Die Greifschwanz-Lanzenotter (Bothriechis schlegelii), auch Greifschwanz-Palmlanzenotter oder Schlegels Lanzenotter, ist eine Giftschlange aus der Familie der Vipern (Viperidae).
Greifschwanz-Lanzenottern werden 60, manchmal auch knapp über 80 Zentimeter lang. Weibchen werden größer als die Männchen. Sie sind von sehr variabler Färbung und können grün, olivgrün, blau, braun, gelb oder gelbbraun sein. Die Unterseite ist gelb oder grün. Bei den grünen und gelbbraunen Exemplaren gibt es oft noch Zickzackbänder oder ein netzartiges Muster von rötlichen oder braunen Flecken über der Grundfarbe. Der Kopf der Lanzenottern ist deutlich vom übrigen Körper abgesetzt und hat eine dreieckige Form. Das Auge hat eine senkrechte Pupille. Über dem Auge befinden sich zwei bis drei hornartig aufragende Schuppen. Die Tiere sind solenoglyph bezahnt; im Oberkiefer sitzen zwei lange Giftzähne, die bei geschlossenem Maul nach hinten geklappt sind.
Sie ernähren sich von Mäusen, kleinen Vögeln, Echsen und Fröschen.
Fortpflanzung
Die Greifschwanz-Lanzenotter pflanzt sich das ganze Jahr über fort. Sie ist wie alle Arten der Gattung lebendgebärend (Ovoviviparie) und bringt nach einer Trächtigkeit von 4 bis 5 Monaten 6 bis 22 Jungschlangen zur Welt, die bei der Geburt 10 bis 20 Zentimeter lang sind.
Systematik
Die Greifschwanz-Lanzenotter ist eine Art der Palmlanzenottern (Bothriechis) und damit der amerikanischen Grubenottern. Bis vor wenigen Jahren wurde die gesamte Gattung den Amerikanischen Lanzenottern (Bothrops) zugeordnet. Nach der Revision der ehemaligen Großgattung durch Burger 1971 und Steven D. Werman 1992 erfolgte die Zuordnung als eigene Gattung.[1]
Innerhalb der Palmlanzenottern stellt die Greifschwanz-Lanzenotter eine sehr basale Art dar, die zusammen mit der Bunten Palmenlanzenotter (B. supraciliaris) als Schwestergruppe aller anderen Palmlanzenottern angesehen wird:[2]
Die Greifschwanz-Lanzenotter ist stark giftig, warnt vor dem Giftbiss nicht und stößt auf Entfernungen bis zu einer halben Körperlänge zu. Das Gift hat Gewebe zerstörende und neurotoxische Bestandteile. Es kommt häufig zu Unfällen mit Arbeitern in Bananen- und anderen Plantagen, die aber meist nicht tödlich verlaufen. Das Gift wird aber gerade in der Terrarienhaltung häufig unterschätzt und kann zu Amputationen und schweren Verstümmelungen führen.
Literatur
Brian I Crother, Jonathan A. Campbell und David M. Mills: Phylogeny and Historical Biogeography of the Palm-Pitvipers Genus Bothriechis: Biochemicals and Morphological Evidence. In: Jonathan A. Campbell, Edmund D. Brodie Jr.: The Biology of the Pitvipers. Selva, Tyler (Texas) 1992; Seiten 1–20. ISBN 0-9630537-0-1
↑
Steven D. Werman: Phylogenitic Relationships of Central and South American Pitvipers of the Genus Bothrops (sensu lato): Cladistic Analyses of Biochemical and Anatomical Characters. In: Jonathan A. Campbell, Edmund D. Brodie Jr.: The Biology of the Pitvipers. Selva, Tyler (Texas) 1992; S. 21–40, ISBN 0-9630537-0-1
↑ ab
Alejandro Arteaga, R. Alexander Pyron, Abel Batista, Jose Vieira, Elson Meneses Pelayo, Eric N. Smith, César L. Barrio Amorós, Claudia Koch, Stefanie Agne, Jorge H. Valencia, Lucas Bustamante und Kyle J. Harris. 2024. Systematic Revision of the Eyelash Palm-Pitviper Bothriechis schlegelii (Serpentes, Viperidae), with the Description of Five New Species and Revalidation of three. Evolutionary Systematics. 8(1): 15-64. DOI: 10.3897/evolsyst.8.114527