Die Pfarrkirche in Alt Ukta wurde in den Jahren 1863 bis 1864 gebaut und am 4. September 1864 als evangelisches Gotteshaus eingeweiht.[1] Johann Groß war der Baumeister, der das Gebäude unter Einfluss von Friedrich August Stüler als Ziegelbau mit kleinem Glockenaufbau über dem Westgiebel errichtete.
Der Innenraum der Kirche ist gewölbt und in neugotischem Stil ausgestattet. Das Mittelschiff endet in der Apsis. Der Rahmen und Altaraufsatz entstammen einem Entwurf Stülers. Den Altarunterbau stellte der königliche Tischlermeister C. W. Franke in Berlin her.[2] Das Altarretabel wurde als bedeutendes Werk des italienischenMalersGirolamo Muziano (1528–1692) erst im Jahr 2010 wiederentdeckt, nachdem es lange als verschollen galt und bereits in der Lost Art Datenbank auf der Liste stand. Das Bild zeigt die Beweinung Christi und verdankt seine Wiedererstehung dem Kunstdenkmalschützer Geograf Krzystof Worobliec aus Kadzidłowo (deutschKadzidlowen, 1938 bis 1945 Einsiedeln).[2]
Seit 1981 befindet sich die Kirche im Besitz der Römisch-katholischen Kirche in Polen, wobei der Eigentümerwechsel nicht ganz problemlos verlaufen zu sein scheint.[3] In der Folgezeit erhielten die Wände einen weißen Anstrich. Dadurch wurden allerdings die alten Wandmalereien mit den Bibelversen im Altarraum verdeckt. Erst in den 2010er Jahren konnten sie mit EU-Mitteln durch die Arbeit der Kunstkonservatorin Magdalena Schneider wieder freigesetzt werden.[3]
Die immer ständige Wachstum der Gemeinde machte im Jahre 1920 eine Teilung notwendig.[4] Das Zentrum des neuen Gemeindeteils war in Rudczanny (1938–1945 Niedersee, heute in Ruciane-Nida aufgegangen), wo man in den Jahren 1912/13 bereits ein Gemeindehaus mit großem Kapellenraum errichtet hatte, das heute als katholische Pfarrkirche genutzt wird.[6] Pfarramtlich blieb Rudczanny mit Alt Ukta als Pfarrsitz verbunden. Bereits ab 1906 wurde aber schon ein eigener Hilfsprediger zur Versorgung der Tochtergemeinde eingesetzt.
Zusammen waren vom Pfarramt Alt Ukta/Rudczanny im Jahre 1925 insgesamt 5700 Gemeindeglieder zu betreuen, von denen 4200 im Pfarrdorfsprengel und 1500 im Sprengel der Filialgemeinde wohnten.[4]
Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung ließen nach 1945 das evangelische Gemeindeleben in dem nun Ukta genannten Ort absterben. Bis heute erhalten ist der ehemalige deutsche evangelische Friedhof. Nach und nach ließen sich hier jedoch wieder vereinzelt evangelische Kirchenglieder nieder. Sie konnten die einstige Dorfkapelle Alt Ukta für ihre Zwecke in Gebrauch nehmen, nachdem die Pfarrkirche an die katholische Kirche zwangsenteignet wurde. Das „neue“ Gotteshaus steht am westlichen Teil der ulica Mągorowska Nr. 31 und gehört der Diözese Masuren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen. Es trägt jetzt den Namen des Apostels Petrus („Kościół Apostoła Petra“) und ist eine Filialkirche der Pfarrei in Mikołajki (deutschNikolaiken).[7]
Kirchspielorte (bis 1945)
Mehr als 30 Dörfer, Ortschaften und Wohnplätze waren bis 1945 in das Kirchspiel Alt Ukta/Rudczanny eingegliedert. Im Jahr 1920 wurde es in zwei Sprengel aufgeteilt:[4][8]
Das Pfarramt Alt Ukta/Rudczanny war ab 1906 zusätzlich mit einem Hilfsprediger zur Betreuung des Pfarrsprengels Rudczanny/Niedersee besetzt. Den Pfarrsprengel Alt Ukta versorgte der Pfarramtsinhaber:[5]
Pfarrsprengel Alt Ukta
Als Pfarramtsinhaber wirkten an der Kirche Alt Ukta als evangelische Geistliche:
Als Hilfsprediger wirkten an der Kirche Alt Ukta mit der Aufgabe der Versorgung der Gemeindeglieder im Sprengel Rudczanny/Niedersee:
Fritz Fachnio, 1906–1907
Ludwig Emil Moysisch, 1907–1911
Friedrich Rzadzki, 1912
Richard Drost, 1913–1916
Paul Gerhard Johannes Ebel, 1916–1918
Bruno Franz, 1919–1921
Walter Obgartel, 1921–1923
Reinhard Schwartzkopf, 1923–1926
Gerhard Laudien, 1928
Friedrich Jung, 1932
Gerhard Barkow, 1938
Mingo, 1929–1930
Katholisch
Vor 1945 lebten nur sehr wenige römisch-katholische Einwohner im Bereich Alt Ukta. Sie waren in die Pfarrkirche in Sensburg (polnischMrągowo) im Dekanat Masuren II (Amtssitz: Johannisburg) im Bistum Ermland eingepfarrt. Nach 1945 siedelten sich zahlreiche polnische Neubürger im Raum Ukta an, die fast ausnahmslos katholischer Konfession waren. Sie bildeten in Ukta eine selbständige Gemeinde und eigneten sich 1981 das bisher evangelische Gotteshaus als ihre Pfarrkirche an. 1984 bildete man eine eigene Pfarrei, die man – wie auch die Kirche – der Kreuzerhöhung („Kościół Podwyższenia Krzyża Świętego“) widmete.[10] Sie gehört seit 1992 zum Dekanat Mikołajki(Nikolaiken) im Bistum Ełk der Römisch-katholischen Kirche in Polen.