Das Anwesen befindet sich nur wenige hundert Meter südöstlich des 849 m ü. NHN hohen Münzkopfes in ruhiger Lage, noch im NaturraumSüdliche Hochrhön, aber unmittelbar am NaturschutzgebietLange Rhön. Es liegt einige Kilometer nördlich von Bischofsheim in der Rhön nahe der westlich verlaufenden Landesgrenze zu Hessen, etwa dreihundert Meter Luftlinie westlich der Hochrhönstraße. Das Anwesen liegt auf 773 m ü. NHN nicht weit entfernt vom Roten Moor, dem Heidelstein und den GeotopenTeufelsmühle und Basaltsteinbruch am Schwarzbach, einem Zufluss der Brend, die über Wanderwege erreichbar sind. Ein größerer Parkplatz befindet sich direkt an der Hochrhönstraße, wo der knapp über einen halben Kilometer lange Stichweg zum Holzberghof abgeht.
Wappen der Besitzer um 1910 (neoromanischer Schlossausbau): von Schimmelmann
Die Herren von Thüngen errichteten im 16. Jahrhundert auf dem damals und heute wieder waldreichen Holzberg eine Eisenschmelze. Im Tagebau gefördertes Eisenerz wurde dort zu Gusseisen geschmolzen. Neben der Eisenschmelze wurde auch eine Maultierzucht betrieben, aus der jährlich etwa 30 dieser Lasttiere hervorgingen.
1902 erwarb das Anwesen der damals 29-jährige dänische Graf Paul Fredrik Schimmelmann, der von der Gräfin Adeline von Schimmelmannadoptiert war und eigentlich der Sohn eines BerlinerSchankwirtes war. Der romantisch wirkende Schlossteil am südlichen Ende des langgezogenen Baus wurde erst von 1909 bis 1911 für die damaligen Besitzer als neoromanisches, neuzeitlichesSchloss an das Forsthaus angebaut. Es wird zwar behauptet, der Schlossanbau sei eine verkleinerte angepasste Kopie des dänischenSchlosses Frederiksborg im neoromanischen Stil, aber eigentlich ähnelt es eher dem Schloss Lindenborg in Nordjütland, das im Besitz der dänischen Adelsfamilie Schimmelmann war. Im 20. Jahrhundert wurde deshalb der Holzberghof auch als „Schloss Frederikstein“ oder „Schloss Frederikstein am Münzkopf“ bezeichnet. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges übersiedelte Graf Schimmelmann nach England und verkaufte das Anwesen.
1954 wurde das Schloss von der Familie Ferdinand Meinschäfer gekauft und zu einem Restaurant mit Gästezimmern umgebaut. Der Holzberghof ist erst seit 2009 an das Stromnetz angeschlossen. In der gemütlichen, einem Rittersaal nachempfundenen Gaststube, muss heute noch im Schein von Petroleumlampen gegessen werden.
Beschreibung
Weitere Schlossansichten
Blick auf das neoromanische Schlossteil (verputzte Ostseite) und den Eckturm des 17. Jh., dieser mit Biforium und Triforium
Blick auf die Ostseite des Forsthauses des 17. Jahrhunderts mit Turm
Triforium am Turm des Jagdschlosses, datiert 1695
Das etwa 15 Meter breite ost-west- und 80 Meter lange nord-süd-ausgerichtete Anwesen besteht aus drei nicht getrennten Baukörpern mit unterschiedlichen Entstehungszeiten. Wesentlich sind dabei der mittlere (Forsthaus) und südliche Teil (Jagdschlösschen). Der baulich älteste zweigeschossige verputzte Mitteltrakt mit Satteldach und der Zeitstellung von 1614 hat einen nahezu quadratischen, fast sechs Meter breiten, dreigeschossigen, mit Bruchsteinfassade und Eckquaderung versehenen Turm an der Ostseite. Architektonisch interessant sind die verschiedenen in Sandstein gefassten Fenster mit Datierungen von 1695, 1748 und 1795, darunter ein schönes Beispiel eines Triforiums.
Jünger (1909–1911), aber architektonisch durchaus interessanter, ist der südliche neuzeitliche Anbau in Form eines neoromanischen oder allgemeiner in Form des Historismus geprägten, Jagdschlösschens, seitlich verputzt, ebenfalls mit Satteldach. Kennzeichnend ist die mit Bruchsteinen verkleidete Südfassade mit zwei dominanten runden Ecktürmen, diese sind jeweils mit einem Kegeldach versehen. Dadurch wird das Anwesen von vielen Besuchern für wesentlich älter gehalten. Eine moderne vorgelagerte Terrasse mit Maueransatz ist pietätvoll in die Südfassade integriert. Durch den Dachausbau des 20. Jahrhunderts (Giebelfenster) wurden beide Trakte modern überformt.
Im südlichen Turm des Holzbergschlosses ist ein Bildstock von 1820 eingemauert, der die Heilige Familie darstellen soll.[3]
Heutige Nutzung
Das restaurierte Anwesen ist in Privatbesitz, wird als Gaststätte genutzt und bietet Zimmer und Ferienwohnungen an. Ein Reithof befindet sich nördlich anschließend an den Holzberghof in T-Form ausgerichtet zum Schloss. Das Anwesen ist als Startpunkt für Rund- und Höhenwanderungen in die Lange und die Hohe Rhön geeignet.
Literatur
Alfons Maria Borst: Werdendes Arbeitsdienstlager Holzberghof bei Bischofsheim v. d. Rhön, Blätter für Heimatkunde (Neudeutschland 1), Bad Neustadt 1933.
Reinhold Albert: Burgen und Schlösser im Landkreis Rhön-Grabfeld, Kulturagentur des Landkreises Rhön-Grabfeld (Hrsg.), Bad Neustadt 2014, ISBN 978-3-939959-14-4. S. 70 ff.
Andrea Czygan: Burgen und Schlösser in Unterfranken, Verlag Main-Post, Würzburg 2008, ISBN 978-3-925232-61-9. (Anm.: das Frontcover zeigt die Südseite des Schlosses)
Heinrich Hirsch: Das Schloß Holzberghof – Wechselvolle Geschichte einer Rhöner Siedlung, In: Jahrbuch des Landkreises Rhön-Grabfeld 2/1980, S. 174–180
Christopher Pfaff: Hüttenführer Rhön: Die 65 schönsten Wanderhütten, Skihütten und Berggasthöfe in der Bayerischen, Hessischen und Thüringischen Rhön, 2. Auflage Roßdorf 2013, ISBN 978-3-7322-4098-2. S. 48 f.
Stefan Etzel: Wandern in der Rhön, (darin Tour 9), Vlg. Dumont aktiv, ISBN 978-3-7701-8025-7. S. 54
↑Heinrich Mehl: Bildstöcke im nördlichen Unterfranken: Volkskundliche Untersuchung der Bildstöcke in den Landkreisen Hofheim, Bad Kissingen, Königshofen i. Gr., Mellrichstadt und Bad Neustadt, 1969, S. 197