Die Gemeinde Hohenzieritz liegt am Rande einer Endmoräne, die sich mit Höhen um 100 m ü. NN westlich des Tollense-Urstromtales hinzieht. Der Ortsteil Prillwitz liegt etwa 70 m tiefer am Westufer der Lieps, die durch eine sumpfige Zone vom Tollensesee getrennt ist und schon zur Stadt Neubrandenburg gehört. Das gesamte Lieps-Ufer ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Weitere Schutzgebiete im Gemeindegebiet sind die Naturschutzgebiete Rosenholz und Zippelower Bachtal sowie Ziemenbachtal. Hohenzieritz ist jeweils etwa elf Kilometer von Neustrelitz und der Kleinstadt Penzlin entfernt.
Der Ort liegt genau auf der Kippachse der postglazialen Landhebung. Seit dem Rückzug der letzten eiszeitlichen Gletscher „federt“ das ehemals von ihnen bedeckte Land (nordöstlich von Hohenzieritz) zurück, hebt sich also in winzigem Maße an. Das einst vor den Gletschern gelegene Land (im Südwesten), das einst durch deren Druck aufgewölbt wurde, sinkt hingegen in winzigem Maße wieder ab. Die Linie, an der sich beide Effekte ausgleichen, verläuft entlang der schleswig-holsteinischen Ostseeküste und von Nordwest nach Südost quer durch Mecklenburg, u. a. genau durch Hohenzieritz.[3]
Gemeindegliederung
Zu Hohenzieritz gehören die Ortsteile Prillwitz und Zippelow.
Geschichte
Die Orte Hohenzieritz (Cyrice) und Prillwitz (Priulbiz) werden im Jahre 1170 in einer Schenkungsurkunde erstmals urkundlich erwähnt, durch welche Fürst Kasimir von Pommern dem Bistum Havelberg etliche Dörfer zur Stiftung eines Klosters übereignete.[4][5] Damals gehörten die Orte zum Land Penzlin und waren unter den Gütern, mit denen Fürst Nikolaus von Werle 1274 die Brüder Hermann und Heinrich von Peckatel belehnte.[6]
Beide Ortsnamen sind slawischer Herkunft und von slawischen Personennamen abgeleitet (bei Hohenzieritz mit einem jüngeren deutschen Zusatz). Bei Hohenzieritz rekonstruierte Willich als ursprüngliche Form *Sirici, d. h. etwa „bei Sira’s Leuten“, nach einer Kurzform von Männernamen wie Siroslav. Bei Prillwitz liegt *Preľubici zugrunde, nach demselben Muster vom Männernamen Preľub abgeleitet.[7]
Hohenzieritz
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde das Schloss Hohenzieritz erbaut und der Hohenzieritzer Park angelegt. Die Orte fielen in dieser Zeit als „erledigtes“ Lehen dem Landesherren Adolf Friedrich IV. zu, der Hohenzieritz seinem Bruder und Nachfolger Karl II. schenkte. Dieser ließ das Schloss Hohenzieritz 1790 aufstocken und nutzte es als Sommersitz. 1810 starb hier seine Tochter, Königin Luise von Preußen.
Prillwitz
Im 13. Jahrhundert wurde in Prillwitz eine Burg erbaut, sie stellte im Mittelalter das östliche Ende der Landhemme Isern Purt dar. Prillwitz wurde im Folgenden auch „Städeken Prilevitz“ genannt. Bis um 1300 standen die Ortschaften im Besitz des Domkapitels zu Havelberg. Danach wurden sie Spielball der Geschichte und wechselten oft die Besitzer. Als Lehnsherren werden in alten Schriften die Brüder Hermann und Heinrich von Peckatel, Achim von Heydebreke, von Blankenburg, von Maltzahn, von Bülow, von Behr, von Finkh und 1733 Hans Christian von Fabian genannt. Christoph August von Bredow wuchs nach dem Tod seines Vaters bei seinem Onkel Asmus Wilhelm von Bredow (* 4. Januar 1731 in Prillwitz; † 18. September 1799 in Markau) auf Gut Prillwitz auf. Von 1887 bis 1889 wurde in Prillwitz das „Liepser Schlösschen“, das heutige Jagdschloss Prillwitz für Großherzog Adolf Friedrich V. erbaut.
Zippelow
In Zippelow befand sich ein altes Kabinettgut,[8] zumeist in der Pachtvergabe. Gut Zippelow gehörte dann über Generationen zum Schloss Hohenzieritz. Letzter Eigentümer beider genannten Besitzungen war der noch nicht volljährige Ernst August Prinz zur Lippe (1917–1990), Sohn der Marie von Mecklenburg-Strelitz und ihres Ehemannes Julius Ernst zur Lippe-Biesterfeld,[9] mit Wohnsitz Dresden Villa zur Lippe. Gut Zippelow hatte 1927 einen Inhalt von 257 ha, davon 205 ha Acker. Ebenfalls befand sich am Gut ein größerer landwirtschaftlicher Betrieb.[10]
Politik
Dienstsiegel
Die Gemeinde verfügt über kein amtlich genehmigtes Hoheitszeichen, weder Wappen noch Flagge. Als Dienstsiegel wird das kleine Landessiegel mit dem Wappenbild des Landesteils Mecklenburg geführt. Es zeigt einen hersehenden Stierkopf mit abgerissenem Halsfell und Krone und der Umschrift „GEMEINDE HOHENZIERITZ * LANDKREIS MECKLENBURGISCHE SEENPLATTE“.[11]
Das Gebäude wurde 1823 von Friedrich Wilhelm Buttel erbaut und diente bis 1961 als Schmiede. Heute beherbergt es eine Heimatstube einschließlich einer Luisenkammer und wird ehrenamtlich betreut.
In der Lieps mehrere in der Slawenzeit besiedelte Inseln und die Halbinsel Nonnenhof. In diesem Gebiet vermutet man das legendäre Slawenheiligtum Rethra. Ein wissenschaftlicher Nachweis dafür gelang bisher jedoch nicht.
Jagdschloss Prillwitz (auch: Liepser Schlösschen)
Das Jagdschloss Prillwitz direkt an der Lieps (Privatbesitz). Das Jagdschloss ist eingebettet in einen seit April 2009 rekonstruierten Landschaftspark.
Burgberg Prillwitz
Direkt am Friedhof des Dorfes befindet sich ein gewaltiger frühdeutscher Burgberg. Im Winter und Frühjahr kann man schon von Weitem dessen enorme Ausmaße erkennen. Oberhalb der Anlage finden sich Reste des Feldsteinfundaments. Die Anlage wurde direkt nach der Slawenzeit im 13. Jahrhundert errichtet und hat ein Oberflächenausmaß von 50 mal 70 Metern. Der Grundriss ist annähernd quadratisch.
Dorfkirche
Der ursprüngliche Backsteinbau stammt aus dem Mittelalter, wurde 1730 als Fachwerkbau umgebaut und erhielt 1893 einen Turm im neogotischen Stil. Ein Hosenbandorden ziert den Haupteingang.
Kapelle zum guten Hirten
Die Kapelle stiftete der Besitzer des Jagdschlosses. Sie wurde 2011 nach Entwürfen der Berliner Architekten Krieger + Mielke[13] aus mehr als 100 Jahre alten Klinkersteinen errichtet.[14]
Henning August von Bredow (1774–1832), mecklenburg-strelitzscher Oberforstmeister, preußischer Landrat und Gutsbesitzer, sächsischer Winzer und Önologe
Eva Rechlin (1928–2011), deutsche Schriftstellerin
Literatur
Gemeinde Hohenzieritz (Hrsg.): Hohenzieritz, Prillwitz und Zippelow im Wandel der Zeiten. Hohenzieritz 2002. DNB1001339177
Erwin Schulz: Ortsnamen in Mecklenburg-Strelitz von 1170 bis 1572. In: Greifswalder Beiträge zur Ortsnamenkunde; 6, Hrsg. Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Slawistik, Selbstverlag, Greifswald 2004, ISBN 3-86006-218-2, u. a. S. 39.
↑Cornelia Willich: Ortsnamen in Mecklenburg-Strelitz. In: Mecklenburg-Strelitz. Beiträge zur Geschichte einer Region, Band 2, Verlag Steffen, Friedland in Mecklenburg 2002, ISBN 3-9807532-7-1, S. 6–23, hier S. 16.
↑W. Raabe: Mecklenburgische Vaterlandskunde. Erste Lieferung. 2. Auflage, Erster Theil. Hinstorff, Wismar/Ludwigslust August 1856, S. 957.
↑Englischsprachiges Wikipedia. Artikel. Prince Ernst August of Lippe. (1 April 1917–15 June 1990). Vgl. dtspr. Artikel d. Großvaters: Ernst zur Lippe-Biesterfeld.
↑Ernst Seyfert, Hans Wehner, W. Baarck: Landwirtschaftliches Adreßbuch für Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz. In: Niekammer (Hrsg.): Niekammer’s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbücher (Letzte Ausgabe). 4. Auflage. BandIV. Selbstverlag von Niekammer’s Güter-Adreßbüchern GmbH, Leipzig 1928, S.278 (g-h-h.de).