Das Kirchdorf liegt in Hinterpommern, 20 Kilometer südöstlich der Kreisstadt Koszalin (Köslin) und 15 Kilometer nordwestlich von Polanów (Pollnow).
Die Ortschaft liegt auf einer weiten Rodungsfläche in großen Forsten in einem hügeligen Endmoränengelände, dessen Kuppen auf über 93 Meter, im Süden sogar bis zu 125 Meter über NN. ansteigen. Die ehemals sogenannten Kösternitzer Höhen bilden eine Wasserscheide: die Pollnitz (poln. Polnica), die an der östlichen Gemarkungsgrenze bei Sowinko (Neu Zowen) entspringt, entwässert das Gelände in Richtung Westen zum Jamunder See (Jezioro Jamno). Südlich des Dorfes verläuft eine Seenkette, die eine Verbindung nach Süden über den Nitzminer See (Jezioro Nicemino) bis zum Tal der Radüe (Radew) darstellt.
Nachbardörfer sind: Mokre (Mocker) im Westen, Ratajki (Ratteick) und Powidz (Friedensdorf) im Norden, Sowinko (Neu Zowen) und Nacław (Natzlaff) im Osten sowie Wyszewo (Seidel) mit Wiewiórowo (Viverow) im Süden.
1628 umfasst das Ramelsche Lehen 25½ Hufen. Am 21. April 1662 übernehmen durch einen Konkurs der Schlosshauptmann Adam von Podewils-Krangen und sein Bruder Gerd das Dorf, veräußern es jedoch weiter an Bogislaw von Below. Aus dem von Belowschen Besitz geht das Dorf an Generalleutnant Martin Ludwig von Eichmann, lediglich ein Viertel des Ortes bleibt im Ramelschen Besitz, bis auch dieser Teil 1783 an Familie von Eichmann verkauft wird.
1804 wird für Kösternitz (wie übrigens auch für das benachbarte Steglin, polnisch: Szczeglino) eine Witwe von Drosedow als Besitzerin genannt. 1846 kauft Wilhelm von Sobeck das Gut, das um 1900 im Besitz von Wilhelm Schulz ist.
Nach dem Ersten Weltkrieg erwirbt Kösternitz ein belgischer Finanzmann namens Balser und behält es bis 1927, als die Herrschaft Kösternitz aufgeteilt wird: das Restgut kauft Balduin Freiherr von Eller-Eberstein, im Übrigen werden vier Bauernhöfe zu je 25 Hektar und zehn bäuerliche Siedlungen angelegt.
Lebten 1818 lediglich 219 Einwohner in Kösternitz, so stieg ihre Zahl schon 1864 auf 530, betrug 1885 bereits 659, sank dann aber wieder 1925 auf 525 und stand 1939 bei 435.[1]
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzten 1. März 1945 Truppen der Roten Armee das Dorf. Es kam zu Erschießungen. Nach Beendigung der Kampfhandlungen in der Region wurde Kösternitz zusammen mit Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Von der polnischen Behörde wurde das Dorf nun unter der Ortsbezeichnung „Kościernica“ verwaltet. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus dem Kreisgebiet vertrieben. Im Ort siedelten sich zugewanderte Polen an.
Mit den Ortschaften Forsthaus Cronau (polnisch: Kościerza), Eichhof (Mirotki), Forsthaus Kuhstolp (Stołpie) und Neu Kösternitz (Kościerniczka) sowie Grünhof und Helenenhof (beide heute nicht mehr existent) war Kösternitz bis ca. 1930 ein eigener Amtsbezirk, der dann aber aufgelöst wurde; anschließend gehörte die Landgemeinde Kösternitz bis 1945 zum Amtsbezirk Natzlaff[2] im Landkreis Schlawe i. Pom. im Regierungsbezirk Köslin der preußischenProvinz Pommern des Deutschen Reichs.
Standesamt Kösternitz
Kösternitz bildete bis 1945 einen eigenen Standesamtsbezirk. Die standesamtlichen Unterlagen aus der Zeit vor 1945 werden heute im Staatsarchiv Koszalin (Köslin) und auch im Standesamt Koszalin aufbewahrt.
Zum Kirchspiel gehörten neben Kösternitz und Neu Kösternitz (heute polnisch: Koscierniczka) auch der Ort Viverow (Wiewiórowo) sowie die Filialgemeinden Zowen (mit Alt Zowen, Friedensdorf (Powidz), Kritten (Krytno) und Neu Zowen) (Sowinko) und Ratteick (Ratajki) (mit Zirchow B (Sierakówko)). Das Patronat der jeweiligen Kirchen lag vor 1945 bei den Rittergutsbesitzern, darunter von Somborn-Alt Zowen und Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen, letzterer als Besitzer von Gut Viverow.
Die Kösternitzer Kirche mit ihrem nach Westen ausgerichtetem Turm ist ein Ziegelbau auf Fundamenten aus Feldstein. Das Gründungsjahr wird heute im 15. Jahrhundert vermutet, und im Laufe der Zeit hat das Gotteshaus viele bauliche Veränderungen erfahren. Die Glocken, die um 1800 umgegossen werden mussten, stammten aus den Jahren 1539 und 1718.
Nach 1945 wurde das Gotteshaus an die Katholische Kirche in Polen enteignet. Am 8. Dezember 1946 wurde es auf den Namen Matki Bożej Królowej Polski (Kirche der Gottesmutter Königin von Polen) geweiht.
Pfarrer von der Reformation bis zum Jahre 1945
Bartholomäus Adami
Johann Roggelin
Martin Klingenberg, 1601
Georg Glatt (Glattius), 1646–1702
Renatus Hoffmann, 1703–1715
Franz Heinrich Möllen, 1715–1737
Johann Christoph Horn, 1739–1741
Paul Felix Müller, 1743–1757
Carl Christian Schultz, 1757–1771
Georg Joachim Wusterbart, 1771–1808
Davon Martin Vulpius, 1809–1813
Johann Heinrich Blume, 1813–1815
Christian Renatus Gabler, 1815–1834
Karl Otto Heinrich Spreer, 1857–1865
Karl Heinrich Reinhold Obenau, 1865–1866
Georg Wilhelm Justus Knittel, 1867–1883
Christoph Heinrich Wilhelm Theodor Kähler (sen.), 1881–1924
Wilhelm Kähler (jun.), 1924–1935
Johannes Sadewasser, 1936–1940
Wilhelm Schubring, 1940–1945
Schule
Die zweiklassige Volksschule mit Lehrerwohnungen wurde 1928/29 erbaut. Die Zahl der Schulkinder betrug zuletzt 60, und die letzten deutschen Lehrer waren Otto Siedler und Erich Goll.
Bis 1945 bestand Anschluss über eine eigene Bahnstation an die Kleinbahnstrecke Köslin–Pollnow der Köslin–Belgarder Bahnen.
Literatur
Kösternitz, Dorf und Rittergut, Kreis Neustettin, Regierungsbezirk Köslin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Kösternitz (meyersgaz.org).
Der Kreis Schlawe. Ein pommersches Heimatbuch, hrsg. v. Manfred Vollack, 2 Bände, Husum, 1989
Ernst Müller, Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart, 2. Teil, Stettin, 1912
↑Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Schlawe. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900