Als der Platz auf dem alten Jakobskirchhof rund um die Weimarer Jakobskirche nicht mehr ausreichte, wurde zwischen 1814 und 1818 am Poseckschen Garten im südwestlichen Teil der Stadt der „Neue Friedhof vor dem Frauentore“ angelegt. Die Einweihung fand am 20. März 1818 statt. Ab 1862 wurde er mit größeren Erweiterungen nach Süden und Westen zum „Hauptfriedhof“ Weimars ausgebaut. Der älteste, parkähnliche Friedhofsteil im Norden wird bis heute als „Historischer Friedhof“ bezeichnet. Um sein Erscheinungsbild zu bewahren, finden nördlich der Fürstengruft keine Beerdigungen mehr statt.
Anlage und Bauwerke
Direkt auf der linken Seite hinter dem Haupteingang am Poseckschen Garten steht ein neoromanisches, steinernes Bauwerk, das 1878/79 als Begräbnishalle erbaut wurde, 1921 jedoch zur „Gedächtnishalle“ für die im Ersten Weltkrieg (1914–1918) Gefallenen der Stadt Weimar umgestaltet wurde. Die darin zentral angeordnete monumentale Figur Heldenglaube schuf der Weimarer Bildhauer Josef Heise.
Vom Haupteingang aus führt in Form einer geraden Mittelachse eine leicht nach Süden ansteigende Lindenallee zur Fürstengruft und Russisch-Orthodoxen Kapelle hinauf, welche auf einer Anhöhe zusammen das Zentrum des gesamten Friedhofareals bilden.
Weitere Grabmale und Grabkapellen wohlhabender Weimarer Familien befinden sich besonders entlang der umliegenden Friedhofsmauern. Zusammen mit den Bepflanzungen und dem alten Baumbestand der Parkanlage bilden sie eine Umrahmung für die Fürstengruft.
Auf dem Hauptfriedhof oder dem Neuen Friedhof erinnern Gemeinschaftsgräber an das Konzentrationslager Buchenwald und die Opfer der Bombenangriffe auf Weimar während des Zweiten Weltkrieges. Der Hauptfriedhof ist die Erweiterung des Historischen Friedhofs nach Süden bis zum „Steinhügelweg“, nach Norden bis zum Poseckschen Garten, nach Westen bis zur Karl-Haußknecht-Straße, der am 23. November 1863 eingeweiht wurde. Der alte Hauptweg endet an der 1906 von Bruno Schmidt geschaffenen neuen Kapelle. Während die Erweiterungen nach Norden belassen wurden um den parkartigen Charakter der Anlage zu erhalten, ist der südliche Erweiterungsteil bis heute als aktiver Friedhof in Betrieb.[1] Nach Westen hin am südlichen Ende gibt es zudem Erweiterungen bis zum Theodor-Hagen-Weg.
Übersichts-Pläne
Vor 1835
1859 – Erweiterung
1907
2015
Denkmäler
Euphrosyne-Denkmal
Südlich hinter der Russisch-Orthodoxen Kapelle befindet sich inmitten des Gräberfeldes des Marie-Seebach-Stifts das „Euphrosyne-Denkmal“, das an die 1797 im Alter von 18 Jahren verstorbene Schauspielerin Christiane Becker-Neumann erinnert. Beigesetzt wurde sie jedoch auf dem Jakobsfriedhof in Weimar. Das mit Masken, tanzenden Nymphen und Sternzeichen geschmückte Denkmal wurde auf Anregung Goethes nach einem Entwurf von Johann Heinrich Meyer von dem Gothaer Bildhauer Friedrich Wilhelm Döll geschaffen. Goethe hatte die Schauspielerin zum letzten Mal als Euphrosyne in Joseph Weigls Oper Das Petermännchen auf der Bühne gesehen und schrieb 1797 nach ihrem Tod zu ihrem Andenken die gleichnamige Elegie Euphrosyne. Ab dem Jahr 1800 stand das Denkmal gegenüber dem Schloss, es wurde 1945 auf dem Historischen Friedhof aufgestellt.
Denkmal der Märzgefallenen
Auf dem Historischen Friedhof Weimar, eigentlich auf dem südlich daran angegliederten Hauptfriedhof, befindet sich auch das „Denkmal der Märzgefallenen“, das der damalige Direktor des BauhausesWalter Gropius im Auftrag des Gewerkschaftskartells zur Erinnerung an die Menschen erschuf, die die Niederwerfung des rechtsradikalen Kapp-Putsches 1920 mit ihrem Leben bezahlten.[2] Als Weimarer Arbeiter sich während des Generalstreiks am 15. März zu einer Kundgebung im Volkshaus versammelten, schossen putschende Soldaten der Reichswehr auf sie und töteten Anna Braun, Walter Hoffmann, Franz Pawelski, Paul Schander, Adolf Schelle, Karl Schorn, Karl Merkel, Ernst Müller und Kurt Krassan. Vor dem Volkshaus befindet sich ebenfalls eine Gedenktafel für diese Opfer.
Sieben der Opfer wurden zunächst auf dem nördlichen Teil des Historischen Friedhofs beerdigt und ein Jahr später an den Standort des Denkmals umgebettet. Das expressionistisch geprägte Denkmal aus Beton, dessen abstrakte Form nach den Worten seines Schöpfers einen „Blitzstrahl aus dem Grabesboden als Wahrzeichen des lebendigen Geistes“ darstellt – und daher auch den Beinamen Gropiusblitz trägt –, wurde am 1. Mai 1922 enthüllt. An die als „Gefrorene Blitze“ bekannte Skulptur schließen sich die sieben Grabplatten der Opfer an.
Da die Erinnerung an die „roten Märzgefallenen“ im Nationalsozialismus unerwünscht war und die moderne Gestaltung des Denkmals als „Entartete Kunst“ galt, wurde der Blitz im Februar 1936 gesprengt und ein Säulenbrunnen gegenüber dem verbliebenen Gräberfeld errichtet. 1946 wurde das Denkmal in leicht veränderter Form rekonstruiert. Am 11. April 1946 wurde dort der erste Jahrestag der Befreiung des KZ Buchenwald begangen. Vor Ort zeigen historische Fotos den Originalzustand des Denkmals.
Denkmal für die Bombenopfer der Weimarer Bank
Beim Luftangriff am 9. Februar 1945 wurde auch das Haus der Weimarer Hypothekenbank getroffen, wobei 37 Angestellte ihr Leben verloren. Die Namen stehen auf Tafeln, die links und rechts von der weiblichen leidenden Figur, die auf einen Sockel steht, zu lesen sind. Es befindet sich auf dem Hauptfriedhof. Die Widmung auf der linken „ durch den Fliegerangriff auf Weimar“ und rechten Tafel: „am 9.2.1945 ihr Leben im Dienste der Deutschen Hypothekenbank“ [verloren]. Auf dem Sockel der Figur steht: „Ehre ihrem Andenken Die Deutsche Hypothekenbank“.
Grabstätten namhafter Persönlichkeiten
Auf dem Areal des „Historischen Friedhofs“ in Weimar liegen unter anderem die Grabstätten folgender Persönlichkeiten (sortiert nach Lage und Sterbejahr):
Der „Historische Friedhof“ ist nicht der einzige Friedhof Weimars mit historischen Gräbern. Ein weiterer, wesentlich kleinerer Friedhof ist der „Jacobsfriedhof“ (auch Jakobskirchhof) am nördlichen Rand des Weimarer Innenstadt-Ringes mit dem Kassengewölbe (erste Grabstätte Friedrich Schillers) und Gräbern namhafter Persönlichkeiten wie Lucas Cranach der Ältere. Dieser besteht bereits seit dem 12. Jahrhundert und ist damit der älteste aller Friedhöfe in Weimar. Weitere historische Friedhöfe, auf denen nicht mehr bestattet wird, sind der „Jüdische Friedhof“, eine kleine Grabanlage Ecke Leibnizallee/Musäusstraße, die lediglich von 1775 bis 1892 genutzt wurde und heute als Kulturdenkmal ausgewiesen ist, sowie der „Sowjetische Friedhof“ im Park an der Ilm, der im Juni 1945 als „Ehrenfriedhof der Roten Armee“ eingerichtet wurde und über 640 im Zweiten Weltkrieg getötete sowjetische Militärangehörige beherbergt. Später wurde ein zweiter Sowjetischer Friedhof im Schlosspark Belvedere angelegt, der bis zum Abzug der Truppen 1994 unter russischer Verwaltung stand.