Der Knickhelm (auch spitzes Knickdach[1]) ist in der Architektur eine häufig anzutreffende Dachform von Turmhelmen, die sich formal durch einen auffälligen Knick des Umrisses über dem Dachfuß (Dachansatz) auszeichnet.
Der in Architekturwörterbüchern nicht geführte Begriff Knickhelm wird seit den 1880er Jahren von Bauhistorikern in Baubeschreibungen verwendet, so u. a. in Kunstdenkmäler-Inventaren und im Dehio-Handbuch.[2] Im Bereich des ehemaligen Hochstifts Würzburg ist der Begriff Julius-Echter-Turm gebräuchlich.
Konstruktion des Knicks, Formen des Helms
Knickhelme erscheinen nur bei besonders steil und schlank ausgeführten Turmhelmen, im Gegensatz zu den gedrungeneren Zeltdächern. Es gibt sie nur bei zimmermannsmäßig hergestellten hölzernen Turmhelmen, da ihr charakteristischer Knick am Dachfuß (Dachansatz) der relativ weit eingezogenen Turmpyramide durch die notwendige Anbringung flacher ausfallender Aufschieblingen entsteht.
Knickhelme gehen meist von einem im Grundriss quadratischen Turmschaft aus und können daher in der Regel am Dachfuß (Dachansatz) ebenfalls einen quadratischen Grundriss zeigen. Doch kann darüber der steile eigentliche Turmhelm auch vielgestaltiger ausfallen; sehr häufig sind achteckige[4] (bis sechszehneckige) Grundrissformen. Theodor Landsberg hat dafür in seinem Dachkonstruktionen-Standardwerk von 1897 die Bezeichnung „achtseitige Turmpyramide mit vier Lagerpunkten“ verwendet.[5] Der geometrische Übergang vom quadratischen zum achteckigen Grundriss führt über den Turmecken im Auschieblingsbereich zu dreieckigen Zwickel-Dachflächen.
Beispiele
Beispiele für Turmhelme mit spätgotischem Knickhelm auf vierseitigem Ansatz:
↑Thomas Eißing, Benno Furrer, Christian Kayser, Stefan King, Ulrich Klein, Ulrich Knapp, Burghard Lohrum, Tilmann Marstaller, Claudia Mohn, Heinz Pantli, Hans-Hermann Reck, Daniel Reicke: Vorindustrieller Holzbau. Terminologie und Systematik für Südwestdeutschland und die deutschsprachige Schweiz (= Südwestdeutsche Beiträge zur historischen Bauforschung, Sonderband.) 2., überarbeitete Auflage. Universität Heidelberg / Universitätsbibliothek, Heidelberg 2023, ISBN 978-3-96929-223-5 (Digitalisat), S. 106, mit Abbildung.
↑Beispielsweise: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Coblenz. Bearbeitet von Paul Lehfeldt, 1886, S. 107 (GoogleBooks). – Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler: Nordrhein-Westfalen I, Rheinland. Deutscher Kunstverlag, Berlin / München 2005, ISBN 3-422-03093-X, S. 638. – Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler: Nordrhein-Westfalen II, Westfalen. Deutscher Kunstverlag, Berlin / München 2016, ISBN 978-3-42203114-2, S. 16.
↑Theodor Böhm: Handbuch der Holzkonstruktionen des Zimmermanns (...). Verlag von Julius Springer, Berlin 1911, S. 474, Fig. 833 (Beschreibung S. 473 ff.: ohne Erwähnung der Aufschieblinge und ohne Nennung des Begriffs Knickhelm).