Kazimierz Nycz wurde in Stara Wieś, dem „Alten Dorf“ in der Nähe von Auschwitz, geboren. 1967 trat er in das Priesterseminar in Krakau ein und studierte Theologie und Philosophie. Am 8. Mai 1972 wurde Kazimierz Nycz vom damaligen Erzbischof von Krakau Kardinal Karol Józef Wojtyla zum Diakon geweiht. Am 20. Mai 1973 empfing Kazimierz Nycz das Sakrament der Priesterweihe durch den Krakauer WeihbischofJulian Groblicki. Er war zwei Jahre Kaplan in Jaworzno-Szczakowa und Raciborowice Górne. 1976 beendete er ein Theologiestudium an der Päpstlichen Theologischen Fakultät Krakau. Das 1977 begonnene Doktoratsstudium an der Katholischen Universität Lublin beendete er 1981 mit der Arbeit „Realizacja odnowy katechetycznej Soboru Watykańskiego II w archidiecezji krakowskiej” (deutsch: „Die Umsetzung der katechetischen Erneuerung des Zweiten Vatikanischen Konzils in der Erzdiözese Krakau“).
Ab 1981 wurde er für die Abteilung für die Katechese in der Metropolitan-Kurie von Krakau tätig. Zudem wurde Kazimierz Nycz Mitarbeiter in der Pfarrseelsorge von Skawina tätig. 1987 wurde er Dozent für Katechetik an der Päpstlichen Theologischen Akademie in Krakau und Subregens des Priesterseminars von Krakau.
Am 26. November 1999 wählte ihn die Polnische Bischofskonferenz zum Präsidenten der Kommission für das katholische Bildungswesen mit einem besonderen Fokus auf die Katechese. Er entwickelte die Lehrschreiben „Der Lehrplan der Religion“ (Program nauczania religii), „Curriculum Katechismus der Katholischen Kirche in Polen“ (Podstawa programowa katechezy Kościoła katolickiego w Polsce) und „Direktorium für die Katechese der katholischen Kirche in Polen“ (Dyrektorium katechetyczne Kościoła katolickiego w Polsce). Seit Dezember 2004 ist Nycz Mitglied des ständigen Rates der Polnischen Bischofskonferenz. Er ist Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung Werk des neuen Jahrtausends.[2] Er ist Vorsitzender des Prüfungsausschusses und Mitglied des Ständigen Ausschusses, dem Rat für die sozialen Kommunikationsmittel und des Gremiums für Soziale Aspekte.
Am 3. März 2007 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Erzbischof von Warschau[3] als Nachfolger des zurückgetretenen Erzbischofs Stanisław Wielgus. Die kanonische Besitzergreifung der Erzdiözese durch die Inthronisation des neuen Erzbischofs in der Warschauer Johanneskathedrale fand am 1. April 2007 statt.
Im Dezember 2023 gab er bekannt, dass er altersbedingt dem Papst seinen Amtsverzicht angeboten habe.[8]
Im Oktober 2024 forderte Nycz in Reaktion auf Reformpläne der Regierung Tusk III, dass mindestens eine Stunde katholischer Religionsunterricht pro Woche für alle Schüler absolut verpflichtend werden müsse. Dabei differenzierte er nicht zwischen den Schülern katholischer Religionszugehörigkeit sowie anderen.[9] Kurz vor Ende seiner kirchlichen Laufbahn sprach er sich im Oktober 2024 für die Anerkennung eingetragener Partnerschaften aus und mahnte bei Laien und Priesterschaft Toleranz für Homosexuelle an. Dafür wurde er von rechten Politikern angegriffen.[10][11]
Am 4. November 2024 nahm Papst Franziskus das vorzeitige Rücktrittsgesuch von Kazimierz Nycz an.[12]
Wappen und Wahlspruch
Weihbischof in Krakau
Der Wappenschild zeigt auf blauem Grund ein goldenes Kreuz mit einem verlängerten Querbalken. Unter dem Kreuz Maria, das Gnadenbild von Kalwaria Zebrzydowska ein Wallfahrtsort in der Diözese Krakau. Das Wappen ist dem Papstwappen Johannes Paul II. nachempfunden, das ebenfalls unter einem verlängerten Querbalken des Kreuzes ein M, symbolisch – Maria unter dem Kreuz – darstellt.
Hinter dem Wappenschild stehend das Bischofskreuz, darüber der grüne Bischofshut (Galero) mit sechs grünen Quasten (fiocchi) darunter der Wahlspruch.
Sein Wahlspruch Ex Hominibus pro Hominibus („von den Menschen für die Menschen“) entstammt dem Brief des Apostels Paulus an die Hebräer (Heb 5,1 EU).
Bischof von Koszalin-Kołobrzeg
Der Wappenschild zeigt auf blauem Grund einen roten Querbalken von links oben nach rechts unten verlaufend. Oben rechts eine rote und eine silber/weiße Krone, links einen goldenen Hirtenstab (Bischofsstab) und ein Paddel gekreuzt, darüber eine silber/weiße Mitra. Unten die silberweißen Wellenlinien.
Das Wappen nimmt Bezug auf Auschwitz den Geburtsort von Kazimier Nyzc. Der rote Querbalken symbolisiert das Martyrium, aber auch die Passion Christi. Die beiden Kronen (rot für Martyrer/weiß für Bekenner) am blauen Himmel, symbolisch für alle Opfer im Konzentrationslager Auschwitz, die die Krone des Lebens im Himmel erringen. Stab, Paddel und Mitra gehören zu den Insignien oder Pontifikalien eines katholischen Bischofs.
Die Wellenlinien stehen für den LebensraumOstsee, an deren Küstenstreifen das Bistum Koszalin-Kołobrzeg in der Woiwodschaft Pommern liegt.
Darüber die Bischofsattribute (grüner Galero mit rechts und links sechs fiocchi), unten im Schriftband der Wahlspruch.
Erzbischof von Warschau und Kardinal
Der Wappenschild zeigt auf rotem Grund das goldene Kreuz, noch deutlicher auf den verehrten Papst Johannes Paul II. hinweisend, darunter eine silber/weiße Taube, als Sendung des Heiligen Geistes, darunter der Mantel, als Symbol für die Erzdiözese Warschau und drei silber/weiße Tropfen, das Wasser der Taufe.
Hinter dem Wappenschild aufrecht stehend das Doppelkreuz eines Erzbischofs und der grüne Galero mit zehn Quasten in vier Reihen, rechts und links herabhängend. Unterhalb des Schildes das Schriftband mit dem Wahlspruch. Mit seiner Ernennung zum Kardinal umgibt den Wappenschild ein roter Galero und jeweils fünfzehn rote Quasten in fünf Reihen.