Share to: share facebook share twitter share wa share telegram print page

M. Karunanidhi

M. Karunanidhi (2010)

M. Karunanidhi (Muthuvel Karunanidhi;[1] Tamil: மு. கருணாநிதி Mu. Karuṇāniti [ˈkaruˌɳaːnid̪i]; * 3. Juni 1924 in Tirukkuvalai; † 7. August 2018 in Chennai) war ein indischer Politiker der Regionalpartei Dravida Munnetra Kazhagam (DMK). Er war von 1969 bis zu seinem Tod 2018 Vorsitzender der tamilisch-nationalistischen DMK und war mehrfach (1969–1976, 1989–1991, 1996–2001 und 2006–2011) Chief Minister (Regierungschef) des Bundesstaates Tamil Nadu. Daneben war Karunanidhi ein produktiver Autor (Romancier, Dramatiker und Drehbuchautor). Von seinen Anhängern wurde er mit dem Ehrentitel Kalaignar (கலைஞர் Kalaiñar [ˈkalɛi̯ɲ̩ər] „Künstler“) bedacht.

M. Karunanidhi gehörte 1949 zu den Gründungsmitgliedern der DMK. Insbesondere in den 1950er und 1960er Jahren arbeitete er als Drehbuch- und Dialogautor für die tamilische Filmindustrie und trug durch seine Arbeiten dazu bei, den tamilischen Film zu einem Vehikel der DMK-Parteipropaganda zu machen. Karunanidhi stieg zu einem der einflussreichsten Politiker der DMK auf und übernahm nach dem Tod des Parteigründers C. N. Annadurai 1969 dessen Nachfolge als Chief Minister und Parteiführer. In den 1970er-Jahren überwarf er sich mit dem Schauspieler und Politiker M. G. Ramachandran, der daraufhin die AIADMK-Partei gründete und Karunanidhi als Chief Minister ablöste. Nach M. G. Ramachandrans Tod wurde Karunanidhi als Chief Minister wiedergewählt. Von den 1990er- bis in die 2010er-Jahre prägte die Rivalität zwischen M. Karunanidhi und der AIADMK-Führerin J. Jayalalithaa, die sich mehrfach im Amt des Chief Ministers abwechselten, die Politik Tamil Nadus.

Werdegang

Frühe Jahre

M. Karunanidhi wurde am 3. Juni 1924 im Dorf Tirukkuvalai im heutigen Distrikt Nagapattinam nahe Tiruvarur geboren. Sein Vater Muthuvel war Kleinbauer und Kräuterheiler, die Familie gehörte zu den Isai Vellala, einer Kaste von Tempelmusikanten. Karunanidhi war der erste Sohn seines Vaters, der zum dritten Mal geheiratet hatte, nachdem zwei Ehefrauen kinderlos verstorben waren. Seinen Namen erhielt Karunanidhi nach der Dorfgöttin seines Heimatortes. Später wollte Karunanidhi seinen (sanskritischen) Namen in „Arulselvam“ tamilisieren, musste seinen Plan aber wegen des Widerstands seines Vaters aufgeben.[2]

Bereits als Jugendlicher wandte sich Karunanidhi der Dravidischen Bewegung zu, an deren Spitze zu jener Zeit E. V. Ramasami (Periyar) gegen den Einfluss der Brahmanen, das Kastensystem und den Hinduismus polemisierte und eine gesonderte Identität der Tamilen als „Draviden“ postulierte. Im Alter von 14 Jahren beteiligte sich Karunanidhi 1938 in Tiruvarur an den Protesten gegen die Einführung der nordindischen Sprache Hindi als Pflichtfach an den Schulen im Bundesstaat Madras.[3] 1942 gründete er die Zeitschrift Murasoli, die später zum Parteiorgan der DMK werden sollte. Daneben wirkte Karunanidhi als einer der Herausgeber von E. V. Ramasamis Zeitschrift Kudi Arasu und verfasste Dramen im Sinne der Ideologie der Dravidischen Bewegung.[4]

Karriere beim tamilischen Film

Im Alter von 20 Jahren begann Karunanidhi zunächst in Coimbatore, dann in Madras (Chennai) als Drehbuchschreiber für die tamilische Filmindustrie zu arbeiten. Er war an etwa 60 Filmen beteiligt. Sein Debüt hatte er bei der Filmgesellschaft Jupiter Pictures als Ko-Autor mit A. S. A. Sami für die Filme Rajakumari (1947), mit M. G. Ramachandran (MGR) in seiner ersten großen Hauptrolle, und Abhimanyu (1948). Ab 1950 begann M. Karunanidhi mit seinen Filmdrehbüchern die Ideologie der DMK zu verbreiten. Den Anfang dazu machten T. R. Sundarams Filme Manthiri Kumari (1950) und Sarvadhikari (1951), in denen jeweils M. G. Ramachandran als Hauptdarsteller für die DMK-Propaganda eintrat. Für das Krishnan-Panju-Melodram Parasakthi (1952), eine Geschichte um drei Brüder und deren Schwester, war Karunanidhi Autor des Drehbuchs, der Dialoge und einiger Liedtexte. Er gilt als die bekannteste seiner Arbeiten für den Film und glorifiziert mit einer sozialreformerischen und anti-religiösen Botschaft, die sich gegen Kastendiskriminierung, Brahmanendünkel und Aberglaube stellt, die DMK-Ideologie.[5] In der bekanntesten Szene des Films versucht ein Priester die Schwester des Helden im Tempel der Göttin Parasakthi zu vergewaltigen. Parasakthi löste eine erhebliche Kontroverse aus, war aber ein großer Erfolg und begründete die Starkarriere des Hauptdarstellers Sivaji Ganesan.[6] Auch andere von Karunanidhi geschriebene Filme behandelten sozialreformerische Themen wie Wiederverheiratung von Witwen, Unberührbarkeit oder das Zamindar-System. Drei seiner Filme fielen in den 1950er-Jahren der Zensur zum Opfer.[7] Weitere bedeutsame tamilische Filme mit Karunanidhis Dialogen und Drehbüchern waren S. M. Sreeramulu Naidus MGR-Hit Malaikallan (1954), A. Kasilingams Sivaji-Ganesan-Film Rangoon Radha (1954) sowie die drei für L. V. Prasad geschriebenen Filme Manohara (1954), Thayilla Pillai (1961) und Iruvar Ullam (1963). Unter diesen sticht das im 11. Jahrhundert zur Zeit der Chola-Dynastie spielende Kostümdrama Manohara heraus, das mit scharf chauvinistischer, anti-nordindischer Rhetorik – vorgetragen am Ende in einem Monolog Sivaji Ganesans – alle „Arier“ als Eindringlinge und Schakale, die über den Khyber-Pass kamen, charakterisiert.[8]

Mit MGR, dessen Frau V. N. Janaki und P. S. Veerappa produzierte Karunanidhi 1953 den Film Naam (Regie: A. Kasilingam). Später war er mit Murasoli Maran Inhaber des beliebten tamilischen Kabelkanals Sun TV Network, aus dem er sich jedoch in den 2000er Jahren zurückzog.

Aufstieg in der DMK

Nachdem C. N. Annadurai 1949 die DMK als Abspaltung von E. V. Ramasamis Dravidar Kazhagam (DK) gegründet hatte, schloss sich Karunanidhi dieser Partei an und spielte als Wahlkampforganisator und Aktivist bald eine tragende Rolle in ihr. Er tat sich vor allem bei Agitationen hervor: So führte er 1953 die Proteste in dem nach einem nordindischen Industriellen umbenannten Ort Dalmiapuram, bei denen gefordert wurde, dem Ort seinen ursprünglichen Namen Kallakudi wiederzugeben.[9] 1965 beteiligte er sich an den Anti-Hindi-Protesten, die in Tamil Nadu ausbrachen, als die indische Regierung versuchte, Hindi als alleinige Amtssprache einzuführen. Bei beiden Gelegenheiten wurde Karunanidhi verhaftet, was ihm in der DMK einen Heldenstatus einbrachte.[10] Als die DMK erstmals 1957 in die Madras Legislative Assembly, das Parlament des Bundesstaates Madras (später Tamil Nadu) einzog, gehörte Karunanidhi zu den ersten Abgeordneten der Partei. Durch seine Zeitschrift Murasoli und seine Funktion als Schatzmeister der DMK stieg Karunanidhi zu einem der führenden Politiker der Partei auf.[11]

1967 gewann die DMK die Wahlen im Bundesstaat Madras, der wenig später in Tamil Nadu umbenannt wurde, und löste die Kongresspartei an der Regierung ab. In dem neuen Kabinett unter C. N. Annadurai bekleidete Karunanidhi die Ämter des Ministers für öffentliche Angelegenheiten und des Verkehrsministers.[11] Nach Annadurais Tod im Jahr 1969 setzte sich Karunanidhi gegen seinen parteiinternen Konkurrenten V. R. Nedunchezhiyan durch und wurde zum Nachfolger Annadurais als Parteivorsitzender und Chief Minister gewählt.[12]

Als Chief Minister und Oppositionsführer

M. Karunanidhi (Mitte) bei einem öffentlichen Auftritt 2006
M. Karunanidhi (im Rollstuhl) bei einem öffentlichen Auftritt 2011
Premierminister Narendra Modi macht am 8. August 2018 in Chennai dem aufgebahrten Leichnam Karunanidhis seine Aufwartung

1971 schloss M. Karunanidhi ein Wahlbündnis mit der Kongresspartei und löste die Tamil Nadu Legislative Assembly vorzeitig auf. Bei den vorgezogenen Neuwahlen konnte die DMK ihren Wahlerfolg eindrucksvoll wiederholen und gewann 184 von 234 Sitzen, Karunanidhi wurde als Chief Minister im Amt bestätigt.[13] 1972 spaltete sich aber die DMK: M. G. Ramachandran, der seine immense Popularität als Filmstar hatte nutzen können, um eine wichtige Rolle in der DMK einzunehmen, beschuldigte Karunanidhi der Korruption und des Verrates an den Idealen des Parteigründers C. N. Annadurai und wurde aus der DMK ausgeschlossen. Daraufhin gründete M. G. Ramachandran eine eigene Partei, die ADMK (später umbenannt zu AIADMK), und zog ein Drittel der Mitglieder der DMK mit sich.[14]

1976 setzte die unter Notstandsgesetzgebung regierende indische Premierministerin Indira Gandhi kurz vor den Bundesstaatswahlen Karunanidhis Regierung ab und stellte Tamil Nadu für 18 Monate unter President’s rule. Eine Untersuchung der Korruptionsvorwürfe gegen die DMK schwächte die Partei, doch Karunanidhi persönlich konnten keine Vergehen nachgewiesen werden, sodass er seine Stellung als Parteiführer behielt und sogar gestärkt aus der Krise hervorging.[15] Die Neuwahlen 1977 entschied die AIADMK für sich, M. G. Ramachandran wurde zum Chief Minister und Karunanidhi zum Oppositionsführer. Auch bei den nächsten Wahlen 1980 und 1984 wurde M. G. Ramachandran im Amt bestätigt.

Nach M. G. Ramachandrans Tod im Dezember 1987 brach in der AIADMK ein Nachfolgestreit aus und die Regierung versank im Chaos, sodass erneut President’s rule verhängt wurde. Die Neuwahlen Anfang 1989 gewann die DMK überlegen gegen die in zwei Fraktionen gespaltene AIADMK, so dass M. Karunanidhi ins Amt des Chief Ministers zurückkehrte. Schon zwei Jahre später, im Januar 1991, setzte der indische Premierminister Chandra Shekhar die Karunanidhi-Regierung aber mit dem Vorwurf, sie dulde Aktivitäten der srilankatamilischen Terrororganisation LTTE in Tamil Nadu, wieder ab. Während der folgenden President’s-rule-Periode wurde der frühere indische Premierminister Rajiv Gandhi bei einem Wahlkampfauftritt in Sriperumbudur nahe Chennai von einer LTTE-Selbstmordattentäterin ermordet. Die DMK, der nun der Ruch der LTTE-Nähe anhing, wurde darauf bei den Wahlen im Juni massiv abgestraft und erhielt nur zwei Sitze in der Tamil Nadu Legislative Assembly. Als Ergebnis wurde Karunanidhi von J. Jayalalithaa, die den Nachfolgestreit in der AIADMK für sich entschieden hatte, als Chief Minister abgelöst.[16]

Die Jayalalithaa-Regierung konnte, mit Korruptionsvorwürfen und schlechter Stimmungslage konfrontiert, ihren Wahlerfolg bei der turnusgemäßen nächsten Wahl 1996 nicht wiederholen, so dass diesmal die DMK einen Erdrutschsieg errang und Karunanidhi zum nunmehr vierten Mal zum Chief Minister gewählt wurde. Aber auch bei der nächsten Wahl kam der Amtsmalus zum Tragen, so dass Karunanidhi 2001 wieder abgewählt wurde. Kurz nach dem Machtwechsel wurden Karunanidhi und mehrere führende DMK-Politiker in einer Nacht- und Nebelaktion wegen des Vorwurfs der Korruption verhaftet. Die Verhaftung wurde als politisch motiviert angesehen und sorgte für eine Krise zwischen der Regierung Tamil Nadus und der Zentralregierung.[17][18]

Nach fünf Jahren Jayalalithaa-Regierung errang das DMK-geführte Wahlbündnis 2006 wieder einen Wahlsieg und M. Karunanidhi kehrte zum fünften Mal in das Amt des Chief Ministers zurück.[19] Bei der Wahl 2011 wurde die DMK aber nach einem massiven Korruptionsskandal, in den der Bundesminister A. Raja und Karunanidhis Tochter Kanimozhi verwickelt waren, abgestraft und Karunanidhi verlor das Amt erneut an Jayalalithaa. Bei der folgenden Wahl 2016 trat der mittlerweile 91-jährige Karunanidhi erneut als Spitzenkandidat der DMK an. Erstmals seit 27 Jahren gelang es der AIADMK aber, der Wechselstimmung zu trotzen und ihren Wahlsieg zu wiederholen.

Am 7. August 2018 verstarb M. Karunanidhi 94-jährig in einem Krankenhaus in Chennai, mutmaßlich an den Folgen einer Urosepsis. Im Juli desselben Jahres hatte er seinen 50-jährigen Jahrestag als DMK-Parteivorsitzender begangen.[20]

Familiäres

Karunanidhis Sohn M. K. Stalin (Foto 2009) übernahm nach dem Tod seines Vaters dessen Nachfolge als DMK-Parteiführer

Im Alter von 20 Jahren heiratete M. Karunanidhi seine erste Ehefrau Padmavathi. Nach Padmavathis Tod heiratete Karunanidhi 1948 Dayaluammal. In den 1960er-Jahren nahm er Rajathiammal als Zweitfrau und lebte seitdem offen bigam.[21]

M. Karunanidhi hatte insgesamt sechs Kinder (vier Söhne und zwei Töchter). Aus der ersten Ehe mit Padmavathi ging der Sohn M. K. Muthu (* 1948) hervor. Mit seiner zweiten Frau Dayaluammal hatte Karunanidhi drei Söhne, M. K. Azhagiri (* 1950), M. K. Stalin (* 1953) und M. K. Thamilarasu, sowie eine Tochter, Selvi. Die jüngste Tochter Kanimozhi wurde 1968 als Kind Karunanidhis und Rajathiammals geboren. Karunanidhis ältester Sohn M. K. Muthu ist Schauspieler und Sänger. In den 1970er-Jahren versuchte Karunanidhi erfolglos, ihn zu einem Konkurrenten M. G. Ramachandrans aufzubauen.[22]

Drei von Karunanidhis Kindern haben eine politische Karriere in der DMK eingeschlagen. M. K. Stalin, der bereits 2006 bis 2011 als Minister für ländliche Entwicklung und lokale Verwaltung im Kabinett seines Vaters und stellvertretender Chief Minister Tamil Nadus gedient hatte, wurde im Januar 2013 von Karunanidhi als sein politischer Erbe benannt.[23] Nach dem Tod seines Vaters wurde M. K. Stalin am 28. August 2018 ohne Gegenkandidaten zum neuen DMK-Parteivorsitzenden gewählt.[24] Nach dem Wahlsieg der DMK wurde er 2021 zum Chief Minister Tamil Nadus gewählt. Der zweite Sohn M. K. Alagiri, der von 2009 bis 2013 als gesamtindischer Minister für Chemikalien und Düngemittel im Kabinett Manmohan Singh II diente, konkurrierte längere Zeit mit seinem Bruder M. K. Stalin um die Nachfolge Karunanidhis. Im Januar 2014 überwarf sich Alagiri über die Nachfolgefrage mit Karunanidhi und wurde daraufhin aus der DMK ausgeschlossen.[25] Karunanidhis Tochter Kanimozhi ist seit 2019 mitglied der Lok Sabha, des Unterhauses des indischen Parlaments, nachdem sie bereits von 2007 bis 2019 Tamil Nadu im Oberhaus Rajya Sabha vertreten hatte.

Außerdem war ein weiterer wichtiger DMK-Politiker und früherer Minister, Murasoli Maran (1934–2003), ein Neffe Karunanidhis. Dessen Söhne sind wiederum Dayanidhi Maran, der ebenfalls Bundesminister unter Manmohan Singh war, und Kalanidhi Maran, der Inhaber des Konzerns Sun Group, zu der unter anderem der einflussreiche Fernsehsender Sun TV gehört.[26] Wegen der engen Verquickung seiner eigenen Familie mit der DMK-Partei sah sich Karunanidhi dem Vorwurf des Nepotismus ausgesetzt.[27]

Als Politiker

Ämter

Neben seinen Posten als Minister (1967–1969) und Chief Minister (1969–1976, 1989–1991, 1996–2001 sowie 2006–2011) in Tamil Nadu war M. Karunanidhi von 1957 bis 1983 und erneut von 1989 bis zu seinem Tod 2018 Mitglied der Tamil Nadu Legislative Assembly, dem Parlament des Bundesstaates. Er stellte sich bis auf 1984 bei jeder Wahl zur Tamil Nadu Legislative Assembly seit 1957 als Kandidat auf und wurde bei jeder seiner dreizehn Kandidaturen gewählt. Er vertrat dabei verschiedene Wahlkreise, zuletzt seit 2011 den Wahlkreis Tiruvarur. Zwischen 1984 und 1986 war Karunanidhi Mitglied des Tamil Nadu Legislative Council, des damaligen Oberhauses im Parlament Tamil Nadus.[28]

Die DMK-Partei führte Karunanidhi von 1969 bis zu seinem Tod 2018. Zuletzt wurde er im Januar 2015 beim Parteitag der DMK zum elften Mal als Parteipräsident wiedergewählt.[29]

Politischer Stil und Positionen

Tiruvalluvar-Statue in Kanyakumari: Beispiel für die kulturnationalistisch motivierten Prestigeprojekte Karunanidhis

Die politische Kultur Tamil Nadus ist persönlichkeitsorientiert und wird von charismatischen Führern geprägt. M. Karunanidhi konnte niemals die gleiche Popularität erreichen wie sein langjähriger Konkurrent M. G. Ramachandran, der von seinen Anhängern geradezu vergöttlicht wurde, pflegte aber ebenfalls einen charismatischen Führungsstil.[30] Dies unterstrich er auch durch sein öffentliches Auftreten: Er trug stets als seine Markenzeichen eine Sonnenbrille und einen gelben Schal.

M. Karunanidhi übernahm den Kulturnationalismus seines Vorgängers C. N. Annadurai. Schon dieser hatte die Forderungen nach Sezession und radikaler Sozialreform, die die Frühphase der Dravidischen Bewegung prägten, aufgegeben und durch eine Beschwörung der Größe der tamilischen Kultur und Sprache ersetzt. Diesen Kulturnationalismus inszenierte Karunanidhi während seiner Zeit als Chief Minister durch monumentale Prestigeprojekte und kulturelle Massenveranstaltungen.[31] Dem Dichter Tiruvalluvar, der das unter den Tamilen hoch angesehene Werk Tirukkural verfasste, ließ Karunanidhi 1976 in Chennai ein Monument, das Valluvar Kottam, errichten. Im Jahr 2000 wurde die Tiruvalluvar-Statue vor Kanyakumari an der Südspitze Indiens fertiggestellt, die Karunanidhi bereits seit Mitte der 1970er-Jahre geplant hatte.[32] Als Förderer der tamilischen Sprache versuchte sich Karunanidhi weiter zu profilieren, etwa indem er die World Classical Tamil Conference 2010 als großes Massenspektakel inszenierte.[33]

Während des Bürgerkriegs in Sri Lanka (1983–2009) solidarisierte sich Karunanidhi mit den Tamilen Sri Lankas. Im Jahr 2000 forderte er (konträr zur indischen Staatsräson) eine Teilung Sri Lankas nach dem Vorbild der Tschechoslowakei.[34] Zeitweise war Karunanidhi dem Vorwurf der Sympathie für die Rebellenorganisation LTTE ausgesetzt. So beschuldigte ihn ein Zwischenbericht der Kommission, die den Mord an Rajiv Gandhi untersuchte, er habe die LTTE in Tamil Nadu operieren lassen und trage so eine Mitschuld am Tod Gandhis.[35] Die Endversion des Kommissionsberichts enthielt aber keine Vorwürfe gegen Karunanidhi.[36] 2009 erregte Karunanidhi Aufsehen, als er den LTTE-Führer Velupillai Prabhakaran in einem Interview einen „guten Freund“ nannte. Später relativierte er aber seine Aussagen und bezeichnete die LTTE als Terrororganisation.[37]

M. Karunanidhi bezeichnete sich selbst als Atheisten und ist wiederholt durch religionskritische Äußerungen aufgefallen. Im Zusammenhang mit der Kontroverse um den Bau des Setu-Kanals durch die zwischen Tamil Nadu und Sri Lanka gelegene Adamsbrücke, der von gläubigen Hindus abgelehnt wird, weil dem Mythos zufolge der Gott Rama die Adamsbrücke erbaut haben soll, fragte Karunanidhi 2007: „Wer ist dieser Rama? Welche Ingenieurschule hat er besucht?“. Damit provozierte er Proteste von hindunationalistischen Organisationen. Als Reaktion verübten Hindu-Fanatiker in Bangalore, der Hauptstadt des Nachbarbundesstaates Karnataka, einen Brandanschlag auf das Haus von Karunanidhis Tochter und griffen einen aus Tamil Nadu kommenden Bus an, wobei zwei Menschen getötet wurden.[38]

Als Autor

M. Karunanidhi war ein äußerst produktiver Autor. Seine Anhänger bezeichnen ihn daher mit dem Ehrentitel Kalaignar („Künstler“). Allein bis zum Alter von sechzig Jahren verfasste Karunanidhi 64 Romane, 30 Kurzgeschichten, 14 Theaterstücke und 35 Filmdrehbücher. Er schrieb für die Zeitschrift Kumkumam; dazu kamen zahlreiche politische Artikel, u. a. ein täglicher Kommentar in der Parteizeitung Murasoli.[39] Kamil Zvelebil erwähnt in seiner Darstellung der tamilischen Literaturgeschichte Karunanidhi zusammen mit dem ebenfalls literarisch tätigen C. N. Annadurai als „zwei sehr engagierte Autoren, die beide ein beträchtliches Talent darin gezeigt haben, die Interessen der Dravidischen Bewegung und ihrer Partei durch Romane, Kurzgeschichten, Drehbücher und Theaterstücke zu fördern“,[40] vermerkt aber auch, ihre Werke seien „nach rein ästhetischen Maßstäben eher politische Manifeste voller eloquenter Worte als feinfühlige und künstlerisch vollendete Beiträge zur modernen Prosa“.[41]

In den 1950er-Jahren trug M. Karunanidhi zusammen mit C. N. Annadurai durch seine Filmdrehbücher maßgeblich dazu bei, die tamilische Filmindustrie zu einem Vehikel der DMK zu machen. Auch nach seinem Aufstieg zum Chief Minister setzte Karunanidhi seine Autorentätigkeit fort. Zuletzt verfasste er etwa das Drehbuch für den Film Pen Singam (2010)[42] und den Text für die von A. R. Rahman vertonte Hymne für die World Classical Tamil Conference 2010.[43]

Literatur

  • Marguerite Ross Barnett: The Politics of Cultural Nationalism in South India. Princeton 1976.
  • Jakob Rösel: Die Gestalt und Entstehung des Tamilischen Nationalismus. Berlin 1997.
Commons: M. Karunanidhi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Muthuvel (முத்துவேல்) ist ein Patronym und wird, wie in Südindien üblich, dem Namen abgekürzt vorangestellt, Karunanidhi ist der Rufname. Familiennamen sind in Südindien nicht üblich.
  2. Jakob Rösel: Die Gestalt und Entstehung des Tamilischen Nationalismus. Berlin 1997, S. 93.
  3. Sumathi Ramaswamy: Passions of the Tongue: Language Devotion in Tamil India. Berkeley 1997, S. 225.
  4. Rösel 1997, S. 94.
  5. Eintrag zum Film Parasakthi in Ashish Rajadhyaksha, Paul Willemen: Encyclopaedia of Indian Cinema, S. 327 f.
  6. Robert L. Hardgrave Jr.: Politics and the Film in Tamilnadu: The Stars and the DMK. In: Asian Survey 13 (1973), hier S. 292.
  7. Hardgrave 1973, S. 293 f.
  8. Eintrag zum Film Manohara in Ashish Rajadhyaksha, Paul Willemen: Encyclopaedia of Indian Cinema, S. 336
  9. Ramaswamy 1997, S. 226.
  10. Robert L. Hardgrave Jr.: The Riots in Tamilnad: Problems and Prospects of India’s Language Crisis. In: Essays in the Political Sociology of South India. New Delhi 1979, hier S. 85.
  11. a b Rösel 1997, S. 96.
  12. Rösel 1997, S. 92 f.
  13. Marguerite Ross Barnett: The Politics of Cultural Nationalism in South India. Princeton 1976, S. 293.
  14. Rösel 1997, S. 136 ff.
  15. Rösel 1997, S. 141 f.
  16. R. Manivannan: 1991 Tamil Nadu Elections – Issues, Strategies and Performances. In: Economic and Political Weekly Vol. 27, No. 4 (1992), S. 164–170.
  17. Rival’s revenge in Tamil Nadu. BBC News, 1. Juli 2001.
  18. Tamil Nadu crisis reaches Delhi. BBC News, 1. Juli 2001.
  19. New leader for Tamil Nadu state. BBC News, 12. Mai 2006.
  20. Anandi Chandrashekhar, Bharani Vaitheesvaran: M Karunanidhi dies at 94, an era ends in Dravidian politics. The Hindu, 7. August 2018, abgerufen am 29. Mai 2021 (englisch).
  21. Anuradha Raman: The Wives & Wherefores, Outlook India, 8. Juni 2009.
  22. Barnett 1976, S. 295.
  23. The Hindu, 6. Januar 2013: „Yes, Stalin is clear choice for DMK chief“. (Memento vom 9. Januar 2013 im Internet Archive)
  24. B. Kolappan: Stalin elected DMK president, Duraimurugan made treasurer. The Hindu, 28. August 2018, abgerufen am 29. Mai 2021 (englisch).
  25. The Hindu, 24. Januar 2014: „DMK suspends Alagiri“.
  26. Mother(s) of all berth battles. In: The Telegraph, 23. Mai 2009.
  27. His father’s heir. In: Indian Express, 1. Juni 2009.
  28. Profil M. Karunanidhis auf der Seite der Regierung Tamil Nadus.
  29. Karunanidhi re-elected as DMK party leader . In: The Hindu, 9. Januar 2015.
  30. vgl. Aseema Simha: The Regional Roots of Developmental Politics in India: a Divided Leviathan. Bloomington 2005, S. 207 f.
  31. vgl. Rösel 1997, S. 108–124.
  32. Monumental achievements. (Memento vom 1. August 2010 im Internet Archive) In: The Hindu, 13. März 2010.
  33. The Political Uses of Tamil. In: Indian Express, 25. Juni 2010.
  34. Tamil politician rapped for remarks. BBC News, 6. Juni 2000.
  35. Prabhu Chawla: Rajiv Gandhi killing: Jain Commission report indicts DMK for colluding with LTTE. India Today, 1. November 1997, abgerufen am 8. August 2018 (englisch).
  36. No adverse comments on DMK leaders in Jain report. (Memento des Originals vom 28. Februar 2004 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hindu.com In: The Hindu, 14. Februar 2004.
  37. Karunanidhi brands LTTE 'terrorists'. Guf News, 20. April 2009, abgerufen am 8. August 2018 (englisch).
  38. Tamil Nadu leader joins God row. BBC News, 19. September 2007.
  39. Rösel 1997, S. 94.
  40. „Two very commited writers are M. Karunanidhi […] and C. N. Annadurai […], both of whom have shown considerable talent of advancing the interests of the Dravidian movement and their party by means of novels, stories, scenarios and theatre pieces“, Kamil Zvelebil: Tamil Literature. Wiesbaden 1973, S. 283.
  41. „[Annadurai’s and Karunanidhi’s] writings, judged by purely aesthetic criteria, are rather political manifestos replete with eloquent words than sensitive and artistically finished contributions to modern prose“. Zvelebil 1973, S. 266 f.
  42. “Pen Singam,” a Karunanidhi-scripted film, hits cinema theatres in State. In: The Hindu, 4. Juni 2010.
  43. Theme song launched for world classical Tamil meet. (Memento des Originals vom 19. Mai 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hindu.com In: The Hindu, 16. Mai 2010.

Read other articles:

この記事の主題はウィキペディアにおける独立記事作成の目安を満たしていないおそれがあります。目安に適合することを証明するために、記事の主題についての信頼できる二次資料を求めています。なお、適合することが証明できない場合には、記事は統合されるか、リダイレクトに置き換えられるか、さもなくば削除される可能性があります。出典検索?: 世界がと…

Statistical method of analysis which seeks to build a hierarchy of clusters SLINK redirects here. For the online magazine, see Slink. Part of a series onMachine learningand data mining Paradigms Supervised learning Unsupervised learning Online learning Batch learning Meta-learning Semi-supervised learning Self-supervised learning Reinforcement learning Rule-based learning Quantum machine learning Problems Classification Generative model Regression Clustering dimension reduction density estimatio…

1969 studio album by Ella FitzgeraldEllaStudio album by Ella FitzgeraldReleased1969RecordedMay 26–30, 1969GenrePop music, jazzLength34:06LabelRepriseProducerRichard PerryElla Fitzgerald chronology Sunshine of Your Love(1969) Ella(1969) Things Ain't What They Used to Be (And You Better Believe It)(1970) Professional ratingsReview scoresSourceRatingAllmusic[1]Rolling Stone(favourable)[2] Ella is a 1969 studio album by the American jazz singer Ella Fitzgerald and the first…

2011 studio album by Piotr RoguckiLoki – Wizja DźwiękuStudio album by Piotr RoguckiReleasedMarch 21, 2011GenreRockLabelMystic ProductionProducerMarian WróblewskiPiotr Rogucki chronology Loki – Wizja Dźwięku(2011) 95–2003(2012) Loki – Wizja Dźwięku is the debut solo album by Polish rock singer Piotr Rogucki, frontman of the band Coma. It was released on March 21, 2011 through Polish label Mystic Production.[1] The album peaked at number 2 on the official Polish sale…

هذه المقالة بحاجة لصندوق معلومات. فضلًا ساعد في تحسين هذه المقالة بإضافة صندوق معلومات مخصص إليها. يفتقر محتوى هذه المقالة إلى الاستشهاد بمصادر. فضلاً، ساهم في تطوير هذه المقالة من خلال إضافة مصادر موثوق بها. أي معلومات غير موثقة يمكن التشكيك بها وإزالتها. (مارس 2016) هذه المقا

Pour l'œuvre de David, voir La Mort de Sénèque. La Mort de Sénèque Page de titre de l'édition originale (1645) Auteur Tristan L'Hermite Genre Tragédie Nb. d'actes 5 actes en vers Lieu de parution Paris Éditeur Toussaint Quinet Date de parution 1645 Date de création en français janvier 1644 Lieu de création en français Paris Royaume de France Compagnie théâtrale Illustre Théâtre Rôle principal Madeleine Béjart, Molière modifier  La Mort de Sénèque est une tragédie en ci…

Piala Konfederasi FIFATrofi yang diberikan kepada para juaraPenyelenggaraFIFAMulai digelar1992Dihentikan2017WilayahInternasionalJumlah tim8 (dari 6 konfederasi)Kompetisi terkaitPiala Juara CONMEBOL–UEFAJuara terakhir Jerman (1 gelar)Tim tersukses Brasil (4 gelar)Situs webfifa.com/confederationscup Artikel ini tidak memiliki referensi atau sumber tepercaya sehingga isinya tidak bisa dipastikan. Tolong bantu perbaiki artikel ini dengan menambahkan referensi yang layak. Tulisan tanpa su…

 Nota: Para a comuna do Piemonte, veja Verrua Savoia. Coordenadas: 45° 5' N 9° 8' E Verrua Po    Comuna   Localização Verrua PoLocalização de Verrua Po na Itália Coordenadas 45° 5' N 9° 8' E Região Lombardia Província Pavia Características geográficas Área total 11 km² População total 1 319 hab. Densidade 120 hab./km² Altitude 64 m Outros dados Comunas limítrofes Bressana Bottarone, Casanova Lonati, Mezzanino, Pinaro…

هذه المقالة يتيمة إذ تصل إليها مقالات أخرى قليلة جدًا. فضلًا، ساعد بإضافة وصلة إليها في مقالات متعلقة بها. (أكتوبر 2017)   لمعانٍ أخرى، طالع فيستا (توضيح). مجموعة دول فيستا VISTAهي اختصار لحروف دول فيتنام، إندونيسيا، جنوب أفريقيا، تركيا، الأرجنتين.[1] يستخدم لمناقشة الق…

Pemandangan kota Townsville Townsville merupakan sebuah kota di Australia. Letaknya di bagian timurlaut negara itu tepatnya di negara bagian Queensland. Didirikan pada tahun 1865. Penduduknya berjumlah 143.328 jiwa (2006). Kota ini terletak 1.300 km dari Brisbane dan 350 km selatan Cairns. Pranala luar Wikivoyage memiliki panduan wisata Townsville. LGAs Townsville City Council Thuringowa City Council Diarsipkan 2007-02-02 di Wayback Machine. General Townsville websites Townsville Enter…

Artikel ini sebatang kara, artinya tidak ada artikel lain yang memiliki pranala balik ke halaman ini.Bantulah menambah pranala ke artikel ini dari artikel yang berhubungan atau coba peralatan pencari pranala.Tag ini diberikan pada Februari 2023. R5 RGP Jenis Senapan otomatis Negara asal United States Sejarah pemakaian Masa penggunaan 2010-sekarang[1] Sejarah produksi Produsen Remington Arms Diproduksi 2010–ca.2016[2][3] Spesifikasi Berat 300 kg (656 …

Abderrahmane SissakoBerkas:Abderrahmane Sissako.jpgLahir13 Oktober 1961 (umur 62)Kiffa, MauritaniaKebangsaanMauritaniaPekerjaanSutradara, penulis latar, produser Abderrahmane Sissako (kelahiran 13 Oktober 1961) adalah seorang sutradara dan produser yang sering berkarya di Mali dan France. Sissako, bersama dengan Ousmane Sembène, Souleymane Cissé, Idrissa Ouedraogo dan Djibril Diop Mambety, merupakan salah satu dari beberapa pembuat film dari Afrika yang memiliki pengaruh internasional. Fi…

Finnish politician You can help expand this article with text translated from the corresponding article in Finnish. (May 2015) Click [show] for important translation instructions. Machine translation, like DeepL or Google Translate, is a useful starting point for translations, but translators must revise errors as necessary and confirm that the translation is accurate, rather than simply copy-pasting machine-translated text into the English Wikipedia. Do not translate text that appears unre…

Not to be confused with American Physiological Society (1837 organization). This article has multiple issues. Please help improve it or discuss these issues on the talk page. (Learn how and when to remove these template messages) This article needs additional citations for verification. Please help improve this article by adding citations to reliable sources. Unsourced material may be challenged and removed.Find sources: American Physiological Society – news · newspapers&#…

Corrosion test method The salt spray test (or salt fog test) is a standardized and popular corrosion test method, used to check corrosion resistance of materials and surface coatings. Usually, the materials to be tested are metallic (although stone, ceramics, and polymers may also be tested) and finished with a surface coating which is intended to provide a degree of corrosion protection to the underlying metal. Salt spray testing is an accelerated corrosion test that produces a corrosive attack…

Artículo principal: Pandemia de COVID-19 Es una lista dinámica y es posible que nunca pueda alcanzar determinados estándares de completitud. Puede ayudar añadiendo elementos que falten con fuentes fiables. Modelo atómico científicamente preciso de la estructura externa del SARS-CoV-2. Cada bola es un átomo. Este artículo documenta la cronología y epidemiología del SARS-CoV-2, el virus causante de la enfermedad por coronavirus 2019 (COVID-19) y responsable de la pandemia de COVID-1…

Pit cave near Gramat, in the Occitanie region, Franc 44°51′28.98″N 01°45′0.50″E / 44.8580500°N 1.7501389°E / 44.8580500; 1.7501389 Padirac Chasm The Padirac Chasm (French: Gouffre de Padirac) is a cave located near Gramat, in the Lot department, Occitanie region, France. Features The chasm itself is 103 m (338 ft) deep, with a diameter of approximately 33 metres (108 ft). Visitors descend 75 m via a lift or a staircase before entering into …

This article does not cite any sources. Please help improve this article by adding citations to reliable sources. Unsourced material may be challenged and removed.Find sources: The Hits Ace of Base album – news · newspapers · books · scholar · JSTOR (December 2009) (Learn how and when to remove this template message) 2004 greatest hits album by Ace of BaseThe HitsGreatest hits album by Ace of BaseReleased2004GenrePop The Hits is a compilation…

Hip hop disc jockey discography DJ Khaled discographyKhaled in 2018Studio albums13Music videos33Singles45Featured singles12 The discography of American disc jockey DJ Khaled consists of thirteen studio albums which contain 54 singles (including 11 as a featured artist); his videography consists of at least 58 music videos (including 6 as a featured artist). Khaled's value proposition is his extensive network of artists of whom he enlists to perform on studio recordings. While first accumulating …

Bendera Bahama Pemakaian Bendera nasional Perbandingan 1:2 Dipakai 10 Juli 1973 Rancangan Triwarna mendatar berwarna biru, putih, biru; dan segitiga berwarna hitam di kiri. Perancang Dr. Hervis Bain Varian bendera Bendera Bahama Pemakaian Bendera kapal sipil Perbandingan 1:2 Varian bendera Bendera Bahama Pemakaian Bendera kapal negara Perbandingan 1:2 Varian bendera Bendera Bahama Pemakaian Bendera kapal perang Perbandingan 1:2 Bendera Bahama ini dipakai oleh pemerintahan sejak tanggal 10 Juli 1…

Kembali kehalaman sebelumnya

Lokasi Pengunjung: 3.147.77.250