Die Lorze wird 1287 erstmals schriftlich erwähnt („in dem Wasser der Lornzon“). Der Name geht auf das keltische Laurantia zurück, welcher mit „Geröll und Geschiebe führender Fluss“ übersetzt werden kann.[6]
Am Ausgang des Lorzentobels bei Baar wendet sich der Fluss nach Süden und mündet westlich von Zug in den Zugersee. Der westliche Seeabschnitt ist ebenfalls ein BLN-Landschaftsschutzgebiet.
Die Länge der Lorze beträgt zwischen Ägeriseeausfluss und Zugersee rund 17 Kilometer, zwischen Zugerseeausfluss und Einmündung in die Reuss rund 10 Kilometer.
Mündung der Lorze in den Zugersee am Brüggli in Zug
Nach dem Austritt aus dem Zugersee in Cham
Lorzenmündung bei Obfelden, rechts die Reuss
Verlegung
Im Zuge des Baus der Autobahn A14 (ursprünglich A4a) wurde die Lorze, die auf dem geplanten Autobahnteilstück lag, zwischen Blickensdorf und dem Zugersee verlegt. Auf einer Länge von 3,8 Kilometern wurde ein neues Flussbett ausgehoben und die Flussmündung näher an die Stadt Zug gelegt. Dadurch wurde die Durchmischung des Zugersees verbessert, da Zufluss und Abfluss nun weiter auseinander liegen. Des Weiteren verhindert das höhere Transportvolumen der Neuen Lorze seither Überschwemmungen, die früher in der Lorzenebene für grosse Schäden sorgten. Die 180'000 Kubikmeter Aushub, die, bestehend aus feinem Sand, sich nicht zum Strassenbau eigneten, wurden zum Bau der Lorzeninsel im Zugersee verwendet, die als Vogelschutzreservat dient. Das 1976 fertiggestellte Projekt kostete 30 Millionen Franken.
Am Pegel Frauenthal wurde über einen Zeitraum von 82 Jahren (1935–2016) die durchschnittliche Abflussmenge der Lorze berechnet.[5]
Der monatliche mittlere Abfluss (MQ) der Lorze in m3/s an der hydrologischen Station Frauenthal Daten aus den Werten der Jahre 1935–2020 berechnet
Hochwasserereignisse
Bereits im Mittelalter kam es an der Lorze von Zeit zu Zeit zu schweren Überschwemmungen, sodass im Jahr 1591/92 der Unterlauf der Lorze teilweise abgesenkt und somit eine Reduzierung des Seespiegels um zunächst 1,9 m erreicht wurde. Doch auch danach kam es noch gelegentlich zu Hochwasserereignissen, so etwa in den Jahren 1750, 1846, 1861 und 1880.
Am frühen Morgen des 16. Juni 1910 wurde die Feuerwehr alarmiert, weil die Lorze in Baar über die Ufer zu treten drohte. Bei Schlüsseli, Klingen und Jöcherlesteg, mussten Stallungen evakuiert werden, die Strasse zu Hölle wurde weggespült und durch Littibach und Lorze wurde ein Teil der Gemeinde überschwemmt. Am Morgen dann, bei fortdauernden Regenfällen, innert 24 Stunden fielen 198 mm Niederschlag, kam aus Unterägeri die schlechte Nachricht, dass man das Wehr öffnen müsse, um zu verhindern, dass es am Ägerisee zu Überflutungen kommt. Oberhalb der Bahnstrecke nach Zürich kam es gegen 8:00 Uhr auf etwa 50 m Länge zu einem Dammbruch. Die Felder wurden überschwemmt, das Flutwasser ergoss sich in den Letzibach, der so seine frühere Rolle als Arm der Lorze wieder annahm.
Schlimmer als 1910 kam es in der Nacht vom 9. auf den 10. September 1934. Vier Brücken über die Lorze, die an diesen Tagen bis zu 100 m3 Wasser pro Sekunde führte, wurden von dieser mitgerissen. Unterhalb der Delnikoner Brücke kam es zu zwei Dammbrüchen, und das Wasser strömte ungehemmt in Richtung Cham. Strassen- und Eisenbahnverbindung zwischen Cham und Zug waren unterbrochen. Innerhalb von 12 Stunden waren 191 l/m2 gefallen. Über 480 ha Ackerfläche wurden überschwemmt.
Im Rahmen des Baus der Autostrasse A 14 kam es in den 1970er Jahren dann zur Verlegung der Lorze nach Osten (Neue Lorze).[9]
Wasserkraft
An drei Stellen wird die Lorze zwischen Zugersee und Einmündung in die Reuss zur Wasserkraftgewinnung gestaut: beim Wasserkraftwerk Untermühle in Cham, beim Wasserkraftwerk Hagendorn in Cham und beim Wasserkraftwerk Frauental in Frauental. Vor allem in Baar wurde im 19. Jahrhundert die Wasserkraft der Lorze für die aufblühende Textilindustrie ausgenutzt.
Auf ihrem Weg wird die Lorze von über 100 Brücken überspannt: rund 60 Brücken zwischen dem Ägerisee und dem Zugersee und 40 Übergänge vom Zugerseeausfluss in Cham bis zur Mündung bei Obfelden in die Reuss.
Vier denkmalgeschützte Brücken überqueren den Fluss: die Eisenbogenbrücke Birkenwäldli (gebaut 1908) am Ausfluss des Ägerisees in Unterägeri, der Steinbogenviadukt Lorzentobelbrücke (gebaut 1907–1910), die gedeckte Holzbrücke Lorzentobel (gebaut 1759) und die Steinbogenbrücke in Maschwanden/Hünenberg (gebaut 1810–1830).
↑Modellierter mittlerer jährlicher Abfluss. In: Topographische Einzugsgebiete der Schweizer Gewässer: Teileinzugsgebiete 2 km2. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Juni 2018; abgerufen am 30. August 2017.