Alexius war nach der ältesten Legende, einer syrischen Vita aus dem 5. Jahrhundert, Sohn des römischen Senators Euphemius und der Aglaia. Er verließ nach seiner Hochzeit die Eltern und seine angetraute Frau und floh nach Edessa, wo er als Einsiedler in Armut fromm lebte und bald schon hohe Verehrung erfuhr. In dieser frühesten Fassung der Legende taucht der Name „Alexius“ allerdings noch nicht auf.
Die Legende aus dem 10. Jahrhundert erzählt, dass Alexius 17 Jahre als Bettler vor einer Kirche in Edessa gelebt habe. Als dem Küster durch ein Gesicht kund wurde, dass dieser Bettler ein heiliger Mann sei, veranlasste er dessen Verehrung. Aber Alexius floh über See und wurde durch einen Sturm nach Rom zurückverschlagen, wo sein Vater den als Pilger Bettelnden nicht erkannte, aber mildtätig in sein Haus aufnahm.[1] Wiederum 17 Jahre lebte Alexius unter der Treppe des Elternhauses, vom Gesinde mit Spülwasser übergossen, leidend und Geduld übend. Sterbend gab er sich durch ein Schreiben zu erkennen. Nach einer griechischen Fassung der Legende konnte nur der Kaiser Honorius, nach anderen Versionen nur der Papst oder die Braut den Brief aus der Hand des Toten lösen.
Seinen Leichnam zu berühren bewirkte Heilungen. Mit großen Ehren wurde er in der Kirche des Bonifatius von Tarsus in Rom bestattet.
Nach anderer Überlieferung lebte Alexius schon immer in Edessa und ist dort auch gestorben; demnach gelangte sein Kult im 10. Jahrhundert nach Rom.
Verehrung
Alexius’ Verehrung erlangte ihren Höhepunkt im Spätmittelalter und im Barock.
Gedenktage
Sein Gedenktag ist in der katholischen Kirche der 17. Juli, in der orthodoxen Kirche der 17. März, bei den Monophysiten in Syrien der 12. März.
Nach Alexius benannt sind die Alexianer, eine um 1350 gegründete katholische Brüdergenossenschaft nach der Regel des Augustinus von Hippo, die sich der Pflege von Kranken widmen. Zudem waren ihm eine Reihe von Alexiushospitälern geweiht.
Nach einem schweren Erdbeben am Alexiustag, dem 17. Juli 1670, erwählte die Innsbrucker Bürgerschaft den hl. Alexius zum zweiten Stadtpatron neben dem hl. Jakobus und gelobte eine jährliche Prozession und einen Festgottesdienst an seinem Festtag. Der Heilige wurde schon um 1600 an einem Seitenaltar der Siebenkapellenkirche verehrt, nach der Profanierung der Kirche unter Joseph II. wurde das Altarbild in die Dreiheiligenkirche übertragen, die damit zu den heiligen Sebastian, Pirmin und Rochus den hl. Alexius als vierten Patron bekam.[2]
Eintrag in der Schedelschen Weltchronik von 1493
Der heilige Alexius verfügt über einen eigenen Eintrag samt Porträt in Hartmann Schedels Weltchronik von 1493, einer Art Enzyklopädie des ausgehenden Mittelalters. Auf Blatt CXXXV heißt es:
„Alexius ein roemer vnd ein wirdiger vnnd heiliger beichtiger ist am. xvi. tag des monats Julii zu rom in dem haws seins vaters Eufemiani genant der ein rattherr was vnbekannt vnder einer steyg nach vil erliddner gedult gestorben vnd auf zu got gefaren. Bey des wundergeschiht voller begengknus oder begrebnus waren die kaiser Archadius vnd Honori’. dann er het umb gottes willen ein außdermaßen schoene gesposen verlassen.“[3]
(Alexius, ein Römer und ein würdiger und heiliger Bekenner, ist am 16. Tag des Monats Juli zu Rom im Haus seines Vaters, Euphemius genannt, der ein Ratsherr war, unerkannt unter einer Treppe nach lang erlittener Geduld gestorben und zu Gott in den Himmel aufgefahren...)
Literarische Bearbeitungen
Der Alexiusstoff ist zahlreich dichterisch bearbeitet worden.
Le Miracle de Saint Alexis (2. Hälfte des 14. Jahrhunderts)
B. Diaz: Auto de Santo Alexio (portugiesisch; 1613)
L. de Massip: Le charmant Alexis (1655)
Der verborgene Edelstein oder der heil. Alexius. Drama in zwei Aufzügen von Nicolaus (Nicholas) Wiseman, Köln, Regensburg 1860, 112 S., aus dem Engl. übersetzt
Gaston und Léopold Pannier: La vie de saint Alexis, poème du XIe siècle et renouvellements des XIIe, XIIIe et XIVe siècles, in: Recueil de travaux originaux ou traduits relatifis à la philologie et à l'histoire littèraire. Cinquième fascicule, Paris 1872.
Melitta Hirsch: Alexiuslied und christliche Askese, in: Zeitschrift für französische Sprache und Literatur, Bd. 58 (1934), S. 414–418.
E. R. Curtius: Zur Interpretation des Alexiusliedes, in: Zeitschrift für romanische Philologie, Bd. 56 (1936), S. 113–137.
Margarete Rösler: Sankt Alexius, altfranzösische Legendendichtung des 11. Jahrhunderts, in: Sammlung romanischer Übungstexte, Bd. XV, Halle/Saale: 4. Auflage 1941.
Hans Sckommodau: Zum altfranzösischen Alexiuslied. In: Zeitschrift für romanische Philologie, Band 70 (1954), S. 161–203.
Hans Sckommodau: Alexius in Liturgie, Malerei und Dichtung, in: Zeitschrift für romanische Philologie, Bd. 72 (1956), S. 165–193.
Franz-Wilhelm Servaes: Joseph Bripius. De laudibus sancti Alexii. Untersuchungen und kritischer Text, Köln 1966 (zugleich Dissertation 1966).
Klaus Berns: Das Leben des Heiligen Alexius. Aus dem Altfranzösischen übersetzt von Klaus Berns (und mit einem Vorwort, mit Anmerkungen und einer Bibliographie versehen), München 1968: Wilhelm Fink Verlag.
↑Dieses Motiv der unerkannten Rückkehr ins Vaterhaus wurde hierbei aus der Lebensgeschichte des Johannes Calybita Constantinopolis, der im 5. Jahrhundert lebte, übernommen.