Nachdem im Jahr 1700 mit dem Tod KönigKarls II. bereits die spanische Linie der Casa de Austria ausgestorben war (was umgehend zum Spanischen Erbfolgekrieg führte), erlosch mit dem Tod KaiserKarls VI. 1740 auch der verbliebene österreichische Zweig im Mannesstamm. Das Erbe trat aufgrund eines Staats- und Verfassungsvertrags, der Pragmatischen Sanktion, Karls älteste Tochter Maria Theresia an, die mit Franz Stephan von Lothringen verheiratet war. Um die Ansprüche des Hauses Österreich, namentlich auf die Königreiche Ungarn und Böhmen sowie auf den Kaisertitel, durchsetzen zu können, erhielt die neue Dynastie die Bezeichnung Österreich-Lothringen (später Habsburg-Österreich-Lothringen bzw. Habsburg-Lothringen), obwohl sie in männlicher Linie die Fortsetzung des Hauses Lothringen darstellt.
Die Realunion wurde vom Königreich Ungarn wenige Tage vor dem Ende des Ersten Weltkriegs per 31. Oktober 1918 aufgekündigt. Kaiser Karl I. verzichtete in Wien am 11. November 1918 „auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften“. Als König Karl IV. von Ungarn leistete er am 13. November 1918 auf Schloss Eckartsau ebensolchen Verzicht. Da der Kaiser nicht abdanken wollte, wurde er nach seiner Ausreise in die Schweiz am 3. April 1919 im österreichischen Habsburgergesetz auf Dauer des Landes verwiesen.
Dieses Gesetz unterstellte nicht nur das „hofärarische“ bewegliche und unbewegliche Vermögen in Österreich der Staatsverwaltung, also staatliche, aber in der Verwaltung des kaiserlichen Hofes gestandene Vermögenswerte (wie die Hofburg mit ihrer Schatzkammer), sondern enteignete auch den sogenannten Privat- und Familienfonds des Hauses Habsburg-Lothringen und seiner Zweiglinien, welcher ein gemeinsames Familienvermögen bildete, das vom jeweiligen Oberhaupt des Hauses verwaltet wurde. Diejenigen Familienzweige, die den geforderten Verzicht auf die Herrschaftsansprüche leisteten, durften hingegen ihr individuelles Privateigentum behalten, darunter der Zweig von Erzherzog Franz Salvator und seiner Frau Marie Valerie (einer Tochter von Franz Joseph I. und Elisabeth) bis heute Schloss Persenbeug, Schloss Rorregg, Schloss Wallsee und die Kaiservilla Bad Ischl.
Als Karl in Ungarn 1921 zweimal versuchte, den Königsthron wieder einzunehmen, wurde er von der Triple-Entente, den Siegern des Ersten Weltkrieges, nach Madeira verbannt. In Ungarn wurde die Dynastie mit dem 1921 beschlossenen Dethronisationsgesetz auf Dauer vom Königsthron entfernt (der in der Folge unbesetzt blieb).
Herrschaftsansprüche
Karls I. Sohn Otto von Habsburg (1912–2011) bezeichnete sich in seinen jüngeren Jahren als Erzherzog von Österreich, wurde als Thronprätendent wahrgenommen und führte im Zweiten Weltkrieg in den USA Gespräche über die Zukunft des Landes. Für ihn galt die Regel des Habsburgergesetzes, dass er nur nach Verzicht auf Herrschaftsansprüche nach Österreich einreisen dürfe. Er richtete 1961 seine Verzichtserklärung an die Bundesregierung und durfte Österreich seit 1966 betreten. 2007 gab Otto Habsburg-Lothringen, so sein amtlicher Name in Österreich, seine Funktion als Familienoberhaupt an seinen Sohn Karl Habsburg-Lothringen (* 1961) weiter. Nur mehr Funktionen wie die Rolle des Großmeisters des österreichischen Zweiges des Ordens vom Goldenen Vlies gehen damit einher, Herrschaftsansprüche sind damit jedoch nicht mehr verbunden.
Da diejenigen Habsburger, die nach 1919 deutsche Staatsbürger wurden, keinen einheitlichen Familiennamen annahmen, führen verschiedene Zweige des Geschlechts heute unterschiedliche Familiennamen. Während die auf den vormaligen Kronprinzen Otto zurückgehende kaiserliche Hauptlinie den deutschen Namen von Habsburg trägt, kommen bei anderen Familienzweigen auch die Namen von Habsburg-Lothringen Erzherzog von Österreich und Erzherzog von Österreich vor.
Nicht ebenbürtige Familienmitglieder
Als „nicht ebenbürtig“ wurden nach dem Allerhöchsten Familienstatut (siehe Kaiserlich österreichisches Familienstatut) Familienmitglieder bezeichnet, die auf die morganatische Ehe eines Erzherzogs mit einer nicht standesgemäßen Frau zurückgingen (standesgemäß waren nur Frauen aus regierenden oder ehemals regierenden Häusern). Bekannt sind vor allem folgende Fälle:
Erzherzog Johann, Sohn Leopolds II. und Bruder Franz’ II./I., heiratete 1829 die steirische Postmeisterstochter Anna Plochl. Beider Sohn Franz wurde 1844 von Johanns Neffen Ferdinand I. als Graf von Meran nobilitiert, Anna Plochl, seit 1834 Freifrau von Brandhofen, 1850 von Franz Joseph I. zur Gräfin von Meran erhoben. Der Dirigent Nikolaus Harnoncourt stammte aus dieser Familie.
Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand heiratete im Jahr 1900 nach heftigem Widerstand von Franz Joseph I. die böhmische Gräfin Sophie Chotek von Chotkowa und Wognin. Er hatte für seine drei in den nächsten Jahren geborenen Kinder in einem feierlichen „Renunziationsakt“ auf alle Thronfolgerechte zu verzichten. Gräfin Chotek wurde zur Fürstin, 1909 zur Herzogin von Hohenberg erhoben. Sie wurde mit Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajewo ermordet.
Franz Ferdinands Bruder, Erzherzog Ferdinand Karl, heiratete 1909 in der Schweiz heimlich die Professorentochter Berta Czuber. Im Jahr 1911 schied er gezwungenermaßen aus dem Haus Habsburg-Lothringen aus und nannte sich dann Ferdinand Burg.
Erzherzog Johann Salvator von Österreich-Toskana bat nach einer Militärkarriere 1889 um Entlassung aus dem Kaiserhaus und nannte sich nun Johann Orth. Er heiratete im selben Jahr in London die Wiener Hofoperntänzerin Milli Stubel, kaufte ein Schiff und ging mit seiner Frau auf Seereise nach Südamerika. Im Jahr 1890 sank das Schiff vermutlich im Sturm, wobei das kinderlose Ehepaar starb.
Das 1806 festgelegte Hauswappen der Dynastie Habsburg-Lothringen ist zweimal gespalten; vorn auf goldenem Grund ein blaugekrönter, blaubewehrter und blaugezungter roter Löwe (Habsburg, Althabsburg), mittig auf rotem Grund ein silberner Balken (Österreich, Bindenschild, Rot-Weiß-Rot), hinten auf goldenem Grund ein roter Schrägbalken, der Richtung des Balkens nach belegt mit drei silbernen gestümmelten Adlern (Lothringen). Das Wappen wurde auf kaiserlichem Doppeladler geführt und war in dieser Form neben seiner Funktion als Familienwappen seit 1806 auch das „kleine Wappen“ des Kaisertums Österreich.
Michael Erbe: Die Habsburger 1493–1918. Eine Dynastie im Reich und in Europa. Kohlhammer, Stuttgart 2000.
Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Unveränderte Neuauflage der 1988 erschienenen Ausgabe, Wien/München 2001, ISBN 3-85002-445-8.
Dietmar Pieper, Johannes Saltzwedel (Hrsg.): Die Welt der Habsburger. Glanz und Tragik eines europäischen Herrscherhauses. DVA, München 2010, ISBN 978-3-421-04476-1.