit. Schon in dieser Zeit kam Konrad Wolf intensiv mit dem sowjetischen Film in Berührung. Als Zehnjähriger spielte er 1936 eine Nebenrolle in dem Exilfilm Borzy (Kämpfer) des Regisseurs Gustav von Wangenheim.
Mit siebzehn trat er in die Rote Armee ein und gehörte 1945 als Neunzehnjähriger zu den Truppen, die Berlin einnahmen. Für kurze Zeit war er im April 1945 der erste sowjetische Stadtkommandant von Bernau bei Berlin. Von 1945 bis 1947 war er unter anderem für die SMAD (Sowjetische Militäradministration) in Wittenberg und Halle (Saale) für die darstellende Kunst zuständig. Von 1949 bis 1954 studierte er an der 1919 gegründeten Moskauer Filmhochschule.[2]
Danach arbeitete er als Regisseur bei der DEFA, wo er vor allem anspruchsvolle und kritische Gegenwartsfilme drehte. Seine Kriegserlebnisse beschrieb er später in dem Film Ich war neunzehn (1968). Das Verhältnis zwischen Deutschen und Russen beschäftigte ihn zeit seines Lebens. In seinem Spätwerk werden auch immer mehr kritische Töne gegen die Beeinflussung der Kunst durch Obrigkeiten laut – etwa in seinem Goya-Epos oder in dem leisen Film Der nackte Mann auf dem Sportplatz. Sein Spielfilm Solo Sunny, den er gemeinsam mit seinem langjährigen Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase inszenierte, zeigt das Leben einer Außenseiterin der DDR-Gesellschaft im Prenzlauer Berg in Berlin.
Zuletzt arbeitete er als Künstlerischer Leiter an einem 6-teiligen Dokumentarfilm-Projekt Busch singt, das anhand der Biografie des kommunistischen Schauspielers und Sängers Ernst Busch einen Querschnitt durch die politische und künstlerische Entwicklung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland geben sollte.
Von 1965 bis 1982 war er Präsident der Akademie der Künste der DDR. Hierfür hatte er sich auch als linientreuer Verfechter des SED-Parteiregimes qualifiziert.[3][4] Um ihn lange im Amt zu halten, wurden die Statuten der Akademie geändert, die nur eine einmalige Wiederwahl vorsahen. Wolf unterstützte die Ausbürgerung Wolf Biermanns, während über 100 Kulturschaffende der DDR eine Protestnote gegen die Ausbürgerung unterschrieben.[5] Biermann gehe „einen anderen politischen Weg“, er bediene die Konterrevolution. Wolf hat aber auch einzelne Künstler im Rahmen seiner Möglichkeiten bei ihrer Auseinandersetzung mit dem Regime unterstützt.
Konrad Wolf war in erster Ehe von 1955 bis 1960 mit der Kostümbildnerin Annegret Reuter, in zweiter Ehe von 1960 bis 1978 mit der Schauspielerin Christel Bodenstein verheiratet. Aus dieser Beziehung stammt sein 1961 geborener Sohn Mirko, ein als Trickfilmzeichner ausgebildeter Animator und Illustrator. Die Brüder Konrad und Markus Wolf haben mehrere Halbgeschwister aus Beziehungen ihres Vaters mit verschiedenen Frauen, darunter den Physiker Thomas Naumann.
1981/82: Busch singt (6-teiliger Dokumentarfilm, von anderen vollendet; Regisseure: Reiner Bredemeyer, Erwin Burkert, Ludwig Hoffmann, Peter Voigt, Konrad Wolf)
Einzelfolgen:
Aurora – Morgenrot
Nur auf die Minute kommt es an
1935 oder Das Fass der Pandora
In Spanien
Ein Toter auf Urlaub
Und weil der Mensch ein Mensch ist
Auszeichnungen
1956: Bronzemedaille des Filmfestivals der Internationalen Messe Damaskus für Genesung
Aber ich sah ja selbst, das war der Krieg: Kriegstagebuch und Briefe 1942–1945. Edition Die Möwe, Berlin 2015, ISBN 978-3-00-050547-8.
Literatur
Carmen Blazejewski: Konrad Wolf. Neue Sichten auf seine Filme. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte der DDR, Hochschule für Film und Fernsehen, Berlin 1990 OCLC705346831
Jakob Hayner: Kunst im Dienste der Menschheit. Am 20. Oktober wäre der deutsche Filmemacher Konrad Wolf 90 Jahr alt geworden. In: Dschungel. Beilage zu jungle world, 43, 22. Oktober 2015, S. 1–5 (mit 2 Stills; Fotoporträt des K. W. von 1977).
Jürgen Klauß: Zwischen den Meistern in den Zeiten. Von Heiner Müller zu Konrad Wolf. Frankfurt-Oder-Edition, Frankfurt (Oder) 1996, ISBN 3-930842-13-0.
Hans Helmut Prinzler: Konrad Wolf. 1925–1982. In: Thomas Koebner (Hrsg.): Filmregisseure. Biographien, Werkbeschreibungen, Filmographien. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-010662-4, S. 836–838.
↑Antje Vollmer, Hans-Eckardt Wenzel, Konrad Wolf. Chronist im Jahrhundert der Extreme, Berlin 2019, S. 286; S. 274 („parteikonforme(n) Stellungnahmen in steiler Tonlage“)
↑Dörte Hinrichs und Hans Rubinich: Vom Regen in die Jauche? In: Deutschlandfunk. 9. November 2006, abgerufen am 20. Februar 2022.