Das Kernkraftwerk Watts Bar besteht aus einem Reaktor zur Strom- und Tritiumproduktion für Kernwaffen und einem rein zivilen Reaktor.
Benannt ist das Kraftwerk nach einer berüchtigten Sandbank bei der Insel Watts. Sie verschwand mit dem Aufstauen des Tennessee zum Watts-Bar-Stausee.
Der Bau von Reaktor 1 mit einem Generator von Westinghouse begann 1973.[1] Ursprünglich waren zwei Reaktoren geplant. Der Reaktor 1 wurde 1996 fertiggestellt, das Projekt erlitt zahlreiche Verzögerungen und soll bis dahin etwa acht Milliarden Dollar gekostet haben.
Der Bau von Watts Bar 2 begann Ende 1972[2] und war zu etwa 60–80 % fertig, als der Bau 1988 gestoppt wurde. Als offizieller Grund wurde der abnehmende Bedarf an Elektrizität angegeben. Die Entscheidung wurde von den Atomkraftgegnern als Sieg gefeiert. Bis zum Baustopp kostete der Reaktor 1,7 Milliarden US-Dollar.[3] Der Reaktor 2 wurde anschließend als Ersatzteillager für andere Anlagen der TVA benutzt.
Am 1. August 2006 beschloss die TVA, den Reaktor weiterzubauen.
Der Weiterbau begann am 15. Oktober 2007 unter der Leitung der Bechtel Corporation. Die Aufsichtsbehörde hat eine 40-Jahres-Lizenz erteilt, die bis 2055 gültig ist.[4] Die geplanten Kosten sollten 2,5 Milliarden US-Dollar betragen,[5] am Ende lagen die Kosten des Weiterbaus bei 4,7 Milliarden Dollar.[6]
Siemens erhielt den Auftrag, den Generator zu überholen bzw. modernisieren sowie mehrere neue Turbinen und andere Teile zu liefern.[7][8][9]
Am 23. Mai morgens um 2.16 Uhr EDT wurde Reaktor 2 zum ersten Mal kritisch.[10]
Am 3. Juni 2016 wurde Reaktor 2 mit dem Stromnetz synchronisiert,[11] jedoch schon nach 2 Tagen bei einer Leistung von 12,5 % automatisch wieder heruntergefahren, da ein Ventil an einer Hochdruckturbine sich nicht öffnete.[12] Am 23. März 2017 wurde der Reaktor wegen eines Schadens am Kondensator, der noch aus der ersten Bauphase stammt, abgeschaltet.[3]
Tritium-Erzeugung
Die Nuclear Regulatory Commission (NRC) hat die Lizenz für Watts Bar im September 2002 erweitert, damit die TVA spezielle Brennstäbe zur Produktion von Tritium einsetzen darf. Das Tritium wurde für das Energieministerium (DOE) Abteilung National Nuclear Security produziert. Die Lizenz erlaubt den Einsatz von bis zu 240 dieser Brennstäbe. Es ist geplant, die Lizenz zu erweitern, sodass bis zu 2304 Brennstäbe in Watts Bar-1 eingesetzt werden können.[13]
Die TVA begann mit der Bestrahlung der Stäbe im Oktober 2003. Die Stäbe wurden im Frühjahr 2005 entfernt. Die DOE fuhr die Stäbe dann zur Tritium-Extraktion nach South Carolina zur Savannah River Site. Die TVA bekommt die Kosten für die Bestrahlung ersetzt und einen Bonus für jeden Brennstab. Der Vertrag hat eine Laufzeit von 30 Jahren und gilt auch für das Kernkraftwerk Sequoyah.[14][15]
Es wird eine Produktion von 1,5 bis 3 kg Tritium erwartet. TVA wird dafür etwa zehn Millionen Dollar erhalten. Das Kernproblem – eine zivile Anlage wird für militärische Zwecke benutzt – wurde auch erkannt, aber wegen der sonst anfallenden Mehrkosten für einen Militärreaktor beiseite gestellt.[16]
Probleme
Der Beginn des Atomprogrammes von TVA war mit erheblichen Problemen behaftet. Am 27. Oktober 1986 berichtete das Fortune Magazine, dass kritische Berichte bezüglich der Sicherheit in Watts Bar unterdrückt wurden. Dabei ging es um Verstöße gegen elementare Sicherheitsvorkehrungen. So seien wichtige Schweißnähte aus Kostengründen nicht geröntgt worden. Auch wurden Ingenieure von TVA, die Probleme fanden, auf andere Posten versetzt. Gegen den Organisator des TVA-Atomprogramms, den ehemaligen Admiral Steven White, wurde ermittelt. Die bestehenden fünf TVA-Reaktoren mussten wegen baulicher Probleme und Problemen mit dem Ausbildungsstand des Personals stillgelegt werden. Allein in Watts Bar wurden mehr als 1700 Probleme identifiziert.[17][18]
Im Dezember 2016 wurde bekannt, dass auch Watts Bar vom Creusot-Forge-Skandal um gefälschte Zertifikate betroffen ist. Teile der Dampferzeuger von Block 1 stammen von der belasteten Areva-Tochter.[19]
Daten der Reaktorblöcke
Das Kernkraftwerk Watts Bar hat insgesamt zwei Blöcke: