Marlen Reusser begann ihre sportliche Laufbahn während der Schulzeit als Läuferin; nach mehreren Operationen an den Sprunggelenken musste sie diesen Sport jedoch aufgeben und wechselte zum Schwimmen und zum Radsport.[1] Ab Ende der 2000er Jahre bestritt sie unter anderem Brevets und Triathlons. 2014 nahm sie im Alter von 22 Jahren als jüngste Fahrerin am Alpenbrevet teil.[2]
Zur Folgesaison wechselte Reusser zum Team SD Worx. Ihr grösster Erfolg in der Saison 2022 war der Gewinn der vierten Etappe der Tour de France Femmes, die sie mit einem Solo über 23 Kilometer für sich entschied.[4] Nach einem Sturz auf der sechsten Etappe ging sie am folgenden Tag nicht mehr an den Start. Bei den Europameisterschaften in Anadia verteidigte sie ihren Titel im Einzelzeitfahren, bei den Weltmeisterschaften gewann sie den Titel mit der Mixed-Staffel und die Bronzemedaille im Einzelzeitfahren.
In die Saison 2023 startete Reusser mit dem Gewinn von Gent-Wevelgem, nach einem Solo über 40 Kilometer.[5] Als Dritte bei Lüttich–Bastogne–Lüttich stand sie ein weiteres Mal auf dem Podest eines Klassikers. Bei der Itzulia Women gewann sie – erneut mit einem Solo – die letzte Etappe und sicherte sich damit erstmals die Gesamtwertung bei einer Rundfahrt.[6] Einen Monat später war sie auch bei der Tour de Suisse Women erfolgreich, den Grundstein legte sie hier mit dem Gewinn des Einzelzeitfahrens am zweiten Tag der Rundfahrt. Bei der Tour de France Femmes gewann sie das abschliessende Einzelzeitfahren. Bei den Weltmeisterschaften in Glasgow errang sie erneut den Titel mit der Mixed-Staffel. Im Einzelzeitfahren als Favoritin gestartet, hatte sie während des Rennens einen mentalen Einbruch und gab auf.[7] Im anschliessenden Strassenrennen hatte sie als Vierte das bisher beste Ergebnis ihrer Karriere. Zum Saisonabschluss verteidigte sie bei den Europameisterschaften zum zweiten Mal in Folge den Titel im Einzelzeitfahren. Insgesamt schloss sie die Saison 2023 als Dritte der Weltrangliste ab.
Marlen Reusser ist in einer Bauernfamilie in Hindelbank aufgewachsen. Bis sie 16 Jahre alt war, spielte sie Geige und studierte im Rahmen eines Förderprogrammes an der Hochschule der Künste Bern.[2] Nach der Matura studierte sie Medizin und arbeitete als Assistenzärztin für Chirurgie. Noch während der Vorbereitung auf die Strassen-Weltmeisterschaft in Innsbruck arbeitete sie Teilzeit als Ärztin im Spital Langnau.[11] 2021 promovierte sie.[12]
Politisches Engagement
Marlen Reusser engagiert sich politisch für eine nachhaltige und ökologische Gesellschaft. Von 2008 bis 2009 war sie Präsidentin der Jungen Grünen des Kantons Bern, von 2017 bis 2018 war sie im Vorstand der Grünen Emmental.[13] Reusser setzt sich für einen besseren Status des Frauenradsports ein.[12]
Ehrungen
2020 wurde Marlen Reusser mit einem Swiss Cycling Award als Schweizer Radsportlerin des Jahres ausgezeichnet.[14] 2021 wurde der Swiss Cycling Award gleich an vier Radsportlerinnen vergeben, darunter erneut an Marlen Reusser.[15]
↑Marlen Reusser. Kandidatur Nationalratswahlen vom 23. Oktober 2019. In: Wahlplattform Smartvote. Politools – Political Research Network, abgerufen am 20. Oktober 2010.