Habitzheim (im lokalen Dialekt: Hoazem)[3] ist einer von sechs Ortsteilen der Gemeinde Otzberg im südhessischenLandkreis Darmstadt-Dieburg, die sich am 31. Dezember 1971 als bis dahin selbständige Gemeinden zur neuen Gemeinde Otzberg zusammengeschlossen haben. Mit seinen circa 1500 Einwohnern ist Habitzheim der zweitgrößte Ortsteil der Gemeinde.
Habitzheim wurde erstmals 1262 als Habuchisheim urkundlich erwähnt.
Suffia b. n. mater Donei .... Graslac et Erimannus fratribus in Mohsbach quondam agrum in Habuchisheim obligans ita ejus memoria apud frares per .... haberetur[4]
Der Ort änderte seinen Namen im Laufe der Zeit, wobei auch um 1339 der heute noch im Dialekt gebräuchliche Name Hoazem entstand.
Bereits 1323 besaß die Reichsabtei Fulda eine Wasserburg im Ort, die als Vorwerk zur Veste Otzberg gehörte.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Habitzheim:
»Habizheim (L. Bez. Breuberg) Marktflecken; liegt an dem Semderbach, 3 St. von Breuberg und gehört dem Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg. Der Ort hat 140 Häuser und 1029 Einw., unter denen 648 Luth., 304 Kath., 20 Reform und 57 Juden sind. Man findet eine luth. Pfarrkirche, eine kath. Kapelle, die 1412 von Eberhard Schenk von Erbach gestiftet wurde, ein Schloß, jetzo die Fürstl. Löwensteinische Rentei, mit einem großen Garten, 2 Mahl- und 2 Oelmühlen. Jährlich werden 3 Vieh- und 3 Krämermärkte gehalten. – Das Schloß Habizheim, zu welchem Spachbrücken und Zeilhardt gehörten, hat zu Anfang des 14. Jahrhundert Ulrich I. von Bickenbach von der Abtei Fulda zu Lehen getragen. Nach dem Ableben Ulrichs I. ohne männliche Erben, zog der fuldische Abt Heinrich, 1340, diese Lehenstücke ein, verlieh solche aber, 1342, dessen Wittwe Elisabeth, einer Tochter Johannes I., Herrn zu Limburg an der Lahn, und deren beiden Töchtern, Agnes und Amene. Durch den in diesem Jahre ausgefertigten Lehenbrief wurde die Burg in vier Theile getheilt, von welchen Ulrichs I, Wittwe für sich und ihre Töchter drei, ihr Vetter Conrad III. von Bickenbach, einen Theil bekam. Durch Verheurathung und durch die weitere Theilung der bickenbachischen Güter, kamen die drei Theile an den Schenken Eberhard von Erbach und das vierte an Graf Gerhard von Reineck. Durch des letzteren Tochter, Margarethe, kam dieser Theil an den Grafen Johann von Wertheim. Pfalzgraf Ruprecht der Aeltere brachte von der Abtei Fulda, 1390, die Hälfte von Umstadt mit allen davon abhängenden Lehenschaften, durch Kauf an sich; wodurch er zugleich das Lehensrecht über Habizheim sich erworben hatte. Zufolge dieses Rechts belehnte er 1397 Eberhard, Schenken von Erbach, mit dessen Theil an der Burg, Dorf. Vogtei und Gericht zu Habizheim. Die Schenken von Erbach scheinen erst 1406 in den vollständigen Besitz von Habizheim gekommen zu seyn. In der bairischen Fehde nahm Landgraf Wilhelm II. die Burg sammt Zugehör weg; jedoch wurde bald alles wieder in vorigen Stand gesetzt. Im Jahr 1530 verkaufte Schenk Valentin das Lehen mit Bewilligung des Churfürsten Ludwigs V. von der Pfalz an die Grafen, nachherigen Fürsten von Löwenstein, die auch die übrigen veräußerten Theile alle zusammenbrachten. Das Schloß machte mit den Dörfern Habizheim, Spachbrücken, Zeilhardt und Großzimmern eine Cent aus, in welcher die Fürsten von Löwenstein-Wertheim die Untergerichtsbarkeit, die Umstädter Sammtherrschaften (Hessen und Pfalz) hingegen die Territorialhoheit und alle hohe Obrigkeit hatten. Die pfälzischen Gerechtsame kamen 1802 an Hessen, und 1805 trat Hessen die Landeshoheit und die Centrechte von Habizheim an LöwensteinWertheim durch Tausch ab. Im Jahr 1806 hat der Fürst Constantin dem Ort das Privilegium, 3 Jahrmärkte zu halten, ertheilt. Endlich kam Habizheim 1806 unter Hess. Souveränität.«[8]
Hessische Gebietsreform (1970–1977)
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen schloss sich Habitzheim zum 31. Dezember 1971 freiwillig mit den Gemeinden Hering, Lengfeld Nieder-Klingen, Ober-Klingen und Ober-Nauses zur neuen Gemeinde Otzberg zusammen.[9][10] Für die sechs ehemals eigenständigen Gemeinden wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[11] Sitz der Gemeindeverwaltung wurde Lengfeld.
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 2] denen Habitzheim angehört(e):[1][12][13][14]
ab 1968: Amtsgericht Darmstadt mit der Auflösung des Amtsgerichts Reinheim, zweite Instanz: Landgericht Darmstadt
Historische Namensformen
In erhaltenen Urkunden wurde Habitzheim unter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1]
Habuthisheim (1262)
Habelsheim (1371)
Habetzheim (1427)
Habothsheym (1321)
Habolczheim; Habolßheim (1373)
Heytzheym (1442)
Haboltsheim (1322)
Habiczheim (1384)
Hatzen (1454)
Hatzhem (1339)
Habotsheim (1390)
Hatsheim (1458)
Habelsheym (1347)
Haboltsheim (1392)
Hatzhem (1472)
Habechseym (1355)
Habczheim (1395)
Haytßheym (1482)
Habetsheim (1360)
Habeczheim (1396)
Haytzem (1507)
Habitzheim (1361, 1398, 1419, 1516)
Habezheim (1412)
Habeltzheim (1510)
Haboltzheim (1365)
Hatzheim (1418, 1422)
Habitzheimb (1549)
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Habitzheim 1365 Einwohner. Darunter waren 57 (4,2 %) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 231 Einwohner unter 18 Jahren, 579 waren zwischen 18 und 49, 312 zwischen 50 und 64 und 246 Einwohner waren älter.[16] Die Einwohner lebten in 564 Haushalten. Davon waren 141 Singlehaushalte, 150 Paare ohne Kinder und 207 Paare mit Kindern, sowie 57 Alleinerziehende und 12 Wohngemeinschaften. In 102 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 390 Haushaltungen leben keine Senioren.[16]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[16]; ab 2012: Gemeinde Otzberg[18]
Blasonierung: „In Silber auf grünem Dreiberg stehend ein golden gekrönter, schwarz bewehrter roter Löwe, der auf der rechten Vorderpranke einen flugbereiten roten Habicht trägt und die linke auf einen von Silber und Blau schräg gerauteten Schild stützt.“
Das Wappen wurde durch den Heraldiker Georg Massoth gestaltet und am 1933 vom Hessischen Innenministerium genehmigt.
↑Die Ortschaften Burg und Dorf Habitzheim, Zeilhard, Spachbrücken und Groß-Zimmern waren Teil der Herrschaft (gelb umrandet). Der ausgeklammerte Ort Georgenhausen war wohl nur von ca. 1482 bis etwa 1611 bei den Löwensteinern. Der rote Pfeil zeigt die Lage der ehemaligen Wasserburg Habitzheim an, von der aus wohl dieses Gebiet kontrolliert wurde. Anmerkung: Ab ca. 1618 waren die Herren von Wallbrunn das weltliche und geistliche Oberhaupt von Georgenhausen. 1649, nach dem Dreißigjährigen Krieg, waren die von Walbrunn so verschuldet, dass sie Georgenhausen an den Kamptz zu Godow verkauften. Von ihm erbten 1671 die von Haxthausen Hofgut und Macht in Georgenhausen. 1806 kam der Ort wie auch die Herrschaft Habitzheim dann an das Großherzogtum Hessen. Mehr zu den Herrschaftsverhältnissen der verschiedenen Orte unter dem Eintrag der Stadt Reinheim, zu dem heute die Ortsteile Georgenhausen, Spachbrücken und Zeilhard gehören. Groß-Zimmern ist heute eine eigenständige Großgemeinde. Habitzheim ist heute Teil von Otzberg
↑Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
↑Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 14. November 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr.46, S.1828, Punkt 1506; Abs. 9. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,1MB]).
↑ abHauptsatzung. (PDF; 334 kB) §; 6. In: Webauftritt. Gemeinde Otzberg, abgerufen im Juli 2019.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Heinrich Tischner: Geschichte von Zeilhard. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. März 2022; abgerufen im Juni 2019.
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC894925483, S.43ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr.8, S.121ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2MB]).