Nach dem Schulabschluss machte Baumanis eine Lehre als Zimmermann. Von 1856 bis 1860 arbeitete er im Architekturbüro von Heinrich Scheel. Die Unterstützung seines nächsten Arbeitgebers Ludwig Bohnstedt ermöglichte Baumanis ein Studium an der Bauakademie Berlin und der Kunstakademie St. Petersburg, das er 1865 abschloss. Gemeinsam mit Robert Pflug gewann er einen Wettbewerb für den Bau des Ritterschafts-Hauses, welches heute die Saeima beherbergt. Von 1870 bis 1880 war Baumanis Chefarchitekt des Gouvernement Livland. Später war er Ratsherr in Riga und Mitgründer der Rigaer Handwerkskammer (1865), der Rigaer Lettischen Gesellschaft (1868) und des Rigaer Architektenvereins (1879). Er war ein aktiver Organisator und Teilnehmer der ersten lettischen Sängerfeste, für die er auch die großräumigen Bühnen entwarf. Im Süden Estlands und in Vidzeme wurden 17 orthodoxe Kirchen nach Baumanis Plänen errichtet und in Riga mehr als 150 private und öffentliche Gebäude. Die Neubauten auf dem Gebiet der abgerissenen Rigaer Stadtbefestigungen wurden zum großen Teil von Baumanis geplant, dazu etwa ein Drittel der Bebauung der Boulevards der Neustadt.[2] Als er 1891 starb, nahmen mehrere zehntausende Menschen, darunter höchste Staatsbeamte, an der Beerdigung teil.
Werk
Die Bauten Baumanis’ gehören dem damals herrschenden Baustil des Eklektizismus an. Die Fassaden sind unabhängig von der Funktion im gleichmäßigen Rhythmus mit wiederkehrenden dekorativen Elementen vergangener Stilrichtungen verziert.
Die Dreifaltigkeitskirche in Mustvee, erbaut 1877, und die Christi-Geburt-Kirche in Kärsa, erbaut 1879, entsprechen in Stil und Erscheinungsbild den nachgewiesenen Kirchenbauten Baumanis, so dass dessen Urheberschaft naheliegt.
Dreifaltigkeitskirche Mustvee
Christi-Geburt-Kirche Kärsa
Literatur
Bernhard Becker: Aus der Bauthätigkeit Rigas und dessen Umgebung in der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts. Mellin, Riga 1898.
Oļǵerts Buka, Jānis Lejnieks (Hg.): Latvijas arhitektūras meistari. Zvaigzne ABC, Riga 1995. ISBN 9984-04-059-3.
Kristīne Čakstiņa: Ieskats arhitekta Jāņa Frīdriha Baumaņa daiļradē. Maģistra darbs. Latvijas Mākslas akadēmija, Riga 2010.
Pauls Kampe: Architekts Jānis Frīdrihs Baumanis, 1834–1891. Viņa dzīve un viņa mūža darbs. Izglītības Ministrijas Mēnešraksts, Riga 1927.
Jānis Krastiņš: Jānis Fridrihs Baumanis. Zvaigzne ABC, Riga 1989.
↑Michael Garleff: Die baltischen Länder. Estland, Lettland, Litauen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Pustet, Regensburg 2001, ISBN 3-7917-1770-7, S. 215.