Hellmuth Karasek bescheinigte ihm 1995 einen „gnadenlosen Blick für das Absurde der Zeitgenossenschaft und die nötige Bildung, um es einzuordnen.“[3]
Anlässlich einer Debatte um Jugend- bzw. Ausländerkriminalität nach der Prügelattacke in der Münchner U-Bahn 2007 fragte Jessen in einem Videoblog auf der Internetseite der Zeit Anfang 2008, „ob es nicht zu viele besserwisserische deutsche Rentner gibt, die den Ausländern hier das Leben zur Hölle machen“.[4] Er provozierte damit eine breite, teils hochaggressive Auseinandersetzung in der Blogosphäre, welche in die Fachliteratur als Beispiel dafür einging, dass Kommunikatoren und Rezipienten nicht mehr voneinander zu trennen sind, und dass Agenda Setting kein Privileg des professionellen Journalismus sei.[5]Henryk M. Broder und Cora Stephan warfen ihm vor, dem Opfer eine Mitschuld zuzuschreiben,[6][7] Journalisten der Süddeutschen Zeitung, der Tageszeitung und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung verteidigten Jessen gegen die Angriffe und kritisierten die „Welle von Schlamm, die sich [im Internet] über ihn ergießt“.[8][9][10] Jessen beharrte darauf, dass Deutschland ein Spießerproblem habe, erklärte jedoch, dass er Gewalt nicht rechtfertigen wolle.[11]
Jessen sprach sich 2017 für eine Schließung der Hamburger Roten Flora aus, weil dort Gewalt vorbereitet, gerechtfertigt, juristisch verteidigt und organisiert werde.[12]
Zur #metoo-Debatte äußerte er sich mit einem Artikel unter der Überschrift „Der bedrohte Mann“ 2018 kritisch. Es gehe dabei nicht mehr um Gleichberechtigung, sondern um den Triumph eines „totalitären Feminismus“. Als Beleg für eine in Mode gekommene „offen zur Schau getragene Feindseligkeit“ gegenüber Männern führte er eine Äußerung der Schriftstellerin Mirna Funk an. Sie hatte 2017 in einem Interview erklärt, man müsse „eine feministische Terror-Gruppe gründen, um die alten weißen Männer aus dem Weg zu schaffen.“[13]
Publikationen
als Autor
Der Deutsche. Fortpflanzung, Herdenleben, Revierverhalten. Zu Klampen Verlag, Springe 2020, ISBN 978-3-86674-628-2.