Die Kreß von Kressenstein (auch Kress von Kressenstein oder Kreß von Kreßenstein) sind eine der ältesten Patrizierfamilien der Reichsstadt Nürnberg, erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 1270. Die Kreß waren ab 1418 mit kurzen Unterbrechungen bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit im Jahre 1806 im Inneren Rat vertreten und gehörten damit zum regierenden Nürnberger Patriziat. Nach dem Tanzstatut von 1521 zählten sie zu den neuen ratsfähigen Geschlechtern. Wegen des Besitzes von Dürrenmungenau seit 1651 waren sie auch Mitglieder der Reichsritterschaft im Ritterkanton Altmühl.[1]
Als einer der ersten nachweisbaren Angehörigen der Familie Kreß wurde im Jahre 1270 „Heroldus Krezze“ unter den Rittergeschlechtern in der Nürnberger Gegend genannt. Die direkte Stammlinie begann mit Friedrich Kreß, der um 1300 einen Bauernhof in Kraftshof bei Nürnberg als Lehnsnehmer der Herren von Berg besaß. Er stiftete auch die 1315 geweihte Kraftshofer Wehrkirche Sankt Georgen. Brechtel Cresse veräußerte 1357 den Herrenhof in Kraftshof an seinen Schwager Konrad Ehinger aus einer Nürnberger Ratsfamilie. Das von den Ehinger errichtete „Steinhaus“ zu Kraftshof kam nach einigen Besitzwechseln 1403 an die Brüder Konrad und Ulrich Kreß; im Salbuch des Ulrich Kreß von 1410 findet sich dafür erstmals die Bezeichnung „Kressenstein“. Im Ersten Markgrafenkrieg wurde der Herrensitz 1449 zerstört.[2][3] Hieronymus Kreß ließ auf Teile des erhaltenen Sockelgeschoßes der zerstörten Burg provisorisch ein kleines, einfaches Fachwerkobergeschoss aufsetzten, das als „Sommerhaus“ bezeichnet wurde. Etwa 1457 ließ er daneben einen neuen Herrensitz als Wasserschloss erbauen. Dieses überstand 1504 den Landshuter Erbfolgekrieg sowie 1552/53 den Zweiten Markgrafenkrieg unbeschadet. 1530 erhielten Georg und Christoph Kreß von Kaiser Karl V. das Privileg, auch den neuen Sitz als Kressenstein zu bezeichnen und sich danach zu nennen. Gleichzeitig wurde ihnen ein freies Verfügungs- und Vererbungsrecht auf die Reichslehen zugestanden, was es Christoph Kreß ermöglichte, eigenständig über die Güter zu bestimmen und sie in eine „Vorschickung“ umzuwandeln, die jeweils vom ältesten Kreß verwaltet werden sollte. Der neue Herrensitz ist kaum verändert noch auf Abbildungen um 1630 zu sehen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde 1634 das neue Kressische Wasserschloss niedergebrannt. Erst 1712/13 ließ Georg Adolf Kreß an der Stelle der früheren Ökonomiegebäude ein repräsentatives zweigeschossiges barockes Herrenhaus mit Walmdach erbauen. Dieses wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Das auf dem Sockel des alten Burgstalls sitzende „Sommerhaus“ steht noch heute und enthielt bis 1934 das Familienarchiv der Kreß; die Familie hält den Grundbesitz in Kraftshof bis in die Gegenwart.
Seit Mitte des 14. Jahrhunderts gehörte den Kreß auch ein Hof im benachbarten Ort Neunhof. Anstelle dieses älteren Hofes, der im Ersten Markgrafenkrieg 1449 verwüstet worden war, ließ Hans Kreß um 1479 das Schloss Neunhof errichten. Es blieb bis 1503 im Familienbesitz und kam ein Jahrhundert später, im Jahre 1615, durch eine Eheschließung erneut an die Kreß, in deren Besitz es bis zu einer Vererbung über die weibliche Linie im Jahr 1856 verblieb.
Rest des Herrensitzes Kressenstein in Kraftshof („Sommerhaus“)
1349 wurden die Kreß in die Reihe der regimentsfähigen Geschlechter der Reichsstadt Nürnberg aufgenommen und ab 1418 gehörten sie zum Inneren Rat und damit zum regierenden Nürnberger Patriziat.
Die Familie gelangte durch den Fernhandel zu Reichtum. Um 1370 handelte die Kreß–Rummel-Gesellschaft mit Ochsen aus Ungarn und anderen Waren zwischen Venedig, Mailand und Krakau. Im Jahre 1388 trennten sie sich von den Rummel und führten die alte Handelsgesellschaft allein weiter. Um 1390 bezogen sie aus dem Karpatenraum Silber für die venezianische Münze. Mit den flandrischen Tuchzentren und dem nordwestdeutschen Wirtschaftsraum standen sie über die Flexdorfer in Verbindung. Auch Geldgeschäfte sind belegt. In Venedig besaßen die Kreß zusammen mit den Paumgartner ab dem späten 14. Jahrhundert eine eigene Handelskammer im Fondaco dei Tedeschi. Im Jahre 1430 löste sich die Handelsgesellschaft der Kreß auf. Einige Familienmitglieder blieben aber weiterhin im Handel und in Geldgeschäften tätig. Zwischen 1499 und 1511 beteiligten sich die Kreß an einer neuen Nürnberg–Mailänder Gesellschaft der Kreß–Köler–Saronno.
Als Verwalter der Schlüsselfelderschen Familienstiftung (im Wechsel mit den Volckamer – jeweils der älteste männliche Nachkomme der beiden Familien ist Administrator der Stiftung):
In und um Nürnberg herum hatten die Kreß von Kressenstein große Besitzungen. Unter anderem das Gartenanwesen an der heutigen Kressengartenstraße. Weiterhin besaßen sie:
Das Stammwappen zeigt in Rot ein schrägrechtsgelegtes Schwert mit goldenem Griff. Auf dem Helm ist ein rotbekleideter Mannsrumpf mit schwarzem Hut und Hermelinkrempe, im Mund zwischen Eberzähnen das Schwert waagerecht haltend. Die Helmdecken sind rot-silbern.
Das Schwert aus dem Wappen der Familie Kreß von Kressenstein erscheint noch heute in einigen bayerischen Ortswappen.
Georg Freiherr Kreß von Kressenstein (1840–1911), führender Vertreter der Nationalliberalen im Nürnberger Kollegium der Gemeindebevollmächtigten und 1878 Mitgründer sowie bis 1911 Erster Vorsitzender des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg
Franz Freiherr Kreß von Kressenstein (1881–1957), deutscher General der Kavallerie, Kommandierender General des XII. Armeekorps der Wehrmacht sowie bayrischer Kämmerer
1stck. Bildniss Ad. Rudi Kress v. Kressenstein, in halber Figur. En camayeu gemalt con J. L. Hirschmann. [(1672–1750)][9]
Die Kreßsche Kapelle im Augustinerkloster Nürnberg wurde nach dessen Abriss ab 1816, gemeinsam mit dem Kreuzgang, der Leonhardskapelle und dem Dormitorium, im Germanischen Nationalmuseum wiederaufgebaut, wo sie nach schweren Kriegsschäden in den 1960er Jahren völlig beseitigt wurden.
Winfried Baumgart: Friedrich Freiherr Kreß von Kressenstein. Bayerischer General und Orientkenner. Lebenserinnerungen, Tagebücher und Berichte 1914-1946, Paderborn (Verlag Ferdinand Schöningh) 2020. ISBN 978-3-506-70344-6. ISBN 3-506-70344-7
Christoph von Imhoff (Hrsg.): Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten. Hofmann, Nürnberg 1984, ISBN 3-87191-088-0; 2., erg. u. erw. Auflage, 1989; Neuauflage: Edelmann GmbH Buchhandlung, 2000.
Rolf-Joachim Baum: Die Kressen bei Bavaria Würzburg. Einst und Jetzt, Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung, Bd. 27 (1982), S. 243–249.
↑Robert Giersch, Andreas Schlunk, Bertold von Haller: Burgen und Herrensitze in der Nürnberger Landschaft. Hrsg.: Altnürnberger Landschaft e.V:. 1. Auflage. W.Tümmels Buchdruckerei und Verlag GmbH & Co. KG, Nürnberg 2006, ISBN 978-3-00-020677-1, S.236ff., siehe auch Kraftshof auf herrensitze.com
↑Verzeichniss einer Sammlung von Oel- und Wassermalereien, Zeichnungen, colorirten ...Auktion der Sammlung des Nürnbergers Christian Jacob Gottlob Eisen ab dem 6. Dezember 1824 in Nürnberg, Bayerische StaatsBibliothek digital, S. 1, Nr. 5.