Das Gebiet des Stadtteils Gibitzenhof ist allgemein von flacher Struktur und erstreckt sich bei einer Höhe von 315–325 m ü. NHN auf einer Fläche von 5,40 km². Daraus ergibt sich bei 11.577 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2003) eine Bevölkerungsdichte von ca. 2100 Einwohnern je km² (im Kerngebiet von Gibitzenhof: ca. 12.000 Einwohner je km²).[3]
Gibitzenhof wurde 1372 erstmals urkundlich erwähnt. Das Bestimmungswort des Ortsnamens ist Gigitz (=Kiebitz).[4] Das GrundwortHof erklärt sich wie in vielen anderen Namen Nürnberger Stadtviertel aus der Tatsache, dass es eine bedeutende Anzahl – zum Teil kaiserlicher – Güter gab, welche die Versorgung der Kaiser- und der Markgrafenburg sicherzustellen hatten. Hinzu kam, dass im frühen Mittelalter der Kaiser keine feste Pfalz hatte, sondern mitsamt Gefolge durch das Reich zog und quasi vom Sattel aus regierte. Auf diesen Reisen musste es in überschaubaren Abständen reiche Höfe geben, die den Tross für einige Zeit beherbergen und ernähren konnten. Grundherren waren ab 1372 die Waldstromer, ab 1400 Fritz Feierlein, 1422 Seitz Schiller, 1426 Niklas II. Muffel, 1430 Gabriel Tetzel, ab 1455 bis 1955 die Löffelholz von Kolberg. Der Herrensitz Gibitzenhof (heute: Gibitzenhofstraße 146, 170–176) wurde erstmals erwähnt, als er 1455 an die Löffelholz von Kolberg überging. Die Löffelholz übten über Jahrhunderte die Dorf- und Gemeindeherrschaft aus und übten bis 1848 die Grundherrschaft aus.
Im Zweiten Markgrafenkrieg 1552 wurde der Herrensitz niedergebrannt und in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts neu aufgebaut. Er war als „Weiherhaus“ bis um 1900 von einem Wassergraben umgeben, der aus dem Vogelweiher bei der heute gleichnamigen Straße gespeist wurde. Das Neue Schloss, durch einen Vorhof mit verschiedenen Ökonomiegebäuden an den alten Bau angebunden, entstand 1752 in Barockformen. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Anlage durch britische Luftangriffe vollständig zerstört, die Ruinen wurden bis auf kleinste Reste abgetragen.[4]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Gibitzenhof 17 Anwesen (1 Schloss, 14 Güter, 1 Wirtshaus, 1 Beckenhaus) und 1 Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht übte die Reichsstadt Nürnberg aus, was aber von den brandenburg-ansbachischen Ämtern Schwabach und Burgthann bestritten wurde. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte der Nürnberger Eigenherr von Löffelholz inne. Alleiniger Grundherr war von Löffelholz.[5] Zu Beginn des 19. Jahrhunderts bestand das abgelegene, überwiegend von Viehwirtschaft lebende Dorf noch aus 24 Gebäuden.
Die Industrialisierung begann erst, nachdem sich Sigmund Schuckert mit seinem Werk (Siemens-Schuckertwerke) und später die MAN in der Nähe des Dorfes niedergelassen hatten. Gibitzenhof gehörte zur Jahrhundertwende zu den am schnellsten wachsenden Stadtvierteln.[4] Die Einwohnerschaft verzehnfachte sich zwischen 1871 und 1900 fast von 943[9] auf 9004.[10] Nach der Eingemeindung am 1. Januar 1899[11] stieg die Einwohnerzahl bis 1910 auf über 30.300 an. Noch vor dem Ersten Weltkrieg entstanden Fabrikanlagen an der Ulmen-/Voltastraße, Diana-/Löffelholzstraße und an der Nopitschstraße. Die starke Bautätigkeit im Süden von Gibitzenhof, ebenso die 1908/09 errichtete Wohnanlage Dianastraße standen in engem Zusammenhang mit der Ansiedlung der MAN nach 1899 entlang der Frankenstraße. Aufgrund der rasch steigenden Schülerzahlen wurde zwischen 1901 und 1905 das Schulhaus an der Gibitzenhofstraße neu erbaut und bereits 1910/11 entstand das Herschelschulhaus mit 45 Schulzimmern und zwei Turnhallen.[4]
Gegenwart
Verkehrszentrum ist der Dianaplatz mit dem anliegenden Dianablock, einem Konglomerat von Wohnhäusern, das ein interessantes Besiedelungskonzept aus der Zeit der Weimarer Republik darstellt. Besonders die Firma MAN hat stark zum Ausbau des Viertels Gibitzenhof beigetragen, indem Wohnhäuser für die Arbeiterschaft finanziert wurden. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Viertel zu einer Hochburg der Sozialdemokratie. Die uneinheitliche Bebauung erklärt sich aus der starken Zerstörung durch britische Luftangriffe auf die dicht besiedelten Wohngebiete während des Zweiten Weltkrieges.
Einwohnerentwicklung
Gemeinde Gibitzenhof (bis 1826 Gemeinde Galgenhof)
Im Hubertussaal, einem Jugendstilsaal in der Dianastraße 28, werden neben regelmäßigen Theateraufführungen – das Gostner Hoftheater hat dort eine zweite feste Spielstätte – Kleinkunst, Konzerte und Musicals geboten.
Bauwerke
Durch die überwiegend britischen Luftangriffe des Zweiten Weltkrieges wurden der größte Teil des mittelalterlichen Gibitzenhof, die Bauten aus der wilhelminischen Zeit und auch die St.-Markus-Kirche von 1914 zerstört. Nur vereinzelt sind noch Spuren aus der Vorkriegszeit zu finden.
Die historistische Wohnanlage Dianastraße 26–66 mit Innenhöfen und Tordurchfahrten und dem Hubertussaal wurde ab 1908 nach Planung von Ludwig Ruff errichtet. Sehenswert ist auch das im barockisierenden Heimatstil errichtete Gebäude Dianastraße 16, ein Wohn- und Geschäftshaus, ehemals mit Apotheke in Ecklage von 1914/15.
In der Meisenstraße haben einige Nebengebäude des Löffelholzschen Herrensitzes und des alten Dorfes den Luftangriff von 1945 überstanden. In der kleinen Grünfläche sind noch vereinzelte Überreste der Schlossanlage zu finden.
Gibitzenhof wird von West nach Ost durch die Ringstraße (B 4 R) erschlossen und im Westen vom Frankenschnellweg tangiert, die sich beide an der Anschlussstelle Nürnberg-Südring westlich des Dianaplatzes kreuzen. An öffentlichen Verkehrsmitteln verkehren die Straßenbahnlinien 4 + 11 sowie die Stadtbuslinien 58, 65 und 68.
Linie
Verlauf
Takt
Gibitzenhof – Dianaplatz – Alemannenstraße – Brehmstraße – Landgrabenstraße – Steinbühl – Kohlenhof – Plärrer – Obere Turnstraße – Hallertor – Tiergärtnertor – Friedrich-Ebert-Platz – Juvenellstraße – Bucher Straße/Nordring – Thon – Cuxhavener Straße – Schleswiger Straße – Bamberger Straße – Am Wegfeld Stand: Fahrplanwechsel Dezember 2023
↑Stadt Nürnberg, Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch der Stadt Nürnberg 2016. Dezember 2015, ISSN0944-1514, 18 Statistische Stadtteile und Bezirke, S.244–245, S. 244 (nuernberg.de [PDF; 6,3MB; abgerufen am 1. November 2017]).
↑Stadt Nürnberg, Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch der Stadt Nürnberg 2016. Dezember 2015, ISSN0944-1514, 18 Statistische Stadtteile und Bezirke, S.19–20, S. 19 (nuernberg.de [PDF; 6,3MB; abgerufen am 1. November 2017]).