Lockwitz wurde 1288 erstmals als Lucawitz erwähnt. Es gehörte damals zur reichsunmittelbarenBurggrafschaft Dohna und kam erst nach deren Niedergang 1402 zur Markgrafschaft Meißen, dem Vorläufer Sachsens. Der Name leitet sich aus dem altsorbischen*Łukavica ab (von łuka, „Wiese, Aue“) und bedeutet „Ort am Wiesenbach“ oder „Ort an der Aue“.[1] Das später entstandene, erstmals 1349 erwähnte Rittergut besaß die Obere Gerichtsbarkeit, konnte also harte Strafen verhängen und vollziehen.
Im 19. Jahrhundert blühte die halbindustrielle Mühlenverarbeitung in Lockwitz auf und ermöglichte so einen Wandel vom Bauernstand zum bürgerlichen Ort. Durch den nahen Obstanbau entstand eine wichtige Kelterei.
Gutsbesitzer zu jener Zeit wurde Hermann Freiherr von Kap-herr (1801–1877). Er war als spanischer Konsul, Bankier und erblicher Ehrenbürger von St. Petersburg 1868 in den Adelsstand erhoben worden. Und sein Sohn Karl (1827–1887) begründete sogleich einen Familienfideikommiss mit festgelegter Erbfolge, für Lockwitz und die Begüterung Klein Vielen in Mecklenburg. Hauptwohnsitz des Erben Freiherr Hermann von Kapp-herr (1854–1929) blieb Schloss Lockwitz.[4] Kurz vor der großen Wirtschaftskrise 1928/1929 umfasste das mecklenburgische Rittergut Klein Vielen mit Hartwigshof der Gebrüder Freiherren von Kapp-herr insgesamt 1108 ha.[5]
Im Jahr 1906 wurde Lockwitz an das Dresdner Straßenbahnnetz durch die Lockwitztalbahn angeschlossen, welche 1977 durch eine Buslinie ersetzt wurde. Im Jahr 1930 wurde Lockwitz nach Dresden eingemeindet. Mitte der 1920er Jahre bestanden nach dem Landwirtschaftlichen Adressbuch für den Freistaat Sachsen drei Landwirtschaftsbetriebe in Lockwitz. Die Bauernhöfe von Robert Bruchmann mit 13 ha, von Paul Schmidt-Nickern mit 11 ha sowie das adelige Rittergut, 289 ha groß, Verwalter O. Jacob.[6]
Letzter Schlossherr war Richard Freiherr von Kapp-herr (1889–1961), Major a. D. und seit 1937[7] Rechtsritter des Johanniterorden.
An die Grundstruktur eines Rundlings erinnert die Bezeichnung des zentralen Dorfplatzes als „Am Plan“. Die dörfliche Struktur blieb trotz der frühen Eingemeindung im Jahr 1930 erhalten. Der Dorfkern liegt etwa zwei Kilometer vom südlichen Stadtrand, der gleichzeitig die Grenze des Stadtteils bildet, entfernt. Im Dorfkern befindet sich auch ein Gutsherrenschloss, das Anfang des 18. Jahrhunderts mit der evangelischen Schlosskirche Lockwitz baulich verbunden wurde.
Verkehr
Der Stadtteil ist über Buslinien direkt mit dem Hauptbahnhof verbunden. Das etwa 10 Kilometer entfernte Stadtzentrum ist in etwa 20 Minuten zu erreichen. Der Stadtteil wird im Norden von der Staatsstraße 172 geschnitten. Lockwitz ist zudem von der A 17 sowohl über die Autobahnabfahrt Prohlis als auch über die Abfahrt Heidenau erreichbar.
Cornelius Gurlitt: Lockwitz. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 24. Heft: Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt (Land). C. C. Meinhold, Dresden 1904, S. 75.
Gustav Adolf Poenicke: Lockwitz. In: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. II. Section: Meissner Kreis. Leipzig 1856.
Matthias Daberstiel: Geschichte von Lockwitz und Nickern – Ortsfamilienbuch für zwei Dresdner Stadtteile 1757 bis 1907. Cardamina Verlag, Koblenz 2021.[10]
↑Philipp von Schröter, Johann Friedrich Seyfart: Kriegsgeschichte der Preussen von dem Jahre 1655 bis 1763. Frankfurt. Leipzig 1764, Seite 189; hier schrieb er einen oft zitierten Brief an seine Schwester Anna Amalie von Preußen siehe z. B. Briefe und Gedichte (Erweiterte Ausgabe), Seite 9 unten und Florian Kühnel: Kranke Ehre?: Adlige Selbsttötung im Übergang zur Moderne. München 2013, Seite 147, abgerufen am 11. Februar 2014
↑Hans Friedrich v. Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Häuser / B (Briefadel/ nach 1400 nobilitiert) 1963. In: Deutsches Adelsarchiv e. V. (Hrsg.): GHdA, von 1951 bis 2015. BandIII, Nr.31. C. A. Starke, 1963, ISSN0435-2408, S.223–232 (d-nb.info [abgerufen am 23. September 2021]).
↑Ernst Seyfert, Hans Wehner: Niekammer’s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbücher, Band IV, Mecklenburg. In: Niekammer (Hrsg.): Letzte Ausgabe. 4. Auflage. BandIV. Niekammer’s Güter-Adreßbuch G.m.b.H., Leipzig 1928, S.200 (g-h-h.de [abgerufen am 23. September 2021]).
↑Ernst Ullrich, Ernst Seyfert: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Band IX. 1925. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Güter und Wirtschaften im Freistaat Sachsen. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter und Güter bis zur Größe von ungefähr 15 ha herab mit Angabe der Gutseigenschaft, der Grundsteuereinheiten, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts, der einzelnen Kulturen. In: Mit Unterstützung der Ldw. K. des Freistaates Sachsen und anderer Behörden, nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben (Hrsg.): Standardwerk der Land-und Forstwirtschaft. 3. Auflage. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1925, S.166 (slub-dresden.de [abgerufen am 24. September 2021]).
↑Balley Brandenburg des Ritterlichen Orden St. Johannis vom Spital zu Jerusalem (Hrsg.): Gesamtliste der Mitglieder des Johanniter-Ordens nach dem Stand vom September 1957. Eigenverlag, Berlin 1957, S.56 (uni-frankfurt.de [abgerufen am 24. September 2021]).