Die Heilig-Kreuz-Kirche in Szestno ist ein in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts unter Verwendung von Teilen eines früheren Gebäudes errichtetes Bauwerk. Sie war bis in die 1980er Jahre das zentrale Gotteshaus des ostpreußischen evangelischen KirchspielsSeehesten. Heute ist es die katholische Pfarrkirche der Pfarrei Szestno in der polnischenWoiwodschaft Ermland-Masuren.
Die Kirche steht in der Ortsmitte östlich der Hauptstraße nahe dem Friedhof.
Kirchengebäude
In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde in Seehesten erstmals ein Gotteshaus errichtet[1] – eine spätgotische dreischiffigeBacksteinkirche.[2] Nachdem ein Brand 1618 die Kirche stark beschädigt hatte, wurde sie in den Jahren 1619 bis 1639 unter Verwendung von Teilen der alten Kirche aus Ziegel- und Feldsteinen als verputzter Bau ohne Seitenschiffe wieder aufgebaut.[2] An der Westseite stand ein Turm, im Untergeschoss aus Granit und in den drei Stockwerken darüber aus Backstein. Eine Vorhalle erhielt die Kirche auf der Nordseite.[1]
Aus der Zeit der 1630er Jahre stammen Wandmalereien in der Turmvorhalle sowie Malereien der Kassettendecke über dem Kirchenschiff.[1] Bei größeren Renovierungsarbeiten in der Kirche 1937 bis 1939 bzw. 1940 bis 1942 wurden die Gemälde an der Decke zerstört und danach neu gestaltet. Gestühl, Stände und Chöre aus dem 17. Jahrhundert wurden damals aufwändig restauriert.[2]
Aus der Werkstatt des Altarschnitzers stammt die Kanzel mit Kanzeldeckel und bemalten Treppenwangen.[2] Sie ist in den 1980er Jahren von ihrem Platz an der Südseite im Kirchenschiff in den Altarraum versetzt worden.
Von der Taufkammer von 1642 sind noch Reste erhalten.[2]
Die Orgel wurde 1805 erbaut, die alten Glocken 1862 umgegossen.
Zur Ausstattung der Kirche gehören zwei Herrenstühle von 1647 und 1649 sowie zwei Totenfahnen aus bemaltem Kupferblech, auf denen jeweils der Verstorbene dargestellt ist: Johann von Sternberg († 1686) und Just Bernhard von Wilmsdorf († 1711).[1] Auf einer Grabplatte des Fabian von Lehndorff († 1650) werden Landsknechte dargestellt, die Helme und Panzer tragen, wie sie im Dreißigjährigen Krieg üblich waren.
Bis in die 1980er Jahre war die Kirche das evangelische Gotteshaus für das Kirchspiel Seehesten. Heute dient sie der römisch-katholischen Pfarrei Szestno als Pfarrkirche und trägt den Namen „Heilig-Kreuz-Kirche“ (polnischKościół Świętego Krzyża).
Kirchen-/Pfarrgemeinde
Evangelisch
Kirchengeschichte
Die Gründung der Kirche in Seehesten geht zurück in das Jahr 1401.[3] Die vorreformatorische Zeit reichte bis 1525. Danach wurde hier die lutherische Lehre eingeführt, wobei schon recht früh hier Geistliche der Reformation Dienst taten.[4] Der damals auch Sehesten genannten „königliche Flecken“ gehörte lange Jahre zur Inspektion Rastenburg (polnischKętrzyn) und bis 1945 zum Kirchenkreis Sensburg[4] in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union. Dem Kirchdorf war ein weitflächiges Kirchspiel zugeordnet, in das 1822 die Kirchengemeinde Bosemb (1938 bis 1945 Bussen, polnisch Boże) mit übernommen wurde. Seehesten mit Bosemb zählte 1925 insgesamt 3.300 Gemeindeglieder, deren Betreuung bis 1873 zwei, später nur noch einem Geistlichen oblag.
Begräbnisse: 1667 bis 1668, 1687 bis 1705 und 1731 bis 1837.
Katholisch
Vor 1945 gab es nur wenige Katholiken im Bereich Seehesten. Sie gehörten zur Pfarrgemeinde St. Adalbert in Sensburg (polnisch Mrągowo) im Dekanat Masuren II (Amtssitz: Johannisburg (polnisch Pisz)), nach 1939 zum Dekanat Bischofsburg (Biskupiec) im damaligen Bistum Ermland.
Nach 1945 siedelten sich hier zahlreiche polnische Neubürger an, die fast ausnahmslos katholischer Konfession waren. Am 1. Juli 1989 wurde Szestno katholischer Pfarrort[8] und das vorher evangelische Gotteshaus als „Heilig-Kreuz-Kirche“ neu geweiht. Die Pfarrgemeinde Szestno, zu der auch der Filialort Boże gehört, ist dem Dekanat Mrągowo I im jetzigen Erzbistum Ermland in der polnischen katholischen Kirche zugeordnet.
↑ abcdefWalther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2: Bilder ostpreussischer Kirchen. Göttingen 1968, S. 139, Abb. 677–680.
↑ abWalther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3: Dokumente. Göttingen 1968, S. 501.
↑ abcFriedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Hamburg 1968, S. 126.