Hainfeld liegt im Gölsental im Bezirk Lilienfeld in Niederösterreich. Die Fläche der Stadtgemeinde umfasst 44,73 Quadratkilometer. 46,24 Prozent der Fläche sind bewaldet.
Der höchste Berg im Gemeindegebiet wie auch im gesamten Gölsental ist der Kirchenberg mit 924 m. An seiner Nordseite befindet sich der Drei-Hütten-Wanderweg, welcher an den Schutzhütten Liasenböndlhütte, Hainfelderhütte und Lindensteinhütte vorbei führt.[1]
Gemeindegliederung
Das Gemeindegebiet umfasst folgende 13 Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024[2]):
Im Altertum war das moderne Stadtgebiet wie auch der Rest des Gölsentals Teil der römischen Provinz Noricum.
Es existiert keine Gründungsurkunde von Hainfeld, jedoch wird der Ort schon um 1280 als forum, also als Markt bezeichnet, was auf eine gewisse Bedeutung und Wichtigkeit hinweist.
Im Zuge der Rekatholisierung war 1616 nach einer Zeit, in der protestantische Pastoren die Kirche von Hainfeld innegehabt hatten, David Gregor Corner (der später 45. Abt von Stift Göttweig, Gregor I. Cornerus) wieder der erste katholische Pfarrer im Ort. Corner blieb jedoch nur ein halbes Jahr, bis er die Leitung der Pfarre an Georg Hildebrand Thiermayer weitergab.
Vom hohen Mittelalter bis zur Aufhebung der Grundherrschaft im Revolutionsjahr 1848 war Hainfeld immer ein Teil der Herrschaft Kreisbach sowie der Stiftsherrschaft Lilienfeld gewesen. Ein vom Grundherren eingesetzter Marktrichter stand stets an der Spitze der Kommunalverwaltung und der Justiz und war somit ein Vorläufer der späteren Bürgermeister. Von 1848 bis 1850 war Leopold Kowatsch der letzte vom Lilienfelder Abt (Hainfeld war Teil der Stiftsherrschaft Lilienfeld, weshalb der jeweilige Abt auch Grundherr des Ortes war) eingesetzte Marktrichter Hainfelds. Nach Abschaffung der Grundherrschaft wählten ihn die Bürger zum ersten Bürgermeister der Marktgemeinde. Kowatschs Amtszeit als Bürgermeister währte von 1850 bis 1860.
Am 22. April 1928 hatte in Hainfeld eine Festsitzung des Gemeinderates unter dem Vorsitz von Bürgermeister Ferdinand Benischke (1922–1934) stattgefunden, die mit einem einstimmigen Beschluss geendet hatte, ein Ansuchen um eine Erhebung Hainfelds zur Stadtgemeinde an die niederösterreichische Landesregierung zu schicken. In der Landtagssitzung vom 26. September 1928 wurde diesem Antrag zugestimmt und der Markt Hainfeld zur Stadt erhoben.
Die Stadterhebungsfeier selbst fand am 20. und am 21. Oktober 1928 in Hainfeld statt. Das Programm sah für den ersten Tag einen Begrüßungsabend und ein Wiedersehensfest vor, die Hauptfeier war jedoch erst tags darauf mit einem Festgottesdienst, Platzkonzert, Festsitzung, anschließender Zmollhuldigung und Enthüllung des Schubertbrunnens. Den Abschluss bildete ein Festbankett im Gasthaus Riedmüller. Der heimische Heimatkundler Hans Reiß hatte extra zu diesem Anlass die Festschrift Unser Heimatort Hainfeld im Wandel der Zeiten auf Bitte der Gemeindeverwaltung herausgebracht.
Um die Zeit der Stadterhebung war von 1911 bis 1921 Adalbert Fuchs (später als Adalbert II. der 59. Abt von Stift Göttweig) als Pfarrer in Hainfeld tätig.
Während des Österreichischen Bürgerkriegs 1934 wurde in der Ortschaft Ob der Kirche der Stadt Hainfeld der Heimwehr-Bataillonskommandant Hans Lintner erschossen. In Rohrbach an der Gölsen wurden daraufhin zwei Mitglieder des Republikanischen Schutzbundes festgenommen, und zwar Johann Hoys (geb. 23. Juli 1891, Fabriksarbeiter aus Rohrbach und Kommandant des örtlichen Republikanischen Schutzbundes) sowie Viktor Rauchenberger (geb. 20. Juli 1908, Maurer aus Rohrbach und Mitglied des Republikanischen Schutzbundes). Das Standgericht in St. Pölten verurteilte Hoys und Rauchenberger zum Tode durch den Strang, die Hinrichtung durch Scharfrichter Johann Lang erfolgte am 16. Februar 1934 im Landesgericht St. Pölten.[3] Ein Grabstein für beide wurde am 29. März 1974 am Hauptfriedhof St. Pölten enthüllt.[4]
Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit
In der Zeit des Nationalsozialismus hatte auch Hainfeld unter der NS-Terrorherrschaft zu leiden. So zum Beispiel wurde Altbürgermeister Karl Gschaider (1919–1922) ein Opfer des NS-Regimes. Das erste Bombardement erlebte der Ort im Oktober 1944 durch sowjetische Jagdflugzeuge. Ein zweites erfolgte am 8. April 1945. Während der Kämpfe um Alland kam am 18. April 1945 die 1. SS-Panzer-Division nach Hainfeld. Ab da stand die Stadt unter permanentem Beschuss von Seiten der Sowjets. Bei ihrem Rückzug ging die SS gemäß Hitlers Nerobefehl mit Flammenwerfern gegen die Gebäude vor, um so viel wie möglich von der Infrastruktur zu zerstören, nichts sollte dem sowjetischen Feind in die Hände fallen, was dieser noch hätte gebrauchen können.
Damit war Hainfeld nach Ende des Zweiten Weltkriegs als bedeutender Industrieort für die Rüstung (unter anderem mit der Schmid Schraubenfabrik) die am zweitmeisten zerstörte Stadt Österreichs direkt hinter Wiener Neustadt.[5]
Nach dem Krieg zählte Hainfeld zur sowjetischen Besatzungszone. Erster Bürgermeister der Nachkriegszeit wurde von 1945 bis 1962 Ferdinand Benischke, der bereits von 1922 bis 1934 Bürgermeister des Ortes gewesen war.
Museum Historischer Bierkrüge: Einziges österreichisches Museum für historische Bierkrüge. Die private Sammlung umfasst Bierkrüge aus der Zeit von 1500 bis 1950.
HAINFELD|MUSEUM: Das am 24. Oktober 2014 eröffnete, von der Historikerin Margarete Kowall geplante und kuratierte Museum widmet sich in seinem ersten Raum der Geschichte der und dem Leben in der Stadt Hainfeld. Ein weiterer Raum ist dem sog. „Hainfelder Einigungsparteitag“ der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs (SDAP), der Vorläuferin der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ) gewidmet. Ein dritter Raum dient Sonderausstellungen. (2014–2016 Alfred Kapfenberger „Der Erste Weltkrieg“, 2016–2017 Thomas Daxbeck „Zug um Zug – Die Leobersdorfer Bahn“, 2020–2021 „Seuchen gehören ins Museum. Der Bezirk Lilienfeld von der Pest bis Covid-19“.)
Wirtschaft und Infrastruktur
Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 183, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 100. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 1617. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 44,72 Prozent.
Ansässige Unternehmen
Hans Zöchling GmbH: Mit über 450 Beschäftigten der größte Arbeitgeber der Stadt, ein langjährig eingesessenes Unternehmen, tätig in folgenden Bereichen: Abbruch, Erdbewegung, Recycling, Deponiebetrieb, Rohstoffgewinnung, Metalltechnik, Land- und Gastwirtschaft, Autohandel.
Schmid Schrauben Hainfeld: Einer der größten Arbeitgeber der Stadt ist mit etwa 200 Beschäftigten und die einzige Schraubenfabrik Österreichs.
Baufirma Josef Lux und Sohn Baumeister Ges.m.b.H. mit rund 120 Mitarbeitern.
Brauerei Hainfeld Karl Riedmüller GmbH & Co. KG
Metagro Edelstahltechnik AG
Rohrbacher Schlosswarenfabrik Wilh. Grundmann GmbH: Ein Ableger des größten Schließwarenherstellers der Donaumonarchie in Herzogenburg, der damaligen Carl Heinrich Grundmann-Werke, stellt seit 1894 Schlösser und Beschläge sowie mechatronische Schließsysteme her.
Im 19. Jahrhundert war Hainfeld eines der Zentren der bis 1848 zünftig organisierten Ameisler, die sich damit beschäftigten, die Puppen der Waldameisen zu sammeln, trocknen und am Markt als Vogelfutter zu verkaufen. Im Baderschen Gasthof, wo die Ameisler einen Stammtisch hatten, hing, wie von Johannes Mayerhofer beschrieben, noch 1898 ein Gewerbezeichen mit Spruchbanner.[6]
Bahn: Außerdem liegt der Ort an der Leobersdorfer Bahn, welche dieselben Orte verbindet; derzeit besteht aber kein durchgehender Personenverkehr Richtung Leobersdorf.
Im Gemeindegebiet von Hainfeld besteht der Schilift Dallinger östlich des Ortes in Richtung Gerichtsberg (Katastralgemeinde Gegend Egg). Auch der höher gelegene Gaisberglift einige Kilometer südlich der Stadt ist rasch erreichbar; er gehört bereits zum Gebiet der Nachbargemeinde Ramsau.
Auf dem Vollberg nördlich der Stadt wurde ein Waldlehrpfad angelegt.
Der Hainfelder Kirchenberg im Südwesten ist ein beliebtes Ziel für Wanderungen mit mehreren markierten Anstiegen und drei Schutzhütten. Der Berg eignet sich im Winter auch für Schneeschuhwanderungen sowie für einfache Schitouren.
Das Stadtbad Hainfeld besteht bereits seit 1878 und wurde 1986/87 sowie 1996/97 gründlich saniert und erneuert. Es ist von Mai bis Ende August geöffnet.
Das Sportzentrum Voralpen wurde 1976 eröffnet und bietet Anlagen für Fußball, Leichtathletik, Stockschießen und Tennis sowie eine Sauna und einen Fun-Park.
Josef Greimel: Hainfelder Heimatkunde. 1. Heft, 1924.
Hans Reiß: Unser Heimatort Hainfeld im Wandel der Zeit. 1928.
Karl Jägersberger (Hg.): Werden und Wachsen der Stadt Hainfeld. Hainfeld 2004.
Anita Zehetmayer (Hg.): 90 Jahre Stadterhebung – 1928–2018 – Ein historischer Rückblick ab 1928 und detaillierte Schilderung der neueren Stadtereignisse 2004–2008 aufbauend auf dem Buch aus dem Jahre 2004 „Wachsen und Werden der Stadt Hainfeld“. Hainfeld 2018.
↑Landeshauptstadt Sankt Pölten. In: Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hrsg.): Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand, Verfolgung, Exil und Befreiung. Mandelbaum Verlag 2011. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW). (PDF; 2,76 MB), S. 434. Auf DOEW.at, abgerufen am 1. September 2020.
↑Landeshauptstadt Sankt Pölten. In: Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hrsg.): Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand, Verfolgung, Exil und Befreiung. Mandelbaum Verlag 2011. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW). (PDF; 2,76 MB), S. 436. Auf DOEW.at, abgerufen am 1. September 2020.
↑Elisabeth Vavra: Montag, 23. April 1945. In: Die letzten Tage: April 1945 – Kriegsschauplatz NÖ 8 / 10. 27. April 2016. Museum Niederösterreich. Auf MuseumNOE.at, abgerufen am 1. September 2020.
↑Johannes Mayerhofer: Die Amastrager.Illustriertes Wiener Extrablatt, 23. Oktober 1898, Nr. 292, S. 7. Zitiert in: Volksleben im Land um Wien. Bräuche und Trachten. Schilderungen in Wort und Bild von Johannes Mayerhofer, gesammelt, ergänzt und mit einem Lebensbild versehen von Karl M. Klier.Manutiuspresse, Wien 1969, S. 81–85.
↑Schulensuche auf Schulen online, abgerufen am 10. September 2020