Anlässlich des Aufstandes vom 17. Juni 1953 war er einer der wenigen prominenten SED-Funktionäre, die sich in Berlin den Streikenden stellten. Als sich am 16. Juni 1953 Tausende von Bauarbeitern auf dem Platz vor dem Haus der Ministerien in der Leipziger Straße versammelt hatten, um gegen die Erhöhung ihrer Arbeitsnormen zu protestieren, begab er sich mutig unter die Demonstranten und versuchte von einem Bürotisch herab zu ihnen zu sprechen. Aber der aufgestaute Unmut der Arbeiter war schon zu groß. Selbst seine Mitteilung, das Politbüro habe die Normenerhöhung soeben zurückgenommen, vermochte die aufgebrachte Menge nicht zu beruhigen. Sein Hinweis, er sei doch selber ein Arbeiter, stieß auf entschiedene Ablehnung. Selbmann musste abtreten. Der begonnene Arbeiterprotest entwickelte sich zum Volksaufstand. In seinem am 21. Juni 1953 auf der Parteiaktivtagung in Dresden gehaltenen Referat bezeichnete Selbmann den Aufstand als „unerhörten Schandfleck der deutschen Arbeiterbewegung“ und verglich ihn mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941.[3]
1954 bis 1958 war Selbmann Mitglied des ZK der SED. Wegen „abweichender Haltung“ wurde er von Walter Ulbricht 1958 im Umfeld der sogenannten Schirdewan-Wollweber-Fraktion in der SED-Führung aus seinen politischen und staatlichen Ämtern gedrängt und verlegte sich auf die Schriftstellerei. Die Kämpfe um die sozialistische Planerfüllung waren sein vorherrschendes Motiv.
Bis zu seinem Tod lebte Fritz Selbmann als freischaffender Schriftsteller in Berlin, erst in Karlshorst und dann ab 1965 in Müggelheim. 1969–1975 war er einer der Vizepräsidenten des DDR-Schriftstellerverbandes. Er veröffentlichte 1970 im Mitteldeutschen Verlag, Halle/Saale, unter dem Titel Alternative, Bilanz, Credo. Versuch einer Selbstdarstellung seine Autobiografie.
In der DDR waren u. a. das Schulungs- und Erholungsheim des staatlichen Metall-Kontor Rheinsberg/Mark Untermühle (1965), die 16. Oberschule in Berlin-Müggelheim (1977),[4] die 88. Polytechnische Oberschule in Leipzig/Grünau (1980), der Kleine Saal des Hauses der Berg- und Energiearbeiter (1985), das VEB Gaskombinat „Fritz Selbmann“ Schwarze Pumpe (1986) sowie die 24. Polytechnische Oberschule in Hoyerswerda (1987) nach ihm benannt. Bereits 1950 war die Fachschule für Elektrotechnik in Mittweida nach Selbmann benannt worden.[5]
1986 erhielt eine Straße in Berlin-Hellersdorf seinen Namen (seit 1992 Maxie-Wander-Straße).
Demokratische Wirtschaft. Drei Vorträge gehalten an der Universität Leipzig und der Technischen Hochschule Dresden.Dresdener Verlagsgesellschaft, Dresden 1948.
Ost-West-Handel und freier Außenhandel. Probleme der deutschen Wirtschaftseinheit. KPD-Fraktion im Wirtschaftsrat des Vereinigten Wirtschaftsgebietes, Frankfurt am Main 1949.
Interzonenhandel und Wirtschaftseinheit.Kongreß-Verlag, Berlin 1949.
Der wichtigste Faktor in der wirtschaftlichen Entwicklung. Greif Verlag, Berlin 1950.
Aufgaben zur weiteren Steigerung der Arbeitsproduktivität und zur Erhöhung der sozialistischen Akkumulation. Ministerium für Arbeit und Berufsausbildung, Berlin 1956.
Befreite Arbeit. 10 Jahre volkseigene Betriebe.Dietz Verlag, Berlin 1956.
(mit Gerhart Ziller): Die neue Epoche der technischen Entwicklung. Dietz Verlag, Berlin 1956.
Ein Zeitalter stellt sich vor.Verlag Technik, Berlin 1957.
(als Mitautor): Agricola-Studien.Akademie-Verlag, Berlin 1957.
Selbmann, Fritz. In: Kurt Böttcher (Gesamtredaktion): Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart. VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1975; Band 2, S. 312
Oliver Kiechle: Fritz Selbmann als Kommunist und SED-Funktionär. Individuelle Handlungsspielräume im System. düsseldorf university press, Düsseldorf 2013, ISBN 978-3-943460-41-4.
Winfrid Halder: Eine bedeutsame Quelle zur sächsischen Nachkriegsgeschichte? Anmerkungen zu Fritz Selbmanns postum erschienenen Erinnerungen. in: Neues Archiv für sächsische Geschichte 73 (2002), S. 215–240