K.u.k. Infanterieregiment „Erzherzog Karl“ Nr. 3

1717: Infanterieregiment Jung-Lothringen zu Fuß
1769: Infanterieregiment von Lothringen No. 3
1860: K.k. Infanterieregiment „Erzherzog Karl“ Nr. 3


Infanterieregiment Carl von Lothringen 1762 – schematische Darstellung bei Kronoskaf[1]
Aktiv 1715/16 bis 1918
Staat Heiliges Römisches Reich: Kaiserliche Armee / Habsburgermonarchie, 1804 Kaisertum Österreich, 1867 Österreich-Ungarn
Truppengattung Infanterie
Herkunft der Soldaten aus dem gesamten Reich (bis 1806 durchgängig, vor allem aus Gebieten des Deutschen Ordens), 1766 Niederrheinisch-Westfälischer Reichskreis und Reichsstädte des Niedersächsischen Reichskreises, 1781 Niederösterreich, 1830 Hradischer Kreis in Mähren
Inhaber 1716 Prinz Franz von Lothringen,
1726 Leopold-Marc von Lignéville,
1734 Gottfried Ernst von Wuttgenau,
1736 Lucas Giovanni Pallavicini,
1736 Karl Alexander von Lothringen,
1780 Erzherzog Carl von Österreich
Stammliste Liste der Infanterieregimenter der kaiserlich-habsburgischen Armee der Frühen Neuzeit &

Liste der k.u.k. Kampftruppen

Stammnummer 1769: No. 3; Tessin:[2] 1726/2

Das K.u.k. Infanterie-Regiment „Erzherzog Karl“ Nr. 3 wurde 1716 als Regiment Jung-Lothringen zu Fuß vom habsburgischen Kaiser des Heiligen Römischen Reichs in Dienst gestellt. Das Regiment bestand bis 1918 im Kaisertum Österreich bzw. in der österreich-ungarischen Monarchie fort. Seinen Namen erhielt es erst 1860.[3]

Geschichte

Der Kurfürst und Erzbischof von Trier Karl Joseph von Lothringen errichtete am 19. August 1715 zwei kurtrierische Regimenter, die schon 1716 für 10 Jahre unter den Namen Alt-Lothringen und Jung-Lothringen in kaiserliche Dienste traten. Erste Inhaber wurden der lothringische Erbprinz Leopold Clemens Karl (Alt-Lothringen) und sein nächstjüngerer Bruder Franz Stephan von Lothringen (Jung-Lothringen). Nach dem plötzlichen Tod des Erbprinzen wurde Franz Inhaber des Regiments seines Bruders, sein altes Regiment erhielt Leopold-Marc von Lignéville, das sich nun Infanterieregiment Lignéville nannte. Das Regiment führte in der Frühen Neuzeit wie üblich unterschiedliche Namen nach den jeweiligen Regimentsinhabern. 1769 wurde dem Namen des Inhabers die feste Stammnummer 3 hinzugefügt: Infanterieregiment Lothringen No. 3.

Formationsgeschichte, Ersatz und Standorte

Zunächst rekrutierten sich die Soldaten des Regiments aus dem gesamten Heiligen Römischen Reich. Dazu gehörten die Landstände der österreichischen Erblande. Vor allem boten die Gebiete des Deutschen Ordens Ersatz. Dies galt bis 1806 durchgängig. „Verbotene Nationalitäten“[4] waren Franzosen, Italiener, Schweizer, Polen, Ungarn und Kroaten. Ab 1766 galt eine differenzierte „Reichs-Werbung“. Soldaten wurden fortan vor allem im Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis und Reichsstädten des Niedersächsischen Reichskreises geworben.[5] Die Standorte wechselten bis 1771. Danach galten Standquartiere in den österreichischen Erblanden als ständige Garnisonen, mit festen Werbebezirken für die deutschen Regimenter. Das Regiment rekrutierte sich ab 1781 in Niederösterreich, ab 1830 im Hradischer Kreis in Mähren.[6]

Stand 1914

  • Unterstellt: 12. Infanterie-Truppendivision – II. Armeekorps
  • Nationalitäten: 83 % Tschechen – 10 % Magyaren – 7 % Sonstige
  • Ergänzungsbezirkskommando und Ersatzbataillonskader: Kremsier
  • Dislozierung: Stab, II., III. Baon: Teschen – IV. Baon: Kremsier – I. Baon: Doboj
  • Kommandant: Oberst Heinrich Freiherr von Testa
  • Stabsoffiziere: Oberstleutnant Exner, Emil – Oberstleutnant Krischan, Guido – Oberstleutnant Gmeinder, Anton – Major Scheler, Hugo – Major Rudel, Viktor – Major Morbitzer Edler von Morgenfeld, Stephan – Major Erler, Alois – Major Klement, Wilhelm
  • Deutsche Uniform – Egalisierungsfarbe: himmelblau – Knöpfe: Silber
  • Regimentssprache: Tschechisch

Einsatzgeschichte

Noch vorhandene Kaserne des Regiments in Teschen
Koordinate:49° 44′ 26″ N, 18° 38′ 5″ O

Regimentskommandanten

  • 1716 Obrist-Lieutenant Freiherr von Brinken
  • 1723 Obrist Freiherr Peter Göldlin von Tieffenau
  • 1724 Obrist Graf Leopold von Ligneville
  • 1733 Obrist Graf Nikolaus Grünne
  • 1737 Obrist Bernhard von Crenburg (Creenburg)
  • 1738 Obrist Baron de Serrière
  • 1742 Oberst Graf Ludwig von Grünne
  • 1745 Oberst Graf Carl Robert Dombasle
  • 1750 Oberst Baron Christian von Vogelsang
  • 1758 Oberst Graf Joseph von Ferraris
  • 1761 Oberst Freiherr Carl von Schorlemer
  • 1770 Oberst Freiherr Wenzel Reisky von Dubenitz
  • 1777 Oberst Graf Franz von Thürheim
  • 1784 Oberst Joseph von Schneidauer
  • 1790 Oberst Freiherr Ludwig von Foullon
  • 1794 Oberst Christian von Lattermann
  • 1797 Oberst Joseph Beyer von Buchholz
  • 1800 Oberst Joseph Rüffer
  • 1806 Oberst Carl von Steininger
  • 1809 Oberst Chevalier Joseph von Fölseis
  • 1813 Oberst Graf Rudolph von Salis-Zizers
  • 1816 Oberst Joseph von Koudelka
  • 1821 Oberst Freiherr Georg Joseph von Waldstätten
  • 1831 Oberst Freiherr Waldstätten Schell von Bauschlott
  • 1834 Oberst Freiherr Friedrich von Wenz von Niederlahnstein
  • 1840 Oberst Joseph Maurer von Maurerthal
  • 1848 Oberst Graf Carl von Thun-Hohenstein
  • 1849 Oberst Freiherr Carl von Salis
  • 1850 Oberst Friedrich Greschke
  • 1854 Oberst Freiherr Hannibal von Puchner
  • 1860 Oberst Eduard Spilberger von Spilwall
  • 1865 Oberst Adolph Pehm
  • 1866 Oberst Ludwig Karl
  • 1874 Oberst Sigmund Pollatschek von Nordwall
  • 1876 Oberst Hugo von Henriquez
  • 1881 Oberst Gustav Edler von Löw
  • 1882 Oberst Graf Hanns von der Schulenburg
  • 1885 Oberst Johann Ritter von Reyl Hannisch von Greiffenthal
  • 1887 Oberst Anton Edler von Gebauer von Fülnegg
  • 1892 Oberst Ambros Ritter von Mras
  • 1897 Oberst Pallas Hermann
  • 1903–1904: Oberst Karl Rudzinski von Rudno
  • 1905–1908: Oberst Johann Ritter Eisler von Eisenhort
  • 1909–1912: Oberst Josef Schön
  • 1913–1914: Oberst Heinrich Freiherr von Testa

Garnisonen

Letzte Garnisonen
Stab I. Bataillon II. Bataillon III. Bataillon IV. Bataillon
1906–1914 Teschen

1904–1905 Mostar

1903 Brünn

1912–1914 Doboj

1906–1911 Olmütz

1904–1905 Mostar

1903 Brünn

1906–1914 Teschen

1904–1905 Mostar

1903 Brünn

1906–1914 Teschen

1904–1905 Mostar

1903 Kremsier

1904–1914 Kremsier

1903 Brünn

Erscheinungsbild und Ausrüstung

1726 weißer Rock, blaue Ärmelaufschläge, weiße Knöpfe; 1738 weißer Rock, rote Aufschläge, 1757 weißer Rock, rote Aufschläge, Kamisol und Unterfutter; 1767 weißer Rock, himmelblaue Abzeichen, weiße Knöpfe; 1868 dunkelblauer Rock, himmelblaue Abzeichen, weiße Knöpfe.

Uniformen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Carl Lothringen Infantry. Kronoskaf, abgerufen am 30. Dezember 2011.
  2. Diese Nummerierung folgt konsequent den Aufstellungen von Tessin. Georg Tessin: Die Regimenter der europäischen Staaten im Ancien Régime des XVI. bis XVIII. Jahrhunderts. 3 Bände, 1986–1995. Biblio Verlag, Osnabrück, ISBN 3-7648-1763-1.
  3. 1915 wurden die Zusatzbezeichnungen abgeschafft, es sollte von da an nur noch Infanterieregiment Nr. 3 heißen. Dies ließ sich jedoch im allgemeinen Sprachgebrauch nicht durchsetzen, ein Grund war, dass die sparsame k.u.k. Militäradministratur verfügt hatte, zuerst alle vorhandenen Stempel und Formulare aufzubrauchen
  4. Vgl. Alphons von Wrede, Anton Semek: Die Geschichte der k. u. k. Wehrmacht. Die Regimenter, Corps, Branchen und Anstalten von 1618 bis Ende des XIX. Jahrhunderts. Band I: Infanterie. L.W. Seidel & Sohn, Wien 1898, S. 97.
  5. Vgl. Kaiserliche Reichswerbung ab 1766 – Zuweisung der Reichskreise an die k.k. Regimenter. (PDF; 269 KB). In: Wrede: Geschichte der k.und k. Wehrmacht. Band 1.
  6. Vgl.Übersicht über die Werbbezirkseinteilung 1781–1889. (JPG, 631 KB). In: Wrede: Geschichte der k. und k. Wehrmacht. Band 1.