Eine Landesgartenschau (in Deutschland Abk. LAGA oder auch LGS) ist eine in mehreren deutschen und österreichischen Bundesländern stattfindende Ausstellung zum Gartenbau. In Deutschland bildet eine Landesgartenschau auf Landesebene das kleinere Pendant zur Bundesgartenschau und zur Internationalen Gartenschau, in Österreich gibt es dazu bisher kein Pendant.
Gartenausstellungen haben eine lange Vorgeschichte, so beispielsweise 1865 in Erfurt, 1887 in Dresden oder 1927 im schlesischen Liegnitz. Nach 1945 gab es in Nordrhein-Westfalen bereits 1970 eine erste Landesgartenschau in Grefrath. In Baden-Württemberg und Bayern finden seit 1980 Landesgartenschauen statt, andere deutsche Bundesländer übernahmen das Modell später. 1980 fand die bundesweit erste grenzüberschreitende Landesgartenschau in Ulm/Neu-Ulm (Baden-Württemberg/Bayern) statt.[1]
Ziele und Finanzierung
Durch die Landesgartenschauen soll die Lebensqualität und das ökologische Klima in den Städten verbessert werden. Häufig dienen die Gartenschauen auch stadt- bzw. regionalpolitischen Entwicklungszielen. Deshalb werden Gartenschauen meist nicht in besonders schönen Landschaften platziert, sondern eher in Gegenden, die eine besondere Benachteiligung aufweisen (z. B. durch Bergbauschäden), wo die Gartenschauen darauf ausgerichtet sind, strukturfördernd zu wirken und zu helfen, städteplanerische Ziele zu verwirklichen. Die Investitionen, die im Rahmen der Landesgartenschauen getätigt werden, sollen dem jeweiligen Ortsteil zu größerer und in der Regel auch bleibender Attraktivität verhelfen. Außerdem sind Landesgartenschauen heute auch Maßnahmen des Stadtmarketings, da sie als ein halbes Jahr dauernde Großveranstaltung auch den Bekanntheitsgrad einer Stadt vergrößern können.
Die Kommunen, die oft mit Hilfe von Landesmitteln eine LGS realisieren, gehen ein finanzielles Risiko ein. Während einige Landesgartenschauen mit einer „schwarzen Null“ oder sogar mit leichten Gewinnen abschlossen, überschritten andere ihren Etat und mussten nachträglich bezuschusst werden. Besonders in Kommunen mit angespannter Haushaltslage sind Landesgartenschauen deshalb trotz ihrer langzeitigen Vorteile manchmal umstritten, in einigen Fällen kam es darüber bereits zu Bürgerbegehren bzw. Bürgerentscheiden.
Gartenschauen in den einzelnen Bundesländern
Baden-Württemberg
Von 1980 bis 2000 wurden in Baden-Württemberg jährlich die „großen Landesgartenschauen“ veranstaltet. Seit 2001 finden sie jährlich im Wechsel mit den „kleinen Landesgartenschauen“ statt, bis 2011 „Grünprojekte“ genannt, seitdem „Gartenschauen“. Das Land stellt bei Gartenschauen einen Zuschuss in Höhe von maximal zwei Millionen Euro beziehungsweise bei Landesgartenschauen von maximal fünf Millionen Euro in Aussicht, wobei die Kommunen auch Eigenleistungen zu erbringen haben.[2] Bis 2010 hat das Land fast 80 Millionen Euro Landeszuschüsse gewährt. Dies bewirkte auf Seiten der Kommunen mindestens das Dreifache, teils sogar das Siebenfache an Investitionen; sie investierten etwa 153 Millionen Euro: Hierbei wurden rund 625 Hektar Grünanlagen geschaffen, neu gestaltet und dauerhaft gesichert. Die Landesgartenschauen und Grünprojekte sind Impulsgeber für umfassende strukturelle Entwicklungen, die für Aufbruchstimmung in den Kommunen sorgen und deren wirtschaftliche Entwicklung stärken.[3] Eine Fachkommission bewertet die Bewerbungen und beurteilt die eingereichten Konzepte vor Ort.[2] Der Ministerrat vergibt dann in einer Kabinettssitzung die Landesgartenschauen und Grünprojekte.[3]
Die letzte stark besuchte Landesgartenschau in Baden-Württemberg war vor der Einführung der „Grünprojekte“ im Jahr 2001 die Landesgartenschau 1992 in Pforzheim mit einer Spitzenbesucherzahl von 1,6 Millionen. Danach gingen auch auf Landesebene die Besucherzahlen jeweils deutlich unter eine Million zurück. Daher entschied die Landesregierung bereits 1996, in Baden-Württemberg ab 2001 alle zwei Jahre jeweils die kleineren „Grünprojekte“ durchzuführen. 2014 stellte Schwäbisch Gmünd mit zirka 2 Millionen Besuchern einen neuen Rekord auf.[4]
Der Freistaat startete 1980, zunächst in unregelmäßigem Rhythmus, mit vier Landesgartenschauen in Neu-Ulm, Augsburg, Dinkelsbühl und Straubing. Seit 1990 werden in Bayern die Landesgartenschauen im Zweijahresrhythmus in geraden Jahren veranstaltet.
In den ungeraden Jahren gibt es seit 1995 in Bayern eine kleine Gartenschau mit der Bezeichnung Natur in der Stadt, in der ähnlich wie bei den Landesgartenschauen, nur in kleinerem Rahmen, Verbesserungen der Grün- und Erholungsstrukturen den Rahmen für die gärtnerische Leistungsschau bilden.[5]
Mit 83 Millionen Euro haben der Freistaat und die EU bis einschließlich 2015 die bayerischen Gartenschauen gefördert, knapp 23 Millionen Besucher wurden verzeichnet und rund 460 Hektar öffentliche Grünflächen sind im Laufe dieser Jahre entstanden.[6] Städte und Kommunen können sich für die Durchführung einer Gartenschau bei der Gesellschaft zur Förderung der bayerischen Landesgartenschauen (FÖG) bewerben. Das Vergabeverfahren und auch die Art und Durchführung der staatlichen Förderung wurden des Öfteren kritisiert.[7] Unter anderem hielt der Bayerische Oberste Rechnungshof die Vergabe der Gartenschauen in Bayern für intransparent und empfahl, sie auf eine neue Grundlage zu stellen, was auch geschah.[8]
Mecklenburg-Vorpommern ist das einzige Flächenland, das bislang nur eine Landesgartenschau ausrichtete (2002 in Wismar). Es sollte eine Schau im Landschaftspark Brodaer Höhe von Neubrandenburg stattfinden, die jedoch nicht über die Entwurfsphase hinausging.[9] Ursprünglich wurde für 2014/2015 eine weitere Landesgartenschau anberaumt. Diese wurde zunächst ausgesetzt, da die Bewerber Güstrow und Putbus jeweils kein finanziell nachhaltiges Konzept vorlegen konnten.[10]
2008: Garten Tulln und Schlosspark Grafenegg (Im Gegensatz zur bisherigen Praxis andernorts werden in Niederösterreich mit dem Konzept der „permanenten Landesgartenschau“ künftig keine einmaligen Ereignisse stattfinden, von denen höchstens Teilbereiche erhalten bleiben, sondern eine dauerhafte Einrichtung geschaffen werden.)
↑Natur in der Stadt. In: Landesgartenschauen.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. Dezember 2016; abgerufen am 1. Dezember 2016.
↑Gartenschauen in Bayern. In: stmuv.bayern.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. November 2016; abgerufen am 24. November 2016.