Gottlieb Hiller war der Sohn des Fuhrmanns Hansjörge Hiller, der kurz nach seiner Geburt bereits verstarb; 1780 heiratete seine Mutter Evemike (geb. Vogelgesang) († 25. Dezember 1813) den Tagelöhner Andreas Belger aus dem Fürstentum Anhalt-Köthen und er wuchs darauf in Köthen auf.
Später wurde er Privatier anfangs in Ratibor in Oberschlesien und in seinen letzten Lebensjahren in Bernau bei Berlin.
Werdegang
Bereits in jungen Jahren half Gottlieb Hiller seinen Eltern bei der Feldarbeit und musste im Sommer Ähren lesen und im Winter Holz spalten.
Er besuchte anfangs die Stadtschule in Köthen und darauf für kurze Zeit die dortige Lateinschule.
Er entwickelte die Begabung, bereits im Alter von zehn Jahren seine Einfälle in Reime umzusetzen, mit denen er sich einen weiteren Erwerb verschaffen konnte, indem er Kindtaufen-, Hochzeits- und Trauergedichte schuf.
1793 kam er zu einem Fuhrmann, dem er bis 1798 als Knecht auf dessen Reisen diente, jedoch musste er dann bei seinen Eltern zu Hause bleiben, um diese mit seiner Arbeitskraft zu unterstützen. In dieser Zeit begann er im Winter Taubennester und Fußmatten zu flechten und im Sommer Lehmsteine zu streichen. Während seiner beruflichen Tätigkeit als Flechter begann er Gedichte zu entwickeln, die er darauf in seiner Freizeit niederschrieb.
In seiner Freizeit suchte er weiterhin jede Gelegenheit zum Lesen; hierbei fand er die Unterstützung eines Bürgers ein Köthen, der ihm die Schriften von Christoph Martin Wieland überließ, worauf sich seine dichterische Anlage entwickelte. Nachdem er 1801 ein Gedicht über eine grüne Schote[1] veröffentlicht hatte, machte er die Bekanntschaft mit mehreren Gelehrten aus Köthen, die ihn weiter empfahlen, worauf er häufig aufgefordert wurde, zu dichten. Durch weitere Veröffentlichungen, die teilweise mehrfach aufgelegt wurden, erhielt er bereits nach kurzer Zeit 500 Taler, da die Fürsten von Anhalt und andere Musenfreunde es über Gebühr vergüteten. Dies führte unter anderem dazu, dass Fürst August Christian ihn rufen und reich beschenken ließ.
Mit der Unterstützung des Kanzleisekretärs Ludwig Gustav Baentsch (1774–1830)[2], der ein Cousin des TheologenLebrecht Ludwig Baentsch war, wurde er einem größeren Publikum vorgestellt, und dieser ließ auch seine ersten Gedichte drucken.
Nach diesem Besuch in Schricke trat er eine Reise nach Potsdam und Berlin an. In Potsdam wurde er, kurz nach seiner Ankunft, durch den damaligen MajorKarl Friedrich von dem Knesebeck dem GeneralErnst von Rüchel vorgestellt, der ihn an die Familientafel lud. Durch die Verwendung von Ernst von Rüchel erhielt er eine Audienz beim KönigFriedrich Wilhelm III. und der Königin Luise, denen er einige seiner Gedichte vortrug und aus seinem Leben berichtete; später ließ er der Königin ein von ihm geflochtenes Taubennest zukommen.
Auf seiner Reise erhielt er die Unterstützung einiger Subskribenten; er hatte zahlreiche Vorbestellungen mit einer Anzahlung für seinen ersten Band gesammelt, sodass die an den Anfang des Werkes gesetzte Liste der Pränumeranden (im Voraus zu zahlen) 58 Seiten umfasste. Mit der Veröffentlichung gelang es ihm, die Schulden seiner Eltern zu bezahlen.
Seine Gedichte und Selbstbiographie erschienen 1805 in Köthen, und 1808 veröffentlichte er als zweiten Teil seiner Gedichte den Band Reise durch einen Theil von Sachsen, Böhmen, Oestreich und Ungarn, von dem 1822 die vierte Auflage in Königsberg erschien. In seiner Reisebeschreibung schildert er unter anderem die Vorstellung bei KaiserFranz II. in Wien, dem er ein Gedicht auf die neue österreichische Kaiserwürde überreichte.
Gottlieb Hiller. In: Der reimende Hurone: Köthener fand vor über 200 Jahren nicht nur bei Goethe Anklang. In: Mitteldeutsche Zeitung vom 21. Oktober 2018.
↑Philipp Friedrich Hermann Klencke: Gleim: historischer Roman in drei Büchern. Der Hüttner zu Halberstadt. Buch 3. Schettler, 1855 (google.com [abgerufen am 19. April 2022]).
↑Henry Crabb Robinson: Ein Engländer über deutsches Geistleben: im ersten drittel dieses Jahrhunderts: auf Zeichnungen H.C. Robinson's, nebst Biographie und Einleitung. 1871 (google.com [abgerufen am 19. April 2022]).
↑Walter Pape: Das »Wunderhorn« und die Heidelberger Romantik: Mündlichkeit, Schriftlichkeit, Performanz: Heidelberger Kolloquium der Internationalen Arnim-Gesellschaft. Walter de Gruyter, 2011, ISBN 978-3-11-091549-5 (google.de [abgerufen am 19. April 2022]).
Hiller, Johann Gottlieb; Hiller, Théophile; Hiller, Johann Karl Theophil; Hiller, Joannes Carolus Theophilus; Hiller, Johann Carl Gottlieb; Hiller, Johannes Carl Gottlieb; Hiller, Johannes Carl Theophil; Hiller, Johannes Karl Theophil; Hiller, Johann Karl Gottlieb; Hiller, Johannes Karl Gottlieb
KURZBESCHREIBUNG
deutscher Tagelöhner und Schriftsteller
GEBURTSDATUM
15. Oktober 1778 oder 20. Oktober 1778 oder 21. Oktober 1778