Karl Muck wurde als Sohn des bayerischenMinisterialrats Alois Jakob Muck (1824–1891) geboren, der auch als Dirigent, Komponist und Theaterdirektor[1] wirkte. Dieser war ein Sohn des Würzburger Augenarztes Christian Eugen Muck († 1858).[2] Schon der Urgroßvater Alois Muck (1761–1830),[3] der zunächst Philosophie studiert hatte,[4] war königlich bayerischer Hof- und Kammersänger.[5] Auch dessen Tochter, Karl Mucks Großtante Josefa Muck, war eine bekannte bayerische Hoftheatersängerin.[6]
Karl Muck war ab 1887 mit Anita Portugall (* 1865 Graz; † 1921 Berlin) verheiratet[7], der Tochter des Grazer Bürgermeisters Ferdinand Portugall.
Seine Laufbahn begann Muck 1880/81 als Chorleiter und Kapellmeister in Zürich. Es folgten Stationen in Salzburg (1882), wo er eine Stelle als Operettenkapellmeister innehatte, und Brünn (1883–1884). Anschließend wirkte er in Graz (1884–1886) und 1886 als Erster Kapellmeister am Deutschen Landestheater in Prag.
In der Zeit zwischen 1920 und 1925 dirigierte er als Stellvertreter von Willem Mengelberg das Amsterdamer Concertgebouw-Orchester.[1] 1922 übernahm er die Leitung der Philharmoniker Hamburg. Nach seinem letzten Konzert mit diesem Orchester am 19. Mai 1933 trat er in den Ruhestand.[10]
Als Musiker galt Muck als streng und sachlich. Er war ein hervorragender Kenner von Richard Wagners Opern, bei denen er breite, pathetische Zeitmaße pflegte. Er setzte sich dafür ein, die Besetzungen für die Aufführungen von Wagner-Werken möglichst „judenfrei“ zu halten und nur, wenn keine Alternativen zur Verfügung standen, „in den sauren jüdischen Apfel [zu] beißen“, wie er formulierte. Auch im Bayreuther Festspiel-Orchester waren keine jüdischen Musiker erwünscht. Zusätzlich soll Muck sogenannte „Köpfungslisten“ geführt haben, die abzuarbeiten seien. Er markierte seinen Namen überdies immer mit einem Hakenkreuz und setzte dahinter ein Ausrufezeichen.[11] So lehnte Muck die Aufnahme des Geigers Hendrik Prins als „windelweiches Gesuch“ ab; eigentlich sei „der Kaffer gar keine Antwort werth“. Prins wurde später im Konzentrationslager Auschwitz ermordet.[12] Ein ähnliches Schicksal erlitt der Wiener Cellist Lucian Horwitz, der 1924 auf der Ersatzliste des Festspielorchesters gestanden hatte. Muck versah seinen Namen mit einem Hakenkreuz und der Anmerkung „jüdisch“. Horwitz wurde später ebenfalls in Auschwitz ermordet.[11]
Die Grabstätte von Karl Muck befindet sich auf dem Steinfeldfriedhof in Graz. Dort sind auch seine Frau Anita geb. Portugall (1865–1921) und ihr gemeinsamer Sohn Walther (1888–1891) begraben.[15]
Melissa D. Burrage: The Karl Muck Scandal. Classical Music and Xenophobia in World War I America. Boydell & Brewer, Woodbridge 2019, ISBN 978-1-58046-950-0.
P. Walter Jacob: Dr. Karl Muck. In: Zeitklänge: Komponisten-Portraets und Dirigenten-Profile. Editorial Cosmopolita/Freier Deutscher Buchverlag. Buenos Aires 1945. S. 106–110
Peter Muck (Hrsg.): Karl Muck: ein Dirigentenleben in Briefen und Dokumenten. Schneider, Tutzing 2003, ISBN 3-7952-1070-4.
Paul Niggl: Grosse Dirigenten auf Medaillen. Egon Beckenbauer Verlag, München 1967, S. 62–63.
Ferdinand Pfohl: Karl Muck, Eine Lebensskizze zu seinem 70. Geburtstag. In: Musikwelt 1929, S. 420–423.
Gayle Kathryn Turk: The case of Dr. Karl Muck. Anti-German hysteria and enemy alien internment during World War I. Harvard University 1994.
Egon Voss: Die Dirigenten der Bayreuther Festspiele. Gustav Bosse Verlag, Regensburg 1976, ISBN 3-7649-2062-9, S. 110–111.
↑Josefa Muck, Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Bayern, 1824, S. 91., Lutz Hieber, Gesellschaftsepochen und ihre Kunstwelten, S. 141.
↑Standesamt Berlin XII A, Sterbeurkunde Nr. 713 vom 15. April 1921
↑Dirigent Karl Muck in Amerika: Transatlantische Disharmonien. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 11. November 2023]).
↑Dr. Muck bitter at saling. Former Orchestra Leader Says He Leaves Country Without Regret. In: The New York Times. 22. August 1919, ISSN0362-4331 (englisch, nytimes.com [abgerufen am 11. November 2023]).